Leben in Gottes Hand

8.4.2008, 00:00 Uhr
Leben in Gottes Hand

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An Zufälle glaubt der Priesteramtskandidat Michael Wohner nicht, viel mehr aber an die göttliche Fügung. Von daher war es für ihn rückblickend keine Überraschung, als sich während seiner Gymnasialzeit bei ihm der Gedanke, Priester zu werden, bemerkbar machte. Denn seit seiner Kindheit, gleich nach dem Empfang der Ersten Kommunion, war er aktiv in seiner Pfarrgemeinde St. Sebald.

Für viele Gottesdienstbesucher gehörte der blonde Junge zu den eifrigsten Ministranten, die jeden Sonntag und bei allen Festtagen zuverlässig ihren Dienst verrichteten. So war er zuerst in der Gruppe der «Minis», also der Jüngsten, um dann als Jugendlicher zu den «Großen» zu gehören, die auch schon Mitverantwortung für die Kleinen trugen.

In der Jugend von St. Sebald wirkte Michael Wohner als Gruppenleiter und beteiligte sich auch regelmäßig an der Sternsingeraktion. Allesamt Erfahrungen, die Michael Wohner auf seinem Lebensweg hin zu seinem Berufswunsch lenkten und die ihm natürlich auch als Priester zugute kommen sollen.

Doch noch viel maßgeblicher war das Vorbild seines mittlerweile verstorbenen Onkels, der ebenfalls Priester war. An ihm orientierte sich Michael und entdeckte ge-rade in schwierigen Momenten, dass er den Sinn des Lebens im Glauben und in der theologischen Auseinandersetzung sehe. Er verstehe sich als «Werkzeug» in der Hand Gottes, mit dem Ziel, Gottes frohe Botschaft vor allem auch an diejenigen Menschen weiterzugeben, die sich in Grenzsituationen beziehungsweise an entscheidenden Knotenpunkten ihres Lebens befinden und die Stärkung durch Gott bräuchten. «Dann zählt nicht mehr ich als Person, sondern nur mehr die Kraft Gottes».

Gott zu dienen, sein eigenes Leben in die Hand Gottes zu geben und den Menschen zu helfen, ihnen Kraft weiterzugeben, all das mache für Michael Wohner den Sinn des Lebens aus, der sich nun in seinem «Traumberuf» erfülle. Dazu passe auch sein Primiz-Spruch, den er sich aus dem zweiten Buch der Psalmen unter der Überschrift «Sehnsucht nach dem lebendigen Gott» auswählte: «Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so lechzt meine Seele, Gott, nach dir.»

Auch hier war es seiner Meinung nach göttliche Fügung, die letztlich zu diesem Spruch führte. Denn zwei Hirsche waren auf dem Primiz-Kelch seines Onkels abgebildet, um den er diesen noch wenige Tage vor dessen Tod bat, für den Fall, dass er wirklich zum Priester geweiht werden sollte. Und ebenso wenig zufällig begegnete ihm dieses Motiv wieder in seinem Freijahr in Rom in einer Kirche, die er täglich besuchte.

Nun steht Michael Wohner vor seiner Weihe zum Priester. Seit September 2006 sammelt er Erfahrungen im Gemeindedienst in der Pfarrei Berching und erhält in theoretischen Unterrichtsblöcken in Eichstätt immer wieder konkrete Hilfen.

Um seiner ruhigen und bedachten Art treu bleiben zu können, stehen für ihn wie für alle Priesteramtskandidaten noch Exerzitien an, ehe sein großer Tag der Weihe zum Priester heranrückt. Begleitet wird er dann von seiner Mutter, die sich herzlich mit ihm freut, von seinem Bruder, der Verwandtschaft und natürlich von seinen Schwabachern.

Dass er dann den Weg zu gehen hat, der ihm von Gott bestimmt werde, erschreckt Michael Wohner nicht. Denn er musste beizeiten durch den Tod seines Vaters lernen, dass Abschiednehmen zum Leben gehört. Deshalb bleibt er recht gelassen, denn: «Wenn ich bei Siemens arbeiten würde, könnte ich auch weit weg versetzt werden und müsste aufs Telefon zurückgreifen.»

Bei aller Gelassenheit ist ihm jedoch die Freude auf seine neuen Aufgaben deutlich anzumerken und um die mögliche Arbeitsvielfalt gut bewältigen zu können, wird sich Michael Wohner auch dann - wie heute schon - auf sein Fahrrad schwingen oder ein Buch in die Hand zu nehmen, um zwischendurch einfach mal abzutauchen.

Und eine weitere Fügung Gottes wird im Gespräch mit Michael Wohner sichtbar. Der Tag seiner Primiz, der 13. April, ist gleichzeitig das Sterbedatum seines Onkels, der ihm Vorbild und Wegweiser war.

Nein, an Zufälle braucht Michael Wohner nicht zu glauben, dafür ist er sicher in Gottes Hand geborgen.

URSULA KAISER-BIBURGER