Neues Fenster komplettiert Nordfront der Stadtkirche

11.6.2013, 08:17 Uhr
Neues Fenster komplettiert Nordfront der Stadtkirche

© Robert Schmitt

Elisabeth und Alfred Wissmeier haben mit ihrer „großzügigen Gabe“, wie es hieß, die Nordfront der evangelischen Stadtkirche komplett gemacht. Dort sind nun alle Fenster mit religiösen Motiven aus farbigem Glas bestückt.

Kanon für die Jubilarin

Jetzt wurde das Fenster offiziell seiner Bestimmung übergeben und der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Datum war kein Zufall. Elisabeth Wissmeier feierte ihren 93. Geburtstag. Die etwa 50 Besucher ließen sich nicht lange bitten. Pfarrer Karl-Herrmann Zellfelder dirigierte für das Glückwunschlied einen perfekten Kanon.

„Glauben und Gottvertrauen haben Ihr Leben bestimmt“, gratulierte Dekan Klaus Stiegler der Stifterin.

Das große Fenster ist das Werk zweier alteingesessener Schwabacher. Heinrich K. Mangold hat den künstlerischen Entwurf gefertigt. Die handwerkliche Ausführung übernahm unter seiner Aufsicht der Kunstglasermeister Johann Fischer.

Perfekt durch Engagement

Zahlreiche Fahrten zu einer Glasbläserei in Waldsassen waren nötig, um die richtigen Farben zu finden, die dann in eine Bleiverglasung gefasst wurden. Johann Fischer kehrte eigens dafür an seinen ehemaligen Arbeitsplatz zurück. Drei Monate lang stand der 83-Jährige nochmals täglich in der Werkstatt.

Neues Fenster komplettiert Nordfront der Stadtkirche

© Robert Schmitt



Als Motiv wählte Heinrich K. Mangold eine Geschichte aus dem Neuen Testament. Jesus erscheint zwei seiner Jünger, die sich auf dem Weg nach Emmaus befinden, und tröstet sie bei einem gemeinsamen Essen über den Verlust des Messias hinweg. Erst als er das Brot bricht, erkennen sie ihn. In diesem Augenblick entschwindet er vor ihren Augen.

Heinrich K. Mangold veranschaulicht diesen Moment in einem Wirbel von Licht, der die Jünger durchdringt.

Schwabacher Herz

Als Verzierung am oberen Rand hat Heinrich K. Mangold eine besondere Gestaltung gewählt. Als Steinprofil ist an dieser Stelle die charakteristische Form des Schwabacher Herz zu sehen. Diese Art von durchbrochenen geometrischen Mustern nennt man in der Architektur „Maßwerk“. Darunter schimmert nun das „brennende Herz“ als Bezug auf Vers 32 der Emmaus-Überlieferung: „Und sie sprachen untereinander: Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete, als er uns die Schrift öffnete.“

Für Heinrich K. Mangold haben Farbglasfenster in Kirchen sogar eine Art Verkündigungs-Auftrag. Ihr Sinn sei es, „dass durch sie das göttliche Licht in den Raum getragen wird und ihm eine besondere Heiligkeit verleiht“.

Verschiedene Künstler

Die ältesten Fenster des Nordflügels stammen aus der Dürerzeit. Von den drei jüngsten hat Heinrich K. Mangold zwei gefertigt. Das „Pfingstfenster“ wurde 1995 eingesetzt. Das „Emmaus-Fenster“ ergänzt es nun als „Osterfenster“, wie Mangold erklärte.

Links daneben ist ein Fenster der Schwabacher Malerin Rosalinde Weber-Hohengrund zu sehen. Es zeigt den Heiligen Christophorus und wurde im Jahre 2000 ebenfalls durch eine Spende des Ehepaars Wissmeier möglich.

Generell ist der Stifter-Gedanke im Nordflügel der Stadtkirche auf außergewöhnliche Weise verankert. Seine Gestaltung ist auch durch die Rosenberger-Kapelle in besonderer Weise mit Bürgerstiftungen verbunden.

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