Immer über Stock und Stein

4.7.2011, 10:00 Uhr

Für was eine Gemeindejubiläum alles gut ist! Als im vergangenen Jahr das kleine Kammerstein 775. Geburtstag gefeiert hat, wurde nach besonderen Veranstaltungen gefahndet, die es sonst nirgendwo gibt. Bürgermeister Walter Schnell klopfte auch beim Auto- und Motorradclub (AMC) an. Der hat zwar seinen Sitz in Roth, hat jedoch nahe Schattenhof direkt an der Autobahn ein gemeindliches Grundstück gepachtet, auf dem die vereinseigenen Enduro-Fahrer dreimal wöchentlich über Stock und Stein heizen.

Roth, das weiß man nicht nur in diesen frühen Juli-Tagen, ist als Gastgeber des großen Challenge bloß ein anderes Wort für Triathlon. Also kam Karl Obermeyer, der Vorsitzende des AMC, auf die Idee, es einmal mit einer ungewöhnlichen Variante des Ausdauerdreikampfs zu versuchen. Und schon war er geboren, der „Hardcore Cross Triathlon“.

Ein bisschen Verwandtschaft zum bekannten Dreikampf gibt es noch, zumindest bei den Disziplinen Nummer zwei und drei. Mit dem Mountainbike müssen die Athleten fünf Runden á 3 Kilometer bewältigen. Allerdings ist das Gelände um den Kammersteiner Festplatz abschnittsweise so steil, dass man selbst mit der kleinsten Übersetzung, im Fachjargon Rettungsanker genannt, nicht mehr vom Fleck kommt.

Auch der abschließende Lauf geht quer durchs Gelände, fünf knackige Ein-Kilometer-Runden rund um den Festplatz sind zu absolvieren.

So viel zu den mehr oder weniger vergleichbaren Disziplinen bei Triathlon und Cross-Triathlon.

Motorradfahren statt Kraulen

Nur Schwimmen muss beim AMC niemand. Als erste Prüfung steht vielmehr ein wilder Ritt mit der Enduro-Maschine auf dem Trainingsgelände bei Schattenhof auf dem Programm. Über zehn Runden, jede etwa drei Kilometer lang, wird von Mensch und Maschine Höchstleistung abverlangt. Der ausgesteckte Kurs ist so verwinkelt, dass die PS-Zahl und Hubraum der Spezialmaschinen kaum ins Gewicht fallen. Stattdessen brauchen die Motorradartisten erstens viel Geschick und zweitens viel Kondition. Unter einer Stunde Fahrzeit bleibt kaum einer. Dabei sind die äußeren Bedingungen optimal. Die Stollenreifen finden in den vielen Kurven und nach den Sprüngen genügend Grip im weichen Boden. Es gibt zwar eine Handvoll Stürze, doch die BRK-Helfer, die sich am Rand der Strecke in Bereitschaft halten, müssen nicht eingreifen.

Derjenige, der schon bei der ersten Disziplin am besten zurechtkommt, ist Stefan Nutz. Doch das Endurofahren ist ja auch die Spezialität des Oberreichenbachers, der sich regelmäßig bei Rennen mit Kollegen aus ganz Süddeutschland misst. Aber wie sieht es aus mit dem Biken und dem Laufen? Nutz ist zuletzt häufig mit dem Fahrrad in die Arbeit am Nürnberger Hafen gefahren. Mit dem Laufen hat er dagegen erst vor einigen Monaten begonnen. Doch die drei Minuten Vorsprung, die er nach dem Motorrad-Cross auf die Konkurrenz mitbringt, verteidigt er am Nachmittag locker.

Jetzt wird allerdings nicht mehr auf der Motorradstrecke gestartet, sondern auf dem Kammersteiner Festplatz. Und zwar in Form eines Jagdrennens, wie man es aus dem Biathlon kennt. Nutz tritt als erster in die Pedale, die Konkurrenz folgt analog ihres Rückstandes nach der ersten Disziplin. Nutz hat keine Probleme, die Führung zu verteidigen, auch wenn ihm der Wechsel vom Rad zum Laufen schwer fällt – die echten Triathleten können ein Lied davon singen. Stefan Leinberger belegt am Ende Platz zwei, Michael Krauß Rang drei.

Und das ist noch nicht alles. Wie beim Challenge in Roth gibt es auch beim Hardcore-Cross-Triathlon einen Staffelwettbewerb. Den gewinnen die beiden erst 17-jährigen Lukas Krauß (Motorrad, Laufen) und Marco Kerner (Mountainbiken).

Insgesamt sind 17 Einzelstarter beziehungsweise Mannschaften mit von der Partie. Kein Vergleich natürlich zu den über 4000, die am kommenden Sonntag alleine oder in der Staffel 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,195 km Laufen werden. Karl Obermeyer, dem AMC-Vorsitzenden, macht das aber nichts aus. Ein paar mehr hätten es zwar schon sein können, sagt er.

Aber bei spätestens 30 wäre ohnehin Schluss. „Wenn mehr mit dem Motorrad auf der Strecke sind, dann ist das organisatorisch nicht mehr zu handeln“, sagt er.

Der Cross-Triathlon, findet Obermeyer, hat gleich zwei positive Nebeneffekte. Erstens: „Unsere Sportler halten sich ohnehin mit Radfahren und Laufen fit. Da bietet es sich doch fast an, diese drei Sportarten miteinander zu verbinden“, findet der Vorsitzende. Und zweitens: „Wir können hier zeigen, dass wir nicht die Rowdies unter dem Helm sind“, sagt Obermeyer.

Und wem es zu anstrengend wird? Nun, der hat auch noch andere Möglichkeiten. Im Osten gibt es hin und wieder einen Enduro-Biathlon: Erst Motorradfahren und dann Schießen.

2. Hardcore-Cross Triathlon des AMC Roth (30 km Motocross/15 km Mountainbike, 5 km Crosslauf), Klasse 2 (17-40 Jahre): 1. Stefan Nutz (Oberreichenbach) 1:57:14 Stunden (zugleich Gesamtsieger), 2. Stefan Leinberger (Oberreichenbach), 1:59:40, 3. Thomas Schmidt (Butzenreuth), 2:10:28.

Klasse 3 (über 40 Jahre): 1. Michael Krauß (Hilpoltstein) 2:05:03, 2. Robert Labinsky (Cadolzburg) 2:24:36, 3. Manfred Schmidt (Oberreichenbach), 2:28:09.

Staffelwertung: 1. Die 17er 1:51:49 Stunden, 2. Die dreisten Drei 1:58:52, 3. BS-Racing 2:03:49.