Mögliche Bombe sorgt für Aufregung in Schwabach

28.9.2012, 11:00 Uhr
Mögliche Bombe sorgt für Aufregung in Schwabach

© Gerner

Dann werden Stadt und Polizei in einem Radius von 300 Metern alle Bewohner evakuieren und in einem Radius von 1000 Metern die Menschen bitten, nicht ins Freie zu gehen und von den Fenstern ihrer Wohnungen wegzubleiben. Die Autobahn 6 und weitere Straßen werden gesperrt, die Bahnlinie Nürnberg-Treuchtlingen ebenfalls, sogar der Nürnberger Luftraum.

Der Aufwand ist enorm: Mehr als 100 Polizisten sind dann im Einsatz, dazu Feuerwehrleute, Sanitäter, Frauen und Männer des Technischen Hilfswerks, der städtische Katastrophenschutz, die Stadtwerke. „Wir sind vorbereitet“, sagte der Schwabacher Stadtrechtsrat Knut Engelbrecht am Donnerstagnachmittag in einer Pressekonferenz im Goldenen Saal des Rathauses.

Vorbereitet für den Fall der Fälle. Bislang sind die möglichen Bombenfunde offiziell nur „Bombenblindgängerverdachtsfälle“ wie es Dr. Andreas Heil formulierte. Der Geschäftsführer der auf Kampfmittelbeseitigung spezialisierten Firma Tauber und seine „Kampfmittelräumer“ werden am 14. Oktober die Hauptlast zu tragen haben. Sie rücken am frühen Morgen mit schwerem Gerät an. Sie graben die (möglichen) Bomben aus – und entscheiden dann vor Ort, was zu tun ist.

Am einfachsten wäre eine Entschärfung des Zünders. Möglich erscheint auch ein Abtransport unter Polizeischutz. Letzter Ausweg wäre eine kontrollierte Sprengung, wie es sie vor einigen Wochen in München gegeben hat. Die Gefahr schätzt Heil allerdings als „extrem gering“ ein. „In dieser Region haben wir es in der Regel nicht mit komplizierten Säurezündern, sondern mit einfacheren Aufschlagzündern zu tun.“

Wobei: Noch ist gar nicht klar, ob es sich nahe der Autobahn tatsächlich um Blindgänger handelt. „Es können auch Badewannen, ein paar Stahlhelme, ein Blitzableiter oder Flugzeugtrümmer sein“, sagte Andreas Heil.

Doch die Indizien sprechen für Bomben. Es gibt Luftbilder aus dem Jahr 1945, die deutliche Einschlagtrichter neben der damals als „Reichsautobahn“ klassifizierten Schnellstraße, der heutigen A6, zeigen. Ganz in der Nähe gibt es Reste einer Flak-Stellung der Nazis, welche die Amerikaner im Frühjahr 1945 bombardiert haben. Und: Bei einer weiteren Untersuchung im Zuge der Vorarbeiten für den sechsspurigen Ausbau der A6 stießen Messtrupps auf „ferromagnetische Störfelder“.

Dass die (möglicherweise) gefährliche Fracht erst 67 Jahre nach ihrem Abwurf entdeckt wurde, überrascht Andreas Heil nicht. Seriösen Schätzungen zufolge befinden sich in Deutschland noch zwischen 50000 und 90000 Tonnen Bomben unter der Erde. „Firmen wie wir haben damit noch Jahrzehnte lang zu tun“, so der Experte. „Der Krieg existiert für uns heute noch.“ Alleine 2011 hat die Firma Tauber 214 Bomben entschärft und 50 Tonnen Munition aus dem Zweiten Weltkrieg beseitigt.

Übrigens: Dass unter der Erde neben der Autobahn möglicherweise Blindgänger liegen, weiß die Stadt schon seit Monaten. Bereits Anfang des Jahres erhielt die Firma Tauber den Auftrag, die Kriegshinterlassenschaft zu beseitigen. Die Koordinierung der Arbeiten, die Ausarbeitung des Evakuierungsplans und die Abstimmung zwischen den Rettungskräften benötigten aber viel Zeit. Und dann musste noch ein passender Termin gefunden werden. An einem Sonntag kann man am ehesten Schienenwege und Straßen sperren und die Produktion in den umliegenden Betrieben stoppen. Am Ende gab schließlich die Polizei den 14. Oktober vor. Dann nämlich hat die Fußball-Bundesliga spielfrei – und die Polizei genügend Einsatzkräfte zur Verfügung.

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