In Schlagweite

SCHWABACH - Bald weiß man, was die Stunde geschlagen hat. Seit gestern hängen nämlich die vier Zifferblätter und acht Zeiger der Kirchturmuhr wieder an der Schwabacher Stadtkirche. In Gang gesetzt wird die Uhr allerdings erst, wenn in der nächsten Woche das Gerüst abgebaut wird.

Thomas Hollering ist Uhrmacher. Das sind die Leute, die in der Regel mit Lupe und winzigen Schraubenziehern hantieren und in ein filigranes Laufwerk, das sich hinter der Armbanduhr verbirgt, eindringen. Seitdem Hollering jedoch bei der Firma „Bayreuther Turmuhren“ beschäftigt ist, hat er eher den großen Schraubenschlüssel dabei.

© Gerner

So wie diesen Donnerstag in Schwabach. Thomas Hollering gehört nämlich zu dem vierköpfigen Team des oberfränkischen Turmuhren-Spezialisten, das die rundum sanierten Zifferblätter und Zeiger an den Kirchturm schraubt. Die Dimensionen sind hier schon ein wenig anders. Jeweils drei Meter im Durchmesser sind die vier Zifferblätter groß, mehrere Kilogramm wiegen die am Mittag noch dick verpackten Zeiger.

Zifferblätter und Zeiger sind so mächtig, dass Georg Weger über vier Wochen lang gut zu tun hatte. Der Zifferblattmaler, ebenfalls von den „Bayreuther Turmuhren“, ließ im Vorjahr zunächst Zifferblätter und Zeiger abmontieren und sandstrahlen. Dann verpasste er dem Rahmen einen neuen Anstrich. Er ersetzte dabei das eher unscheinbare ockerbraun durch ein kräftiges dunkelrot – „vom Architekten vorgegeben“, wie er sagt.

Dann wurden die Zeiger und die römischen Ziffern auf den vier Zifferblättern frisch vergoldet. Knapp 16000 der hauchdünnen, acht mal acht Zentimeter großen Blattgoldblättchen, allesamt von der heimischen Firma Eytzinger, hat er verarbeitet. Die letzten Blättchen hat er zur finalen Montage auf den Kirchturm mitgebracht. „Für den Fall, dass etwas passiert und wir noch einmal nacharbeiten müssen.“

Nun, Georg Weger und Thomas Hollering sowie ihre Kollegen Jörg Freese, ein gelernter Schlosser, und Willi Liebelt gehen so behutsam vor, dass Weger seine Blattgoldheftchen in seinem Werkzeugkasten lassen kann.

Kollege Thomas Hollering, der gelernte Uhrmacher, fährt am späten Nachmittag zufrieden im Aufzug nach unten. Er hat es nicht bereut, beruflich auf die etwas größeren Uhren umgestiegen zu sein. „Nur eines muss man als Turmuhrenmacher sein“, sagt Hollering: „schwindelfrei“.