Schnell: "Wir wollen uns nicht wegducken"

27.4.2017, 13:00 Uhr
Schnell:

© Foto: Wilhelm

Deren Geschäftsführer Harald Bergmann hat sich und die GeWoBau am Dienstag dem Gemeinderat vorgestellt und für eine Zusammenarbeit geworben. Bürgermeister Walter Schnell und der Gemeinderat gaben auch ein positives Signal: Die Verwaltung wurde beauftragt, das Thema weiter zu prüfen.

"Im Freistaat fehlen Hunderttausende Wohnungen", erklärte Schnell den Hintergrund. Deshalb fördert die Staatsregierung in ihrem "Wohnungspakt Bayern" auch Städte und Gemeinden, die selbst wieder oder neu in den sozialen Wohnungsbau einsteigen wollen.

Chance für kleine Geldbeutel

"Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Dieser kann man sich nicht entziehen. Auch wir als kleine Gemeinde wollen im Rahmen unserer Möglichkeiten unseren Beitrag leisten", sagte Schnell. "Wir wollen uns nicht wegducken", bekräftigte er nach der Sitzung im Gespräch mit dem Tagblatt.

Kammerstein verfügt noch über keine eigenen gemeindlichen Wohnungen. Auch der Mietwohnungsmarkt ist sehr überschaubar. "Dabei bekommen wir immer mehr Anfragen", berichtet Schnell. "Wir wollen auch Familien mit kleinerem Geldbeutel, die sich kein Einfamilienhaus leisten können, die Chance geben, hier in Kammerstein zu bleiben."

Allerdings verfügt Kammersteins kleine Gemeindeveraltung weder über das erforderliche Personal noch über Erfahrung mit Sozialwohnungsbau. Und so kommt die GeWoBau aus dem benachbarten Schwabach ins Spiel.

Der geht es nicht primär darum, ein neues Geschäftsfeld zu erschließen. Sie beschreitet mit Unterstützung von Oberbürgermeister Matthias Thürauf und dem Stadtrat neue Wege in der Wohnungspolitik.

"Froh um jede Wohnung"

"Wir kennen keinen Leerstand", sagt Harald Bergmann über die rund 1200 GeWoBau-Wohnungen in Schwabach. "Aber wir haben rund 800 Vormerkungen von Wohnungssuchenden. Rund ein Viertel davon stammen aus dem Landkreis Roth. Wir können dieses Problem in Schwabach alleine nicht lösen. Deshalb sind wir froh über jede Wohnung, die im Umland entsteht." Dadurch werde der Markt in Schwabach entlastet.

In Schwabach hat die GeWoBau in der Kreuzwegstraße unter dem Motto "Miteinander wohnen" einen großen Komplex mit 34 geförderten Wohnungen für Menschen jeden Alters errichtet. Direkt daneben wird die Stadt weitere 25 Sozialwohnungen bauen, die GeWoBau wird die Verwaltung übernehmen.

"Erfahren, kompetent, seriös"

Außerhalb Schwabachs aber darf die GeWoBau nicht investieren. Und eine staatliche Förderung erhalten die Gemeinden ohnehin nur, wenn sie selbst investieren.

Wichtige, vielleicht sogar entscheidend wichtige Unterstützung aber kann die GeWoBau sehr wohl leisten. "Unser Angebot: Wir sind Bauherren-Vertreter bei der Planung, steuern das Projekt und übernehmen später auch die Verwaltung. Je nach Wunsch der Gemeinde schnüren wir ein Paket", sagte Harald Bergmann.

Diesen Vorschlag hat er bereits mehreren Gemeinden unterbreitet: "In Altdorf und Feucht sind die Gespräche schon weiter vorangeschritten."

Auch Kammersteins Bürgermeister Walter Schnell reagierte sehr aufgeschlossen: "Die GeWoBau Schwabach wäre ein sehr erfahrener, sehr kompetenter und sehr seriöser Partner." Doch ist Kammerstein noch am Anfang. Da geht es zunächst um Grundsätzliches: "Natürlich können wir keinen Komplex wie in der Schwabacher Kreuzwegstraße bauen", stellt Schnell klar. Im September 2016 hatte sich der Gemeinderat erstmals intensiv mit dem Thema befasst. Die Idee: ein Mehrfamilienhaus mit vier bis acht Wohnung etwa im neuen Baugebiet Kammerstein Süd.

"Das ist zu schultern"

Neben dem Standort ist die Finanzierung eine zweite entscheidende Frage. "Möglich sind bis zu 90 Prozent Zuschüsse oder zinsgünstige Darlehen", erklärt Walter Schnell, "und die zehn Prozent wären auch für eine kleine Gemeinde zu schultern."

 

 

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