Martin-Luther-Platz: Ort der Begegnung ohne Bebauung

29.9.2017, 06:00 Uhr
Martin-Luther-Platz: Ort der Begegnung ohne Bebauung

© Fotos: Wilhelm

Neugestaltung ja, Café nein: Das ist der eindeutige Tenor aus der Bürgerschaft, der in der regen Diskussion unüberhörbar zum Ausdruck kam. Der Martin-Luther-Platz soll attraktiver werden und mehr Aufenthaltsqualität bekommen: durch Spielmöglichkeiten für Kinder, Sitzgelegenheiten oder auch einen neuen Brunnen. Extrem umstritten aber ist die Bebauung. Ein Café jedenfalls will niemand.

Erste Vorschläge 2001

Die Vorgeschichte: Einleitend ließ Stadtbaurat Ricus Kerckhoff die bisherige Planungsgeschichte Revue passieren. Bereits 2001 hatten Studenten der Ohm-Fachhochschule Nürnberg erste Ideen bei einem Workshop eingebracht. 2007 folgte das Cima-Einzelhandelsgutachten mit der klaren Empfehlung an die Stadt, die "Lücke" zwischen den Geschäften in der Ludwigstraße und dem Königsplatz zu schließen. So kam es 2009 zum Architektenwettbewerb. Die wichtigsten Ziele: Der Platz sollte attraktiver werden und Veranstaltungen wie die Kirchweih möglich bleiben. Zu den Vorgaben der Stadt für die Architekten gehörte auch ein Café.

Einstimmig gebilligt

Der Siegerentwurf: Gewonnen hat 2009 die Arbeitsgemeinschaft aus dem Darmstädter Büro "Trojan & Trojan" sowie der Nürnberger "Werkgemeinschaft Freiraum". Deren Pläne hat der Stadtrat einstimmig gebilligt und die Umsetzung beschlossen. Dann aber kam die Sanierung der Stadtkirche dazwischen.

Verena Trojan und Franz Hirschmann stellten die Pläne nochmals vor. Statt den momentan "acht bis zehn" verschiedenen Belägen solle der Martin-Luther-Platz künftig ein "einheitliches Gesamtbild" bekommen. "Wir wollen barrierefreien Komfort", betonte Hirschmann.

Entwurf aktualisiert

Inzwischen haben die Architekten den Entwurf aktualisiert: Der Pavillon mit dem Café wurde überarbeitet, die Bushaltestelle soll bequemer werden, auf der Südseite sind vor den Häusern Parkplätze vorgesehen, auf der Ostseite solle es wegen des Gefälles eine "Abstufung" geben, und eine Entwässerungsrinne soll das Regenwasser zur Schwabach leiten.

Martin-Luther-Platz: Ort der Begegnung ohne Bebauung

Verena Trojan erläuterte das Gebäude: Es besteht aus zwei Pavillons, von denen einer etwa für einen Lagerraum unterkellert ist. Ein Pavillon ist für das Café vorgesehen, der andere ist als Infoshop der Stadt gedacht. Dazwischen bleibt ein etwa zwei Meter breiter Durchgang zur Stadtkirche. Beide Pavillons haben ein gemeinsames Dach, das etwa 24 Meter lang ist. Breit sind sie zwischen 5,5 und 8 Meter.

Eine wichtige Änderung: Um den Blick von der Rathausgasse auf die Stadtkirche möglichst offen zu halten, würde das Gebäude nach rechts hinter die Linde verschoben. "Das ist ein leichtes, fast fliegendes Bauwerk", betonte Trojan. Das Café solle auch abends geöffnet sein. "Das wäre dann eine beleuchtete, frequentierte Insel."

Die Diskussion

Die Diskussion: Zum Einstieg befragte Donhauser Dekan Klaus Stiegler in dessen "Doppelfunktion" als Kirchenvertreter und Anwohner. Hier biete sich die "Chance für einen Raum der Begegnung", sagte Stiegler. "Ein Café aber brauchen wir nicht, da sind genügend vorhanden." Dafür gab es den ersten großen Beifall. "Wir brauchen einen Kompromiss. Es soll ein guter Lebensraum für Menschen bleiben, die dort leben und schlafen."

Eine klare Position vertrat auch Stadtheimatpflegerin Ursula Kaiser-Biburger. Ein neues Pflaster sei durchaus notwendig. Aber ihr Appell lautet: "Lasst diesen Platz frei." Auch dafür gab es, wie für alle Äußerungen in diese Richtung, großen Beifall.

Hartmut Hetzelein sprach für den Verkehrsverein und die Werbe- und Stadtgemeinschaft: Ich gebe zu bedenken, dass der Martin-Luther-Platz große Bedeutung für wichtige Veranstaltungen hat. Mit einem Café sind wir nicht einverstanden." Über die von den Schwabacher Wirtschaftsverbänden vorgeschlagene Pyramide könne man noch reden.

Insgesamt meldeten sich knapp 20 Bürger, darunter viele Anwohner: Bis auf den letzten Redner, der einen "Mehrzweckbau" nicht ausschließen wollte, sprachen sich alle gegen ein Café aus.

Mehrere Millionen

Die Kosten: Diese Frage blieb unbeantwortet. "Zum jetzigen Zeitpunkt kann man das noch nicht seriös sagen", erklärte Stadtbaurat Kerckhoff. "Deshalb will ich noch keine Zahl in den Raum stellen."

Nach Informationen des Tagblatts dürften sich die Kosten nach groben Schätzungen im Bereich von drei bis vier Millionen Euro bewegen. Das Gebäude habe daran einen Anteil von weniger als 20 Prozent.

Die Reaktion: "Wie fließt so eine Veranstaltung in die Beschlussfassung ein?", wollte Professor Steffen Krätzig, ein Anwohner, von OB Matthias Thürauf wissen. "Ich bin durchaus überrascht", räumte Thürauf ein. "Ich fand den Entwurf damals gut. Wir wollten den Einzelhandel stärken und mit einem Café die Frequenz erhöhen. Aber heute hat ja auch kein Einzelhändler gesagt: Das muss sein. Wegen mir müssen wir kein Café bauen. Es ist nicht so, dass mich das nicht beeindruckt." Stadtbaurat Kerckhoff erklärte, dass man sich etwa beim Ziel der Barrierefreiheit und der Attraktivitätssteigerung einig sei. "Der Knackpunkt ist das Bauwerk."

Das weitere Vorgehen: Kerckhoff kündigte an, die Stadt werde auf
ihrer Internetplattform www.schwabach.de eine eigene Seite zum Martin-Luther-Platz einrichten. Als nächstes werde im Bauausschuss beraten. Dann muss der Stadtrat entscheiden, ob er an seinem Beschluss von 2009 festhält.

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