Musikalische Rebellion: Barbara Clear im Markgrafensaal

7.11.2013, 09:44 Uhr

Seit dem Jahre 2000 organisiert die Folk- und Rocksängerin Konzerte und den Vertrieb ihrer Musik ohne Plattenvertrag oder Produzenten. Der Eintritt zu ihren Konzerten ist kostenlos — die Besucher sollen freiwillig etwas geben.

Der Solo-Auftritt in Schwabach ist phantastisch. Clear singt glänzend, ihr Spiel auf der Gitarre ist kraftvoll und erfrischend. Das Repertoire besteht aus eigenen Kompositionen und eher konventionellen, technisch aber brillant interpretierten Cover-Versionen von Siebzigerjahre-Songs: Manfred Mann, Deep Purple, die Eagles und Janis Joplin sind ihre Vorbilder.

Viel Publikum

Clear will beweisen, dass es möglich ist, als unabhängige Künstlerin einen individuellen Weg zu gehen. Im Sommer 2001 mietete die bis dahin völlig unbekannte Folksängerin aus dem Ort Hutthurm bei Passau den 14 000 Menschen fassenden Auftrittsort der Weltstars – auf eigene Faust, was es in der Olympiahalle noch nicht gegeben hatte.

Genau das hat sich paradoxerweise als geniales Marketinginstrument erwiesen: Als Clear und ihr Partner Ralph Dittmar 2004 in der Münchener Olympiahalle auftraten, wurde die Musikerin plötzlich bundesweit bekannt. Das erste Konzert besuchten knapp 8000 Menschen. Dreimal hat sie das seither geschafft, dazu den AWD-Dome in Bremen gefüllt, das Velodrom in Berlin und die Festhalle Frankfurt.

Der Titel ihrer Tour „Zwergenaufstand“ trifft das Selbstverständnis der Rebellin, die sich nach wie vor gegen die Regeln der Branche stellt. Auf Begleitmusiker verzichtet sie weiterhin, und auch die Organisation übernimmt sie selbst: Sie mietet Bühnen, klebt Plakate, schleppt Lautsprecher, verkauft CDs.

Rebellion gegen die „Gema“

Am Ende des Schwabacher Konzert durften die Besucher so viel Geld in einen Kasten geben, wie ihnen das Konzert wert war. Clear bezeichnet den freiwilligen Beitrag als Unterstützung, nicht als Spende. Aber sie kann sich auf ihre Fans verlassen: Etwa zehn Euro je Person kämen durchschnittlich zusammen, sagt sie.

Die offizielle Begründung ist, Familien mit Kindern den Besuch ihrer Konzerte ohne große Ausgaben zu ermöglichen. Barbara Clear hat aber noch einen weiteren Grund: Sie möchte mit den Regeln der Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungrechte, besser bekannt als „Gema“, brechen. Wo kein Eintrittsgeld anfalle, gehe auch die Gema weitgehend leer aus.
 

Keine Kommentare