Schwabach: Künstlerischer Stadtrundgang

8.10.2018, 13:00 Uhr
Schwabach: Künstlerischer Stadtrundgang

Die Idee dazu war von Sabine B. Reimann gekommen, die auch Planung, Vorbereitung und Organisation übernommen hatte. Angeregt dazu hatte sie der "Tag des offenen Ateliers" im Landkreis Roth. Die Stadt hat die Umsetzung gefördert. So ist ein künstlerischer Rundgang durch Schwabach entstanden, der erlebbar gemacht hat, an welchen sonst verborgenen Orten Kunst in Schwabach entsteht.

Überall war der Dialog mit den Künstlerinnen und Künstlern möglich. Von Limbach bis nach Unterreichenbach mit einem Schwenk nach Süden und einer Ballung im Zentrum spannte sich so ein Bogen vielfältiger Räume und interessanter Kreativköpfe, die jeweils einzigartig waren. Ein Schwabacher Netzwerk der besonderen Art. Mit der Frequenz war Reimann bereits am ersten Tag zufrieden. "Nette Menschen und angenehme Gespräche", lautete die Essenz der Rückmeldungen.

Bitte emotional fassen

Walter Thaler und Uli Thaler-Wiegand sind ein Künstlerehepaar. Sie arbeiten in der Schulgasse 15 im gemeinsamen Atelier. Walter Thaler hatte "Bilder, die man nur emotional erfassen kann" mit strengen Formen angelehnt an Verkehrswege kombiniert. "Ich will die Gegensätze so groß wie nur irgendmöglich machen", erklärte der 70-Jährige. Uli Thaler-Wiegand ist bislang in Schwabach eher selten an die Öffentlichkeit getreten. Die Freihandzeichnungen der 61-Jährigen in Schwarzweiß vereinigen kreative Präzision mit magischem Reiz.

Schwabach: Künstlerischer Stadtrundgang

© Fotos: Robert Schmitt

Annika Bachhofer wohnt in der Nürnberger Straße 36 und hat sich dort ein kleines Atelier eingerichtet. Ihre Freundin Susanne Kunz stammt aus Büchenbach. Die beiden Frauen sind als Mediengestalterinnen schon von ihrer beruflichen Ausrichtung nah an bildender Kunst angesiedelt. Die 35-jährige Bachhofer hat sogar eine Technik entwickelt, die zwischen Malerei, moderner Grafik und Druck angesiedelt ist. Sie fotografiert ihre Bilder, bearbeitet das Foto am Rechner und druckt es dann aus. Dabei kombiniert sie figürliche Motive mit abstrakten Formen und legt Bilder übereinander, sodass neue Farbstrukturen entstehen.

Die 55-jährige Kunz bezeichnet sich als äußerst experimentierfreudig. Bei ihr wechseln menschliche Gesichter mit geometrischen Formen und sehr strukturreichen Werken mit haptischen Elementen ab, in denen sie häufig Blattgold verwendet.

Vom Glauben inspiriert

Gabriele Fuchs ist 1960 in Brasilien geboren. Zeit ihres Lebens hat sie an vielen Orten der Welt gelebt, sich aber 2017 aus familiären Gründen in Schwabach angesiedelt. Ihr Atelier ist in der Bachgasse 16 und besitzt große Schaufenster. Besuchen kann man sie dort eigentlich immer. Fuchs hat in Porto studiert. Ihre Arbeiten sind teils naturalistisch, teils verkörpern sie konkrete und abstrakte Kunst. Inspirieren lässt sie sich vom Glauben an Gott und biblischen Geschichten ebenso wie von der Flora Brasiliens oder deutschen Landschaften. Dabei spielt insbesondere bei den Glaubens-Motiven der Goldene Schnitt als Zeichen für Perfektion eine große Rolle.

Dem Schicksal jüdischer Künstler widmet sie sich mit der Bildreihe "Der gelbe Stern". Die Vertreibung in andere Länder der Welt ließ ihre Kunst "neue Wege gehen", findet Fuchs.

Sabine B. Reimann ist künstlerisch äußerst vielseitig. Die beeindruckendsten Arbeiten liefert die Grund- und Hauptschullehrerin mit dem Hauptfach Kunst aber als Ikonenmalerin ab. In vielen Größen fertigt sie traditionelle Motive auf perfekte Weise. Der Kreativität sind dabei allerdings Grenzen gesetzt. "Alle Motive gibt es bereits", erklärte sie, "neue müsste man sich vom Oberhaupt der orthodoxen Gemeinde genehmigen lassen".

Zufall oder Schicksal?

"Cuvée" bezeichnet im Deutschen als Lehnwort aus dem Französischen eine Wein-Mischung verschiedener Rebsorten. Wenn man den Begriff auf seinen deutschen Lautwert zurückführt, liegt man mit "Küwe" sehr nahe an der richtigen Aussprache. Zufall oder Schicksal?

Schließlich könnte "Küwe" als Abkürzung für die Mischung des "Künstler-Wochenendes" dienen. Reimann und ihr Grafiker waren mutig. Sie haben den Tag des offenen Ateliers in der Tat "KüWé" getauft. Grafisch noch unterstrichen durch ein "ü", das als volles Weinglas ebenso durchgeht wie als Lachgesicht.

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