KaKuze-Theater-Company überzeugte mit „König Lear“

20.10.2015, 08:27 Uhr
KaKuze-Theater-Company überzeugte mit „König Lear“

© Foto: Thomas Karl

Wermutstropfen: Ganz ausverkauft war die Premiere nicht. Weitere Aufführungen gibt es am 24./25. Oktober und am 4./5./6. Dezember jeweils um 19 Uhr im Theatersaal der Gaststätte Goggerer in Katzwang, Am Waldrand 64.

Kaum war der letzte Vorhang im vergangenen Jahr gefallen, da begannen bereits die Arbeiten an der nächsten Inszenierung. Regisseur Wolf-Burkhard Heinz hatte selbst das Textbuch erarbeitet. Vier Monate dauerte es alleine, bis Heinz zwölf verschiedene Übersetzungen durchgearbeitet hatte. Nach einem Jahr stand dann eine Aufführung, die sich sehen lassen kann und die das Premierenpublikum begeistert hat.

Hauptrollen doppelt besetzt

Die Hauptrollen hat Heinz doppelt besetzt. Bei der Premiere gab Traudl Wellein (eigentlich eine Königin) den König. Sie machte seinen Verfall vom amtsmüden Mann, der aber die Annehmlichkeiten seines Standes genießen will, über den von allen Töchtern enttäuschten und immer mehr verwirrten Greis auf erschreckende Weise deutlich.

Seine drei Töchter mit ihren drei unterschiedlichen Charakteren beeindruckten ebenfalls: Cordelia (Cornelia Bühl) zeigte zuerst, dass Ehrlichkeit keine Zukunft zu haben scheint, kam aber – obwohl vom Vater verstoßen – als Königin von Frankreich zurück. Sie wollte dem verwirrten Vater helfen, kam jedoch durch ihre Schwestern dabei um.

Gonneril (Jutta Nüßlein) umschmeichelte ihren Vater bei der Erbvergabe, ließ aber bald die Maske fallen, hinter der eine unbändige Herrschsucht zu Tage kam. Selbst ihr Ehemann, der Herzog von Albany (Norbert Bux) wendet sich am Ende gegen seine intrigante Frau.

Auch Regan (Susi Wick) macht eine Verwandlung von der lieben Frau zur harten Tochter durch, die ihren Vater herzlos aus dem Haus jagt.

Stark auch die Darstellung des unehelichen Sohns Edmund (Benedikt Mangold), der überzeugend herausarbeitete, wie er aus Habgier seinen Vater vernichtete und seinen Bruder Edgar vom Hof vertreibt. Edgar (Daniel Ruppert) schlägt sich dann im Wald durchs Leben. Er findet den geblendeten Vater (Max Ruppert) als geächteten Graf von Gloucester, verhindert dessen Selbstmord und findet zuletzt seinen Bruder, der ihn betrogen hat, sterbend vor.

Auch der Herzog von Cornwall (Stefan Nüßlein), der Mann von Regan, büßt seine machtgierige Einstellung mit dem Tod, so dass am Ende auf der Bühne nur noch Graf von Kent, treuer Berater des König, von diesem verbannt, aber am Ende ein verlässlicher Führer des zuletzt verwirrten Königs Lear, Edgar und der Narr übrigbleiben.

Doch auch der König stirbt angesichts des Niedergangs seiner Familie an gebrochenem Herzen. Den Graf von Kent spielt überzeugend distanziert, überlegen und doch warmherzig Christian Stuhlfauth – bis vor gut einem Jahr evangelischer Pfarrer in Katzwang und damit wieder an den Orts seines Wirkens zurückgekehrt.

Philosophierender Narr

Zwischen all den Ränkespielen, Intrigen und Tragödien überzeugte Julia Lappus als tänzelnder, ratender und philosophierender Narr, der die Handlung vorantreibt, hilfreich einspringt, geistreich zum Nachdenken anregt und trotzdem ganz in der Rolle des Narren aufgeht.

Michael Wagenknecht zeigt seine Wandlungsfähigkeit, indem er zuerst den König von Frankreich gibt, später den Kammerherrn von Regan, der als tückisches Mädchen für alle Bosheiten zum Ende selbst zu Tode kommt.

Insgesamt war es ein unterhaltsamer, aber in die Tiefe gehender Abend, bei dem die über 30-köpfige Company mit Regisseur Wolf-Burkhardt Heinz gekonnt ein sehr schweres Werk Shakespeares auf der Bühne umsetzte. Zufällig hatte genau eine Woche vorher das Nürnberger Schauspielhaus auch König Lear mit einer Premiere auf dem Spielplan. Interessenten haben so die Möglichkeit, die Aufführung eines hochkarätigen Laien-Ensembles der Profi-Inszenierung im Nürnberger Staatstheater gegenüberzustellen.

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