Mit Ortung das Thema „Gold“ entdecken

14.8.2015, 15:01 Uhr
Mit Ortung das Thema „Gold“ entdecken

© Foto: Robert Schmitt

Doch die Schwabacher Kunsttage locken ihr Publikum. Einschließlich der Donnerstag-Abend-Führung waren es nun 450 Besucher, die an den geführten Spaziergängen von Installation zu Installation teilgenommen haben. Plus etwa 1000, die sich einzeln auf den Weg gemacht haben. „Damit sind wir sehr zufrieden“, hieß es aus dem Kulturamt.

Zu Christine Demeles Führung sind 22 Frauen und Männer gekommen. Der Schnitt liegt mit 30 etwas höher. Überwiegend stammen sie aus der Region: Schwanstetten, Ansbach, Sachsen, Zirndorf, Nürnberg, Schwabach. Den Listen des Kulturamts zufolge sind mitunter auch andere Regionen des Freistaats vertreten: München, Amberg, Hof, Regensburg heißen die Herkunftsorte weiterer Kunstinteressierter. Nach einem ersten Überblick gab sich selbst der ein oder andere Tourist aus einem europäischen Nachbarstaat die Ehre: Luxemburger, Belgier, Niederländer und Schweizer sind unter den etwa 1500 Besuchern zu finden. Eine vollständige und exakte Auswertung steht allerdings noch aus.

Die Führung beginnt im Rathaus und führt zu allen 24 Stationen der Innenstadt. Besonders interessant wird es an der Station neun. Im Ladenlokal Prell hat Albrecht Fersch unter dem Titel „Opus Magnum“ ein neues Geschäft eingerichtet, das er persönlich betreut. „Für die einen ist es Müll, für mich ist es Gold“, lautet der Untertitel seines Werks, das er selbst erklärt. Er hat das alteingesessene Fachgeschäft zu neuem Leben erweckt und will dort ganz in der Tradition der Alchemisten aus unedlen Stoffen Gold gewinnen. Also das „Große Werk“ vollbringen, wie „Opus magnum“ übersetzt heißt.

Mit Ortung das Thema „Gold“ entdecken

© Foto: Robert Schmitt

Mittels einer einfachen, aber durchaus ihren Zweck erfüllenden Einrichtung mit Verkaufstresen und Regalen aus Sperrholz verkauft er leere Verpackungen, die eines gemeinsam haben: Sie tragen „Gold“ im Namen. Derzeit sind es 493 Artikel die der Künstler zum Verkauf anbietet. Jeder Käufer erhält ein Zertifikat. Schließlich sind alle Artikel Unikate. Der Preis bestimmt sich nach dem Gewicht. Entscheidend ist der Goldpreis. Bei etwa 32 Euro pro Gramm des Edelmetalls liegt der Gesamtwert des Fersch‘schen Werks theoretisch bei 1,218 Millionen Euro.

Christine Demele nimmt sich viel Zeit für jede Station, beantwortet jede Frage und betont insbesondere den Schaffensprozess der einzelnen Künstlerinnen und Künstler. „Alle haben sich intensiv mit dem öffentlichen Raum und der Wirkung ihres Werks dort auseinander gesetzt“, weiß sie. Ferner hebt Demele die vielen starken Frauen hervor: Etwa Station 17 in der Wöhrwiesenturnhalle. Dort ist eine einmalige Geräteperformance von Katharina Heubner und Susan Helen Miller zu sehen. Auch hat Demele „neue Herangehensweisen“ an das Thema „Gold“ entdeckt: Anna-Maria Kursawe hat der chemischen Struktur in der Hüttlinger-Tiefgarage per Wandmalerei perspektivisch variiert.

Die Installation von Esther Moises (Station 14, Spitalberg-Baulücke) mit Ton-Händen und Honig-Töpfen lobt sie wegen der sprechenden Materialien, des optimalen Ortsbezugs und der aktuellen wie auch sozialen Dimension. Und nicht zuletzt sieht Demele bei einigen Werken eine „erfrischende Kritik am Kunstmarkt und Kunstbetrieb“: Albrecht Fersch, aber auch Maximilian Meier (Station 1, Rathaus) ordnet sie hier ein.

Das Preisträger-Werk von Monika Supé gefällt ihr ebenfalls gut. „Es ist sehr vielschichtig und sowohl formal als auch inhaltlich relevant“, sagt sie. Sehr sensibel und differenziert findet Demele die Kunst von Jeon-Eun Lee (Station 22, Dachboden Kehrbach) zum komplexen Thema „Zeit“. Eine klug inszenierte Rauminstallation, die mittels Video reale Zeit stimmungsvoll komprimiert, dem Betrachter aber eine subjektive Zeitdehnung vermittelt. 

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