In der Baustelle wird es eng für Rettungskräfte

16.6.2016, 09:57 Uhr
Ein Großeinsatz auf der Autobahn ist nie leicht. Die aktuelle Baustelle aber macht es den Rettern noch viel schwieriger.

© NEWS5 / Lange Ein Großeinsatz auf der Autobahn ist nie leicht. Die aktuelle Baustelle aber macht es den Rettern noch viel schwieriger.

6,5 Kilometer lang ist die Gefahrenzone auf der A6. Dicht an dicht quetschen sich bis 2019 Autos und Lastwagen durch die jeweils beiden schmalen Spuren zwischen Schwabach-West und Roth. Kommt es zu einem Unfall, wird es eng: Polizei, Feuerwehr und Sanitätsdiensten müssen sich etwas einfallen lassen, um an die Unfallstelle zu gelangen.

„Wir führen im Vorfeld der Bauarbeiten Verkehrsbesprechungen mit den Rettungskräften durch“ sagt Andreas Eisgruber, Leiter der Autobahndirektion Nordbayern. „Es gibt Zwangslagen, die so eine Vorbereitung für und mit den Einsatzkräften notwendig machen. Zum Beispiel, wenn der Weg zum Unfall durch die Baustelle so verengt ist, dass die anderen Verkehrsteilnehmer keine Rettungsgasse bilden können.“

Trennwände durchsägen

Dann gebe es mehrere Möglichkeiten für die Einsatzkräfte: Sie gelangen über die Baustelleneinfahrt, über den Standstreifen oder einen parallel verlaufenden (Feld-)Weg zur Unfallstelle. Oder sie fahren von der Gegenrichtung sowie sogar der Gegenfahrbahn an — allerdings nur, wenn absolut gesichert ist, dass keine Fahrzeuge entgegenkommen. Dann müssen sie die Mitteltrennung, die Leitplanken oder bei Baustellen die mobilen Betontrennwände öffnen beziehungsweise durchsägen und darüber einfahren.

Eine weitere Alternative im Vorfeld sind „Stauwarnanlagen“. Sie messen die Geschwindigkeiten der vorbeifahrenden Autos, ermitteln eine Geschwindigkeit und passen so den folgenden Verkehr an. Sie warnen ihn sozusagen vor. Im Regelfall wird dann eine der beiden Fahrspuren gesperrt. In einigen Fällen ist das allerdings nicht möglich, weil die Fahrzeuge sich ja bereits im Nadelöhr stauen.

Standstreifen ist keine Option

Gar keine Option ist es, dass Verkehrsteilnehmer auf dem Standstreifen halten. „Damit blockieren sie nämlich auch eine Möglichkeit zur Zufahrt für die Rettungskräfte“, mahnt Michael Petzold, Pressesprecher im Polizeipräsidium Mittelfranken, an. Die bessere Variante ist es, auf der Fahrbahn vor der Baustelle und damit dem Stauende herunterzubremsen, dabei unbedingt den Verkehr hinter sich via Rückspiegel im Auge zu behalten – natürlich unbedingt mit gesetztem Warnblinker – und dort bereits zu beginnen, eine Rettungsgasse zu bilden.

„Und vor allem diese auch zu halten – viele Verkehrsteilnehmer rangieren sofort wieder zurück auf die Spur, wenn ein Rettungsfahrzeug vorbeigefahren ist“, fügt Petzold hinzu.

Wichtig ist außerdem, Abstand zum Vordermann zu halten, damit man selbst rangieren kann. „Es ist besser, außerhalb der Engstelle zu bleiben, wenn man niemanden gefährdet.“

Unbedingt sitzen bleiben

Dazu sollten die Insassen unbedingt im Auto sitzen bleiben, damit sie sich nicht in Gefahr bringen, wenn weitere Rettungsfahrzeuge anfahren oder ein Motorradfahrer durchrauscht. Außerdem sollte man den Hinweisen im Radio folgen. „Wir geben so schnell wie möglich Aktuelles weiter“, sagt Petzold noch.

Generell aber sei es wichtig, dass die Verkehrsteilnehmer, immer versuchen eine Rettungsgasse zu bilden. Diese Rettungsgassen werden in der Mitte zwischen zwei Fahrspuren gebildet, die Fahrer weichen nach links und nach rechts aus – in Österreich lernen und üben das sogar die Fahrschüler.

„Wir nutzen alle Möglichkeiten, auch wenn es sehr eng ist. Irgendwie kommen wir schon durch.“ Als Geisterfahrer auf der Gegenfahrbahn zur Unfallstelle zu kommen, ist eine sehr seltene Variante, die nur angewandt wird, wenn absolut sichergestellt ist, dass kein Gegenverkehr herrscht.

„Allerdings“, sagt Schwabachs Stadtbrandrat Holger Heller, „ist es nicht nur äußerst gefährlich, so an die Unfallstelle zu gelangen, sondern manchmal auch fast unmöglich.“ Denn die mobilen Betonwände oder auch die regulären Leitschutzplanken seien so konstruiert, dass sie schwere Fahrzeuge im Notfall davon abhalten, auf die Gegenfahrbahn zu geraten. „Sie müssen zum Beispiel Lkw ableiten.“ Zwar gebe es, so Heller weiter, ab und an Notöffnungen, aber eine jede solcher Öffnungen schwäche die Stabilität der Schutzplanke.

Am wichtigsten, so das Fazit, sind folgende Punkte: Die Fahrer auf der Gegenfahrbahn sollten nicht „gaffen“. Keiner soll dem Rettungsfahrzeug hinterherfahren. Denn am Unfallort stehen sie nur im Weg. „Das“, sagt Holger Heller, „ist schlichtweg verboten“.

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