Rita Falk lockt 500 Interessierte nach Schwabach

14.11.2017, 05:58 Uhr
Rita Falk lockt 500 Interessierte nach Schwabach

© Foto: Robert Schmitt

Fünf ihrer Bücher sind mittlerweile sogar verfilmt worden. Auch in Schwabach und Umgebung hat sie offenbar viele Fans. 500 Zuhörer sind in den Markgrafensaal gekommen, um ihre Lesung aus "Weißwurstconnection" zu verfolgen. Im Dialog mit dem BR-Moderator Florian Wagner schildert sie außerdem, warum und wie sie schreibt und wo sie zu ihren Ideen kommt. Denn ihre Romane haben auch etwas Autobiographisches.

Rita Falk ist 1964 in Oberammergau geboren. Niederkaltenkirchen, den Ort der Morde, die Kommissar Franz Eberhofer aufklären muss, hat sie dem oberbayerischen Wallfahrtsort nachgebildet. Die geschilderten Polizeimethoden scheinen ebenfalls nicht völlig an den Haaren herbeigezogen zu sein. Immerhin ist Rita Falks Gatte Robert 36 Jahre Polizist gewesen. "Da hab’ ich bei den Sommerfesten der Polizei manche Geschichte gehört und mir aufgeschrieben", erklärt sie. "Von Bier zu Bier wurden sie skurriler."

Bei der Obduktion dabei

Seit ihren ersten Büchern hat sie außerdem zahlreiche Visitenkarten von Ordnungshütern zugesteckt bekommen. "Frau Falk", sagen die Hauptmeister und Oberkommissare dabei in der Regel, "Frau Falk, wenn Ihnen mal die Ideen ausgehen: einfach bei mir anrufen". Um Leichen richtig beschreiben zu können, war sie schon mal bei einer Obduktion dabei. Von einem Freund lässt sie sich regelmäßig mit Bildern aus der Pathologie versorgen.

Doch das sind nicht die einzigen Anregungen, die sie aufnimmt. Sie wohnt schließlich in Niederbayern. "Ich bin ein echter Spanner", verrät sie, "am liebsten belausche ich Stammtische". Ihren Freunden tut sie außerdem hin und wieder einen Gefallen. "Viele haben mich schon gebeten, mal einen unangenehmen Zeitgenossen sterben zu lassen. Manchmal habe ich das dann auch getan", verrät sie. Im übrigen formt Rita Falk ihre Geschichten zunächst im Kopf. "Es ist alles fertig und drängt aufs Papier", wie sie sagt. Dann arbeitet sie wie im Rausch. Manchmal steht sie um fünf Uhr morgens auf, setzt sich im Schlafanzug an den PC und schreibt zwölf Stunden lang aus dem Bauch heraus. "Robert hat dann was gekocht und ich bin immer noch im Schlafanzug", sagt die Erfolgsautorin.

"Selbst der Papst würde mich nerven"

Ihr Mann ist auch ihr wichtigster Ratgeber und schärfster Kritiker. "In kriminalistischen Dingen ist das oft sehr wichtig", sagt sie. Doch den Witz ihrer Schilderungen lässt sie sich nicht nehmen. "Kein Polizist würde auf einen Radio schießen", hat ihr Mann einmal eine Änderung angemahnt. Rita Falk ist cool geblieben "Der Eberhofer schon", erwiderte sie trocken. "Manchmal bin ich wie im Tunnel und unausstehlich: Selbst der Papst würde mich nerven", fügt sie hinzu, nennt sich selbst "ziemlich spießig" und kündigt ihren neunten Roman für den Februar kommenden Jahres an. "Kaiserschmarrndrama" wird er heißen. "Eine traurige Geschichte", wie sie sagt. "Kaiserschmarrntragödie" wäre also besser gewesen.

Rita Falk hat ihren ersten Roman 2010 auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt. "Winterkartoffelknödel" hat offenbar eingeschlagen wie eine Bombe. "Eine Agentin von Constantin-Film hat sofort die Rechte für sechs Filme gekauft, für Bücher also, die ich noch gar nicht geschrieben hatte", erzählt Rita Falk. Heute sind nicht nur ihre Bücher Kult. Auch die Filme fesseln ein Millionenpublikum. "Die Drehbücher lese ich mehrmals und sitze mit dem Rotstift drüber", schildert Falk die Aufsicht über ihre Geschichten. Auch der Hauptdarsteller ist "auf ihrem Mist gewachsen", wie sie sagt. Sie habe gebeten, Sebastian Bezzel zum Casting einzuladen.

Deutsche Filmgeschichte

Nun hat er als Franz Eberhofer deutsche Filmgeschichte geschrieben. "Ich bin zwei bis drei Mal pro Film bei den Dreharbeiten dabei",erzählt Falk, "alle Darsteller sind mittlerweile wie eine große Familie". Die Stimmung sei immer großartig. "Die Schauspieler kommen gerne", hat sie erfahren. Die Qualität scheint ebenfalls zu stimmen. Immerhin ist "Die Grießnockerlaffäre" mittlerweile für den Bambi nominiert worden.

Rita Falk ist Bürokauffrau und Mutter von drei erwachsenen Kindern. Sie wollte schon immer schreiben und hat damit begonnen, als sie arbeitslos geworden war. Der riesige Erfolg war also alles andere als geplant. Falks Sprache ist schlicht und leicht vom Dialekt coloriert, der sich an vielen Stellen in die Hochsprache drängt. "Durch die Küche latschen", "auf dem Clodeckel hocken", "die wo" als Einleitung zu einem Relativsatz, "wo" als Konjunktions- und "dem seine" als Genitiv-Ersatz sowie falsche Konjunktive sind recht häufig. Falk schreibt an vielen Stellen so, wie sie spricht oder wie um sie herum gesprochen wird. Letztlich ist das sogar authentisch, denn Eberhofer ist nicht nur Hauptperson der Romane, sondern auch Ich-Erzähler. Trotz mitunter durchaus witziger Erzähl-Ideen und Dialog-Überraschungen: Zu guter Literatur ist es noch ein Stück Wegs für Rita Falk. Verkaufszahlen sagen also doch nicht immer die volle Wahrheit.

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