Schreibwerkstatt Wendelstein zum Auftakt der Kirchweih

6.7.2015, 11:02 Uhr
Schreibwerkstatt Wendelstein zum Auftakt der Kirchweih

© Foto: jör

Das Kirchweihtreiben in den Orten der Gemeinde und darüber hinaus sowie allerlei Traditionen und Erinnerungen zur typischen fränkischen „Kärwa“ gestern und heute. Diese gelungene Mischung aus Gedichten, Texten und Informationen hat die Schreibwerkstatt Wendelstein bei ihrer „Kirchweihlesung“ im evangelischen Gemeindehaus zum Auftakt der Wendelsteiner Kirchweih 2015 serviert.

Die Begrüßung übernahm erstmals der neue Pfarrer am Ort, Dr. Martin Hoffmann. Für die Schreibwerkstatt Wendelstein stellte Gudrun Vollmuth in ihren einleitenden Worten kurz das Programm für den Leseabend vor.

Bernd Kalb trug als Einstieg ins Abendthema „Kirchweih/Kärwa“ das Gedicht vom „Nasentanz in Wendelstein“ vor, der vor 500 Jahren den Nürnberger Poeten und Schuster Hans Sachs so beeindruckte, dass er diesen Besuch in Wendelstein damals in Gedichtform festhielt.

Nur einen Ort weiter, nach Kleinschwarzenlohe, entführte danach Angela Michael die Zuhörer mit ihrer literarisch umgearbeiteten Befragung alteingesessener „Klaaschwärzerlouer“ zum früheren Kirchweihtreiben in ihrem Heimatort.

Kirchweih in der Hundehütte

Von einem ungewöhnlichen Wunsch aus der eigenen Jugendzeit berichtete Ise Ruck, die mit „Kirchweih in der Hundehütte“ ihre Erinnerungen an den geheimen Wunsch, einmal mit dem Familienhund gemeinsam in dessen neuer Hundehütte zu übernachten, vortrug.

Bei Angela Michael standen in deren zweiten Text Kindheitserinnerungen an die Worzeldorfer Kärwa in ihren jungen Jahren im Mittelpunkt.

Ludwig Weber begeisterte mit einem für ihn typischen Text mit Wortspielereien unter dem Motto „Kirchweih-ABC“.

Egon Helmhagen spannte bei seinem ersten Auftritt gekonnt einen weiten literarischen Bogen zum Thema „Kirchweih in Franken“ mit Liedern, Anekdoten und historischen Informationen.

Die Eröffnung der zweiten Hälfte der Lesung oblag Hans Pfähler der für den Abend in seiner „Lieblingssparte“ Krimitexte in spannender Weise vom „Tod eines Betzen“ berichtete, wobei der „Betz“ bei diesem Krimi nicht der „Kirchweih-Betz“ war, sondern einer der Kärwaburschen aus dem Dorf, der jedoch eigentlich nur eine Lektion erhalten und nicht gleich umgebracht werden sollte .

Bernd Kalb bereicherte die Lesung um Erinnerungen des 1903 geborenen Röthenbachers Johann Rückert, wie hier vor gut 100 Jahren die Ortskirchweih gefeiert wurde.

Ludwig Weber trug als Beispiel für frühere Kirchweihprobleme einen Briefwechsel von 1926 zwischen einer Gemeinde und der Verwaltung des Bezirksamts (Landratsamts) Schwabach vor und berichtete exklusiv über das neueste zeitgemäße Event für die diesjährigen Kirchweihen im Schwarzachtal – eine nächtliche „Drive-the-Roundabout“-Tour im Gemeindebus mit Partymusik und Bordbar von Verkehrskreisel zu Verkehrskreisel kreuz und quer durch die Gemeinde Wendelstein.

Mit ihren Erfahrungen als „Kirchweih-Gschpusi“ eines „Halbstarken“ aus der Gartenstadt bei der Worzeldorfer Kirchweih in den 1970er Jahren weckte Angela Michael auch bei vielen Zuhörern ähnliche Erinnerungen an eigene Erlebnisse.

Gudrun Vollmuth beschrieb das Kirchweihtreiben „Im Gelben Löwen“ bei der Wirtsfamilie von Erwin Kübler und Egon Helmhagen trug das „hohe Loblied“ aufs fränkische Bier als Traditionsbestandteil einer typischen Dorfkirchweih vor.

Einen besonderen „Mitesser“ beim sonntäglichen Kirchweihbraten präsentierte zudem Hans Pfähler.

Walter Beck ergänzte die Lesung um Dialektgedichte übers fränkische Kirchweihtreiben.

Schlossgeist fährt Karussell

Traditionell beschloss der Brief von Schlossgeist Hugo von Kugelhammer, vorgetragen von Dr. Fritz Kerler, die jährliche Kärwalesung der Schreibwerkstatt im Gemeindehaus: Ganz stolz bekannte in seinem Brief heuer der sonst absolut faule Schlossgeist, dass er diesmal sehr aktiv war im gesamten Schwarzachtal. Um den Erwachsenen das schöne Kindergefühl vom Karussellfahren wieder erleben zu lassen, habe er überall in der Gemeinde Straßensperren aufgestellt und Baustellen aufgebaut. Zu kurz kam im Brief aber auch nicht der übliche Rundumschlag gegen die Politik.

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