Nicht „Schwamm drüber – Parkplätze drauf“

4.11.2012, 09:00 Uhr

In der Tat steht die Gemeinde vor einem Dilemma: Das Gebäude ist weg, damit ist der Blick freigegeben auf Anwesen, die jahrhundertelang nie zu sehen waren. Die gesamte Ortsansicht von der Schwarzach-Seite her ist gestört.

Rettung abgeschlossen

Auf jeden Fall sollte die Gemeinde Vorbild sein im Umgang mit ihrem historischen Erbe. Vielleicht könnte ein Skelett-Bau die Umrisse des alten Badhauses nachzeichnen und die Dorf-Silhouette wieder einigermaßen herstellen. Innen ließe sich dann die Geschichte des Badhauses mit Hilfe der Grundmauern aufbereiten und erlebbar machen. Auch die verschiedenen Bauphasen mit ihren Änderungen und Anpassungen könnten erläutert werden.

Lange Zeit wussten die Wendelsteiner nicht, was sie an ihrem Badhaus hatten. Das Freilandmuseum weiß es - und wird das Haus entsprechend präsentieren. Es gilt als einigermaßen gut erhaltenes und auch dokumentiertes Zeugnis der ländlichen Bade-Kultur seit dem Mittelalter. Beim Bergen sind zahlreiche überraschende Funde zutage getreten, die beweisen, dass die Bautechnik schon im Mittelalter hoch entwickelt war. Die Zisterne, die auch heute noch trotz aller Abpump-Versuche immer wieder voll Wasser läuft, mag als kleines Beispiel dienen.

Allein an einem begehbaren Grundriss des Badhauses ließe sich vieles erklären. Die Geschichte der Bade-Kultur ließe sich museal aufbereiten. In Pommelsbrunn ist dieser Versuch unternommen worden. Allerdings ist das dortige Badhaus im Vergleich zum Wendelsteiner recht klein, und dort war auch weniger historische Substanz erhalten. Wer jetzt horrende laufende Kosten für ein Wendelsteiner Badhaus-Museum befürchtet, dem sei das Beispiel Pommelsbrunn empfohlen. Dort gibt ein Münzautomat am Eingang nach Einwurf einer Zwei-Euro-Münze den Zutritt ins ehemalige Badhaus frei. Innen kann sich jeder mit Hilfe von Infotafeln die Räume erläutern lassen. Kein Schalter, kein Personal – nichts.

Über die neuen quadratischen Internet-Codes (Quick-Response-Codes, kurz QR-Codes) könnten Smart-Phone-Nutzer weitere Infos abrufen. Denkbar wäre zudem eine wirkliche „archäologische Zone“ auf dem Badhaus-Grundstück. Der Untergrund hier ist noch nicht einmal ansatzweise erforscht, vor allem zur Schwarzach und zum Nachbar-Grundstück hin. Die Bürger könnten dann Grabungen, die sich auch über Jahre hinziehen dürften, hautnah erleben. Die Gemeinde Wendelstein hätte das Geld dafür und sollte hier auch ihrer Vorbild-Funktion gerecht werden.

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