Jüdisches Museum in Schwabach: Sponsoren gesucht

12.12.2014, 08:47 Uhr
Jüdisches Museum in Schwabach: Sponsoren gesucht

© Günther Wilhelm

Die Kosten für das neue Jüdische Museum liegen bei rund 390 000 Euro. Den Großteil übernehmen die Regierung von Mittelfranken und der Freistaat. Doch 70 000 Euro sind noch offen. Deshalb wirbt das Jüdische Museum um Sponsoren.

Am Mittwoch hat in der Alten Synagoge ein festlicher „Fundraising“-Abend mit prominenten Gästen stattgefunden.

Schirmherr des neuen Museums ist Bayerns ehemaliger Ministerpräsident Dr. Günther Beckstein. Im Mittelpunkt stand aber Charlotte Knobloch. Die ehemalige Vorsitzende des „Zentralrats der Juden in Deutschland“ las aus ihrer Autobiographie „In Deutschland angekommen“.

Für den würdevollen Rahmen sorgten zwei exzellente Musiker: Der aus New York stammende Alex Jacobowitz vermittelte mit seinem Xylophon ein Gefühl für jüdische Kultur. Begleitet wurde er von dem Moskauer Mark Kovnatzky mit der Violine.

Vom Mittelalter bis 1939

Da sowohl OB Matthias Thürauf als auch dessen erster Stellvertreter Dr. Roland Oeser erkrankt waren, skizzierte dritter Bürgermeister Dr. Thomas Donhauser eingangs die lange Geschichte des Judentums in Schwabach: „Sie beginnt im Mittelalter, endet jedoch in Vertreibung.“ Zur Blütezeit der jüdischen Gemeinde war Schwabach sogar ein Distriktrabbinatssitz mit einer Talmudschule.

Im 19. und zu Beginn 20. Jahrhundert sank die Zahl der Schwabacher Juden aber. „Im Nationalsozialismus wurden die letzten jüdischen Einwohner Schwabachs vertrieben. Die Stadt rühmte sich 1939 in nationalsozialistischer Manier ,judenfrei’ zu sein.“ Das neue Museum werde aber „das einstige jüdische Leben in Schwabach vermitteln“, so Donhauser, der sich deshalb „eine bedeutende Unterstützung durch Förderer“ wünscht.

Bezirksrat Alexander Küßwetter, der Vorsitzende des Trägervereins des Museums, betonte, wie jüdische Kultur Franken bereichert habe: „Die jüdische Geschichte ist eine fränkische und die fränkische Geschichte eine jüdische. Umso wichtiger ist es, dass wir begreifen, dass die Vernichtung jüdischen Lebens in der Shoa auch eine Vernichtung fränkischen Lebens bedeutete.“

„Ungeheurer Fortschritt“

Günther Beckstein entwickelte diesen Gedanken weiter: „Niemand glaubte, es sei nach der Schoa möglich, wieder jüdisches Leben in Deutschland zu etablieren.“ Doch glücklicherweise sei dies nicht so eingetreten. Heute gebe es wieder über 100 jüdische Gemeinden. „Das ist ein ungeheurer Fortschritt“, sagte Beckstein. „Allerdings ist die nichtjüdische Bevölkerung nicht mehr mit dem jüdischen Leben vertraut. Ohne jüdische Museen würde das Wissen um die deutsch-jüdische Kultur für immer verloren gehen.“ Deshalb appellierte Beckstein, das neue Museum in Schwabach „moralisch, aber auch finanziell zu unterstützen“.

Museumsleiterin Daniela Eisenstein erläuterte das Konzept für die nach Schnaittach zweite Außenstelle in Schwabach. „Es beruht auf zwei Säulen: Auf dem Gebäude der Laubhütte und auf dem einmaligen Ensemble in der Synagogengasse mit der Laubhütte, der Synagoge, dem Rabbinerhaus und weiteren Häusern.“

Moderne Medien

Vermitteln will sie die Geschichte der Schwabacher Juden in einem modern gestalteten Museum, sogar eine eigene „App“ wird es geben. Qualität habe aber ihren Preis.

Große Unterstützung leistet bereits der „Förderverein Jüdisches Museum“. Bisher sind 30.000 Euro Spenden für die neue Schwabacher Filiale geflossen. Vorsitzende Susanne Jahn kündigte weitere 15.000 Euro an.

Kontakt: Jüdisches Museum Franken. Telefon (09 11) 77 05 77

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