Regenauer in Schwabach: Psycho-Sitzung mit Nützel

20.11.2017, 05:58 Uhr
Regenauer in Schwabach: Psycho-Sitzung mit Nützel

© Foto: Matthias Hertlein

Regenauer serviert bissig, sarkastisch, ironisch, hemdsärmelig, intelligent und bisweilen krass, aber auch mit humorvollen Ausflügen sein neues Solo-Werk "Erleuchtung Vol. 1 – Der Weg vom Erfolg". Wie es in der Einladung hieß: "Ein Aufbauseminar zur Stärkung menschlicher Schwächung", im allerdings eher bescheiden gefüllten Markgrafensaal.

Regenauers Nützel, brillant, fein beoachtend zwischen dem Fränkischen, Englischen und Hochdeutschen und Midlife-Krisen hin- und herbalancierend, nimmt er die Personal-Coaching-Szene auf die Schippe. Stellt den Bewusstseins-Selbsterfindungswahn an den Pranger, rechnet mit Heilsbringern und Mentaltrainern messerscharf ab, die sich an der kränkelnden und mehr und mehr gestressten Gesellschaft eine goldene Nase verdienen.

Er führt in die Abgründe der überzüchteten Seminar-Masse und zur Frage, wie viel Glaubens-Unfug man braucht, um das Ego zu stärken, das Bewusstsein zu erweitern, um mit Ellbogeneinsatz auf der Karriereleiter nach oben zu steigen, auf der Suche nach dem von Macht und Geld gelenkten angeblichen Glück. Und um dann wieder abzustürzen – immer haarscharf in der Realitätsspirale.

Nützel, einst Reiseleiter eines Bus-Unternehmens und jetzt im "oberen Image-Management" des von Frankens Finanzministers Markus Söder angeführten Heimatministeriums tätig, ist mittendrin im persönlichen Tief, unzufrieden mit sich und der Welt. Ist frustriert.

Am Ende allein

Aber er findet zum Psycho-Guru Jerry Saltzman, erlangt als sogenannter "Train-The-Trainer-Trainee of Courses" die "Gold-Retriever-Master-Flash-Certification". Damit kann Nützel die zwölf Lebensweisheiten Saltzmans verbreiten. Mit Hilfe seines Gurus, der via Lautsprecher und Leinwand das Szenario auf der Bühne beobachtet und eingreift, fordert Nützel die Besucher zum aktiven Handeln auf – und macht den Seminar-Wahn lächerlich, nach allen Regeln der Kunst.

Nach der Pause verlässt Nützel dann mehr und mehr den Psycho-Schulungsraum, befasst sich mit Intelligenz, dem Verhalten der Geschlechter. Nützel fragt nach dem Plan B, den man in der Tasche haben sollte. Nützel klärt auf, am Ende alleine gelassen. Keine Kommunikation mit seinem Guru, kein Strom, keine Leinwand. Nur mit einer brennenden Kerze in der Hand, sinniert er über das Leben und wird zum Ende hin ein ganzer Franke: "Lieber ein Brett vor dem Kopf, als am Horizont die Allianz-Arena in München." Fazit: Diese Nützel’sche Psycho-Sitzung hat gesessen!

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