Schnell, entschlussfreudig und ohne große Worte

Bis vor einer Woche wusste ich noch nicht einmal, dass ich ein Mountainbike brauche. Schließlich habe ich doch ein Fahrrad für die Stadt. Und einen flotten Renner für die Sommermonate. Meine Frau hat mich aber dazu überredet, dass ich mich mal schlau machen sollte.

Dann könnte ich sie auch im Winter begleiten, wenn sie durch den Wald düst. Sie ist seit einem Jahr stolze Besitzerin eines MTBs, zuvor hatte sie wochen-, ja monatelang Räder verglichen und Bewertungen gelesen (und sich dann für das gute Gebrauchte meines Nachbarn entschieden).

Auf solch langwierige Recherche habe ich allerdings keine Lust. Und so habe ich mich nicht schlau gemacht. Ich habe lieber den Zweiradhändler meines Vertrauens aufgesucht. Denn Männer kaufen nun einmal anders. Sie kaufen vor allem schnell. Ein Gedächtnisprotokoll.

Er: Hallo.

Ich: Hallo, meine Frau hat gesagt, ich brauche ein Mountainbike.

Er: Aha.

Ich: Muss ja nichts Überragendes sein für die paar hundert Kilometer, die ich pro Jahr draufschrubbe. Habt Ihr noch was von 2014 im Angebot?

Er: Klar.

Ich: Na dann los.

Er: Ich würde dir von der Marke ein ... (keine Schleichwerbung an dieser Stelle!) empfehlen. Bestes Preis-Leistungsverhältnis.

Ich: Okay.

Er: Reifengröße?

Ich: Ich fahre keine extremen Strecken.

Er: Dann die 29er. Rollt besser im Gelände.

Ich: Gut.

Er: Rahmenhöhe. Ich würde sagen: 21er.

Ich: Was fährst du?

Er: 19er.

Ich: Dann passt 21 für mich.

Er: Hier steht gerade eins. Setz’ dich mal drauf.

Ich (sitzend): Fühlt sich gut an (ich fahre draußen ein paar Meter auf und ab und komme dann zurück).

Ich: Fühlt sich immer noch gut an. Sehr gut sogar.

Er: Ausstattung? Nur vorne gefedert oder ein Fully? Fullys sind aber viel teurer.

Ich: Vorne gefedert reicht.

Er: Okay. Alurahmen oder Carbon? Carbon ist vom Fahrverhalten etwas anders und etwas teurer, ich würde zu einem Alurahmen raten.

Ich: Wenn du das sagst.

Er: Es gibt vier Preisgruppen. Pro Preisgruppe 100 Euro mehr. Die Unterschiede sind nicht groß. Nur: Das Teuerste hat die wirklich am besten gefederte Vordergabel. Da bekommt man mehr fürs Geld.

Ich: Habt ihr das da?

Er (nach einem Blick in den Computer): Nur in Schwarz-Weiß.

Ich: Farbe ist wurscht.

Er: Na dann (verschwindet im Lager, eine Minute später ist er mit dem Rad zurück).

Ich: Jetzt brauche ich noch Pedale.

Er: Klickpedale oder normal?

Ich: Klick.

Er: Es gibt jetzt Klickpedale mit breiteren Paddeln, also breiterer Auflage (zeigt sie im Regal).

Ich: Was bringen die?

Er: Man kann auch mal mit normalen Turn- oder Straßenschuhen durch die Stadt fahren.

Ich: Hört sich vernünftig an.

Er: Das Rad ist ein 2014er Modell. Ich könnte dir einen guten Preis machen. Soll ich das Rad mal zurückhalten? Dann kannst du dir das noch einmal durch den Kopf gehen lassen.

Ich: Nein

Er: ???

Ich: Ich kauf’s. Mach’s fertig, ich hole es nächste Woche ab.

Eine Stunde später sitze ich mit Frau und Tochter beim Abendessen. „Und was war bei euch heute so los?“, fragt meine Tochter. „Nichts Besonders“, sagt meine Frau. „Nichts Besonderes“, sage ich. „Naja“, ergänze ich, „ich hab’ mit gerade ein Moutainbike gekauft“.

Beide machen große Augen. „Einfach so?“, fragen sie. „Einfach so“, sage ich. „Warst du heute wohl nicht in der Arbeit?“, fragt meine Frau ungläubig. „Doch“, antworte ich. „Ich bin nach der Arbeit hingefahren. Hat nur zehn Minuten gedauert.“