Luca de Rocco erzählt von der Eismacher-WM in Rimini

20.9.2017, 05:58 Uhr
Luca de Rocco mit einer Kugel „Tributo alla Serenissima“, dem zweitbesten Eis der Welt.

© Thomas Correll Luca de Rocco mit einer Kugel „Tributo alla Serenissima“, dem zweitbesten Eis der Welt.

Herr de Rocco, erst einmal herzlichen Glückwunsch! Wie war das Wochenende in Rimini?

Luca de Rocco: Vielen Dank, es war toll. Die Stimmung war sehr gut. Es war zwar schon ein Konkurrenzkampf, jeder wollte gewinnen und das Niveau war hoch. Aber die Kollegen waren alle sehr nett. Man lernt auch viel voneinander.

Ihr Erfolg war deutschlandweit in den Medien. Sie haben auch für Schwabach tolle Werbung gemacht.

De Rocco: Es waren viele Deutsche in Rimini und wir wurden oft gefragt: Wo kommt ihr her? Wo liegt Schwabach? Wir haben dann geantwortet: In der Nähe von Nürnberg, im Herzen Frankens, wir kommen aus der Goldschlägerstadt! Es waren sogar Schwabacher da, die von dem Wettbewerb gelesen hatten. Die waren total begeistert. Der Mann kam vor ein paar Tagen im Eiscafé vorbei und hat angeboten, selbstgezüchtete Trauben für unser Eis vorbeizubringen.

Der Erstplazierte bei der WM, Alessandro Crispini, ist Italiener. Sie haben auch italienische Wurzeln – machen die Italiener einfach das beste Eis oder hat der Rest der Welt auch was drauf?

De Rocco: Crispini hat ein sehr gutes Eis gemacht. Drei verschiedene Sorten Pistazien und ein besonderes Salz. Nur wenig Salz. Aber dadurch bleibt der Geschmack länger auf der Zunge, man erkennt ihn besser. Es gibt viele gute italienische Eismacher, aber die anderen können auch was. Die Holländer hatten ein tolles Eis, auch die Kolumbianerin, die den dritten Platz belegt hat.

Gibt es nationale Unterschiede bei den Eissorten?

De Rocco: Es waren schon verrückte Sorten dabei. Die Basis ist zwar gleich, aber jede Kultur hat ihr eigenes Eis. Die Japaner machen richtige Kompositionen, selbst bei den kleinen Portionen zum Probieren: Man bekommt eine kleine Waffel, dann etwas Vanille-Eis, etwas Nuss, etwas Zitrone darauf. Und alles schön ordentlich nebeneinander, ein bisschen wie beim Sushi. Der Geschmack, na ja, die Japaner mögen es nicht so süß.

Gab es ungewöhnliche Zutaten?

De Rocco: Auf jeden Fall: Gorgonzola, schwarzer Tee, Kokosmilch. Hinter dem Rosen-Eis eines chinesischen Teilnehmers steckte eine berührende Geschichte. Vor drei Jahren hatte er mit seiner Frau am chinesischen Vorentscheid teilgenommen. Im Jahr darauf starb die Frau. Deshalb widmete er ihr das Rosen-Eis, mit dem er im Finale antrat.

"Tributo alla Serenissima" heißt das Eis, mit dem Sie Platz 2 belegt haben, was steckt hinter dem klangvollen Namen?

De Rocco: Da muss ich etwas ausholen. Wir benutzen immer frisches Obst für unser Eis, es soll genau die richtige Reife haben. Für den ersten Vorentscheid im Frühjahr haben wir deshalb ein Mandarinen-Eis hergestellt. Beim Deutschland-Finale im Sommer in Berlin mussten wir mit dem gleichen Eis antreten, das war so Vorschrift. Wir hatten deshalb Mandarinen eingefroren. Nach Berlin waren die aber aufgebraucht.

Preisgekrönt: Rebecca, Italia, Luca und Guido de Rocco vor ihrem Eiscafé in der Ludwigstraße.

Preisgekrönt: Rebecca, Italia, Luca und Guido de Rocco vor ihrem Eiscafé in der Ludwigstraße. © Fotos: Thomas Correll

Es musste also ein neues Eis her.

De Rocco: Genau. Eine Traubensorte namens "Fragolina", also Erdbeer-Traube, reift im September in der Nähe von Venedig, das auch "La Serenissima" genannt wird.

Das Eis ist also Venedig gewidmet?

De Rocco: Meine Familie kommt aus einem Tal in den Dolomiten, mein Urgroßvater ging irgendwann nach Venedig – erst später kamen wir nach Deutschland. Der Name des Eises hat also sowohl mit unserer Familiengeschichte zu tun als auch mit der Herkunft der Trauben.

Neben den Trauben sind in Ihrem Eis noch Walnüsse.

De Rocco: Walnüsse aus dem Tal in den Dolomiten. Wir haben sie karamellisiert, was wegen der Form der Nüsse sehr schwierig war. Ein paar Tage vor dem Wettbewerb waren wir kurz davor aufzugeben, weil es einfach nicht klappen wollte. Dann holte sich mein Vater ein paar Tipps von einem älteren Mann aus unserem Tal – so hat es in letzter Sekunde noch geklappt mit den Nüssen.

Was macht eigentlich ein perfektes Eis aus?

De Rocco: Ein gutes Eis braucht nicht unbedingt viele Zutaten. Es muss rein sein im Mund. Die Zunge muss mit dem Kopf kommunizieren. Früher, als Kind, bekam man oft Bonbons, mit Ananas-Geschmack zum Beispiel. Sie schmeckten sehr intensiv, man merkte die Chemie. Das darf beim Eis nicht sein! Man sollte den Geschmack zwar erkennen, er soll aber rund und leicht sein.

Ihr Vater Guido hat in Rimini noch einen weiteren Wettbewerb gewonnen, den "Stack It High Showdown", was hatte es damit auf sich?

De Rocco: Es ging darum, in 30 Sekunden so viele Kugeln wie möglich auf ein Eishörnchen zu stapeln. Ich habe elf Kugeln geschafft, andere zwölf. Mein Vater, mit 66 der älteste Teilnehmer, hat in dieser halben Minute 13 Kugeln ohne Unfall übereinander gestapelt und gewonnen. (lacht)

In drei Jahren steigt die nächste "Gelato World Tour". Sind Sie wieder dabei?

De Rocco: Auf jeden Fall, es war ein tolles Erlebnis. Auch wenn wir am Final-Wochenende jeden Tag von zehn Uhr morgens bis Mitternacht hinter unserer Eis-Theke standen, was gerade für meinen Vater schon hart war. Aber er wird auch wieder dabei sein, ich überrede ihn schon. Apropos, eine Sache möchte ich unbedingt noch loswerden.

Gerne.

De Rocco: Das Ganze hat nur funktioniert, weil wir so ein gutes Team haben. Meine Mutter Italia, mein Cousin, unsere vier Mädels und Pietro, der mit mir und meinem Vater das Eis macht, sie alle sind hier geblieben und haben dafür gesorgt, dass der Laden läuft. Wir hätten sonst nie nach Rimini oder – in der Hochsaison – zum Vorentscheid nach Berlin fahren können. Vielen Dank!

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