Schmuckstück in Barthelmesaurach: Sommerkeller „lebt“ wieder

23.7.2014, 09:35 Uhr
Schmuckstück in Barthelmesaurach: Sommerkeller „lebt“ wieder

© Robert Schmitt

Pfarrer Ekkehard Aupperle hat das kleine Gebäude am Ortseingang der alten Bundesstraße im Anschluss gesegnet. Dort könnten nach den Vorstellungen von Walter Schnell künftig Vereinsveranstaltungen oder kleine touristische Angebote stattfinden. „Das Ambiente hier kann mit den Forchheimer Kellern mithalten“, erklärte Schnell stolz.

Heftige Diskussionen, hitzige Debatten und kontroverse Meinungen im Gemeinderat und in einigen Bürgerversammlungen waren der Wiederbelebung des Sommerkellers vorausgegangen. „Hier ist ein Schandfleck, da muss etwas passieren, denn schließlich handelt es sich um wertvolles kulturelles Erbe.“ Diese Ansicht setzte sich schließlich durch. Nun hat die Gemeinde gut 54 000 Euro in den Vorbau und die Instandsetzung des Kellers investiert. 25 000 Euro davon wird sie aller Voraussicht nach als Zuschuss über das Europäische Förderprogramm „Leader“ erhalten. Die Info-Tafeln zur Geschichte des Sommerkellers hat die Sparkasse Mittelfranken-Süd finanziert.

Mit Blick auf die geschichtliche Aufarbeitung und die Diskussionen um die Instandsetzung dankte Walter Schnell insbesondere seiner Stellvertreterin und weiteren Barthelmesaurachern für ihren Einsatz. Jutta Niedermann-Kriegel, Richard Böhm, Peter Kastler, Rainer Koch und Oliver Luschka werden künftig auch Führungen durch den Keller leiten, der nicht nur wirtschaftsgeschichtlich von Bedeutung ist.

Bierlager und Kegelbahn

Erbaut wurde er im Jahre 1862 als Bierlagerkeller von dem Gastwirt und Brauer Leo Wolshofer mit einem bewohnbaren Vorgebäude, dessen Überreste 2001 abgebrochen wurden. 1883 erwirbt ihn Konrad Gundel und baut 1885 eine Kegelbahn ein. Sie wurde bis 1930 genützt. Zu dieser Zeit endete auch die Funktion als Kühlkeller mit Natureis. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs war der Keller ein Schutzraum für die Bevölkerung. Ab 1954 verfiel er zusehends. 2001 erwarb die Gemeinde Kammerstein die Ruine samt Keller und Grundstück. Am 26. Juni 2012 fasste der Gemeinderat mit 13 zu zwei Stimmen den Beschluss zur Sanierung. Planer war der Rothauracher Architekt Jürgen Braun, der die offizielle Kostenschätzung von 59 000 Euro um 5000 Euro unterbot.

Der Keller ist heute auch wertvolles ökologisches Reservoir, denn er dient Fledermäusen als Winterquartier. Für Ruppert Zeiner, Fledermausexperte des Landesbunds für Vogelschutz, ist er ein „sehr wichtiges Rückzugsgebiet“ für die Mausohr- und Wasserfledermaus.

Großes Lob in Richtung der Gemeinde Kammerstein hatte Ekkehard Eisenhut parat. Der Landwirtschaftsdirektor ist verantwortlich für die Verteilung der Leadermittel in Mittelfranken und hob das Engagement Kammersteins in Sachen der EU-Gelder hervor. „Die Gemeinde nützt unser Angebot intensiv“, sagte Eisenhut. Sechs Projektanträge haben seinen Worten zufolge 173 000 Euro nach Kammerstein geleitet. „Hier ist ein Schmuckstück entstanden, das die Lebensqualität verbessert“, war Eisenhut überzeugt. Kreisheimatpflegerin Annett Haberlah-Pohl sagte, die Renovierung von Keller und Vorbau sei einer der wenigen Denkmalschutz-Lichtblicke im Landkreis.

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