Landkreis Roth: Zwei Sieger bei Presssackmeisterschaft

LANDKREIS ROTH - Am Ende war es beim Presssackwettbewerb des Landkreises Roth so wie beim Zweierbob-Entscheid bei Olympia in Pyeongchang: ein totes Rennen. In Fernost lagen der Deutsche Francesco Friedrich und der Kanadier Justin Kripps gemeinsam auf Platz eins und teilten sich Gold. Beim traditionellen Wettstreit um die beste Wurst gingen die Ritterbacher Metzgerei Böbel und die Rednitzhembacher Metzgerei Rabus punktgleich über die Ziellinie. "So eng war es noch nie", kommentierte Landrat Herbert Eckstein, der Initiator der ungewöhnlichen Meisterschaft.

17 Metzgermeister wa- ren vor einigen Wochen mit ihren Produkten zur 14. Auflage des Presssackwettbewerbs angetreten. Acht von ihnen hatten es nach einem Vorentscheid im Landratsamt ins Finale geschafft. Dieses Finale wird alljährlich unter großer Aufmerksamkeit des Publikums auf der Nürnberger Freizeitmesse ausgetragen. Acht Presssäcke, zehn Juroren und eine halbe Stunde später das Ergebnis: Die Wurtstwaren der Rednitzhembacher Metzgerei Rabus und der Rittersbacher Metzgerei Böbel landeten mit je 176 Zählern punktgleich auf Platz eins. Die Metzgerei Gruber aus Großweingarten belegte mit 163 Punkten Rang drei.

Das Rennen machten damit keine Unbekannten. Die Metzgerei Böbel hatte schon 2016 gewonnen und 2013 Platz drei belegt. Rabus hatte 2010 als erste Metzgerei aus dem Landkreis-Norden die bis dahin schier unschlagbare Phalanx aus dem Landkreis-Süden durchbrochen und dieses Ergebnis 2011 und 2013 mit zweiten und dritten Plätzen untermauert. Auch die Metzgerei Gruber stand gestern nicht zum ersten Mal auf dem Podest. Schon vor zehn Jahren hatten die Großweingartener mit einem zweiten Rang aufhorchen lassen.

Die prominent besetzte Jury hatte gestern Vormittag unter kritischer Beobachtung zahlreicher Schaulustiger keine leichte Aufgabe. Nuancen gaben den Ausschlag bei der Punktevergabe für Aussehen, Bissfestigkeit und Geschmack. Und doch: "Es ist unglaublich, wie unterschiedlich die Produkte schmecken", sagte zum Beispiel der Nürnberger 2. Bürgermeister Christian Vogel, der als einer von zwei "Städtern" Juror spielen durfte. Der andere war der Schwabacher Hanno Dietrich. Doch der ist als langjähriger Kreishandwerksmeister ja gewissermaßen der Chef jener rund zwei Dutzend Metzgereien im Landkreis, die noch nach althergebrachter Weise produzieren und die Landrat Herbert Eckstein durch seinen anfangs belächelten Wettbewerb stärken will. "Wir können diese Betriebe nur halten, wenn wir dort auch einkaufen", appellierte Eckstein an die Gäste am Landkreisstand in Halle 9.

Einzige Frau unter den Juroren war Alice Walchshöfer, die Senior-Chefin des Teams Challenge, Ausrichter des weltweit größten Langdistanz-Triathlons. Auf den ersten Blick passt der Presssack nicht zu austrainierten Ausdauersportlern, die 3,8 km schwimmen, 180 km Rad fahren und obendrauf einen 42,195-km-Marathon laufen. Doch ganz so weit weg ist Alice Walchshöfer nicht vom Presssack wie es scheint: Auf den letzten Versorgungsstationen der Laufstrecke werden den Dreikämpfern nämlich alljährlich Weizenbier und Leberwurtstbote kredenzt. "Irgendwann bekommen die Sportler nämlich einfach keine Isogetränke und Gels mehr hinunter. Dann muss was G’scheits her", so Walchshöfer.