Schwabach: Tierarzt belastet Tierschutzverein schwer

28.8.2018, 15:10 Uhr
Schwabach: Tierarzt belastet Tierschutzverein schwer

© Archivfoto: Horst Linke

Tierarzt Rüdiger Baba aus Schwabach ist nicht gut auf den Tierschutzverein zu sprechen. "Seit 20 Jahren habe ich immer wieder Probleme mit dem Verein", sagt er. Nun habe er sich entschlossen, an die Öffentlichkeit zu gehen. Im Wesentlichen erhebt er einen allgemeinen und zwei konkrete Vorwürfe. Generell, so Baba, sei man beim Tierschutzverein nicht auf das Tierwohl bedacht, man wolle sich vielmehr bereichern. Baba macht das an zwei Vorfällen fest.

Er habe – so der erste Fall – eine Katze behandelt, die vom Tierschutzverein an eine Familie vermittelt wurde. Die Katze leide an einer ansteckenden Krankheit, die zum Tod führen kann. Der Familie habe man gesagt, die Katze sei gesund. Damit habe der Tierschutzverein in Kauf genommen, dass die andere Katze, die bei der besagten Familie zu Hause lebt, sich mit der Krankheit anstecken könne. Außerdem sei falsch informiert worden. Baba betont, dass ein Tierarzt bei der obligatorischen Blutuntersuchung diese Krankheit zwingend erkennen müsse. Die Familie, der die Katze vermittelt wurde, bestätigte gegenüber dem Tagblatt, dass man über die ansteckende Krankheit der Katze nicht aufgeklärt worden sei.

"Was hätten wir davon?"

Sowohl die Vorsitzende des Vereins, Tierärztin Angela Till, als auch der Geschäftsführer, Ulrich Schauz von Winter, bestreiten den Vorwurf vehement. "Nicht alle Tiere, die wir vermitteln, sind gesund. Aber darüber informieren wir selbstverständlich", betont Till, die erst seit Juni Vorsitzende des Vereins ist – der Fall liegt vor ihrer Amtszeit. Schauz von Winter fragt: "Was hätten wir denn davon, kranke Tiere als gesund auszugeben? Das fällt doch auf uns zurück." Letztlich steht hier Aussage gegen Aussage. Der zweiten Katze der Familie geht es übrigens gut, das sei nur am Rande bemerkt.

Babas zweiter Vorwurf: Bereicherung. Er habe von Wolfgang Leibel Rechnungen zugespielt bekommen, die von Tierärzten an den Verein gestellt wurden. Leibel war von Dezember 2017 bis Juni dieses Jahres Vorsitzender des Tierschutzvereins. Er schlägt in die gleiche Kerbe: "Dem Verein geht es nicht um die Tiere, persönliche Dinge stehen im Vordergrund." Er habe als Vorsitzender die Dinge ändern wollen, im Juni aber aufgrund ständiger Querelen hingeworfen. Dass er Rechnungen an Baba ausgehändigt hat, bestätigt er.

Baba sagt, er habe bei Prüfung der Rechnungen herausgefunden, dass falsch abgerechnet wurde. Baba erläutert ein Beispiel: Die Pauschale bei einer Kastration einer Katze umfasse die Untersuchung, die Narkose und die Kastration selbst. Es sei jedoch zusätzlich zur Kastrationspauschale noch eine Untersuchung der Katze abgerechnet worden – die laut Baba eigentlich bereits mit der Pauschale abgedeckt sei. Baba kann nicht sagen, welcher Tierarzt oder welche Tierärztin in diesem konkreten Fall die Rechnung gestellt hat. Er unterstellt jedoch, es sei gängige Praxis – es gehe zwar in den Einzelfällen nur um wenige Euro, aber insgesamt komme dann doch einiges zusammen.

Mit dem Verein verbandelt

Entdeckt werde das Ganze deshalb nicht, erklärt Baba weiter, weil die behandelnden Tierärzte mit dem Tierschutzverein verbandelt seien. Der Tierarzt stelle erst die Rechnung – und unterschreibe, prüfe und überweise sie dann im Namen des Vereins selbst.

Angela Till ärgert der Vorwurf sehr. "Ich überweise mir niemals etwas selbst! Die Rechnungen werden immer geprüft." Bis zur letzten Jahresversammlung habe das ein Schwabacher Tierarzt gemacht, derzeit sei es die Aufgabe von Geschäftsführer Schauz von Winter. Dieser hat dem Tagblatt Einblick in einige Rechnungen gegeben – unter anderem eine von Rüdiger Baba selbst, mit dem der Verein weiterhin zusammenarbeitet. Die Rechnungen werden geprüft und vom Prüfer abgestempelt. "Niemand überweist sich bei uns Rechnungen selbst", betont Schauz von Winter. Er räumt allerdings auch ein, dass es ihm oder anderen Ehrenamtlichen des Vereins als Laien unmöglich sei, die Pauschalen der Veterinäre exakt aufzuschlüsseln. "Wir müssen davon ausgehen, dass die Tierärzte vernünftig abrechnen."

Schauz von Winter versteht vor allem eines nicht: Warum geht Baba an die Öffentlichkeit? Man habe ihn – noch bevor die Vorwürfe im Raum standen – selbst in den Vorstand holen wollen, man habe eigentlich ein gutes Verhältnis. Der Verein selbst, die Stadt Schwabach, das Rother Veterinäramt, die Tierärztekammer – all das seien doch Ansprechpartner für derartige Beschwerden.

Dieselbe Frage stellt Schwabachs Stadtsprecher Jürgen Ramspeck. Der Tierschutzverein, so Ramspeck, übernehme für die Stadt die Beherbergung und Versorgung von Fundtieren – bei Fundsachen, zu denen rechtlich gesehen auch Tiere gehören, ist nämlich die Stadt zuständig. Der Verein bekommt für diese Leistung jährlich etwa 20.000 Euro, 50 Cent pro Schwabacher Einwohner. Für das Tierwohl ist laut Ramspeck das Rother Veterinäramt zuständig. Sowohl bei der Stadt Schwabach als auch beim Veterinäramt seien bisher keine Beschwerden bezüglich des Tierschutzvereins aufgetaucht. Man sei darüber sehr überrascht.

"Unbequeme Fragen"

Was sagt Baba zu dem Vorwurf, anstatt seine Anschuldigungen intern zu klären, mache er auf Kosten eines gemeinnützigen Vereins und einiger seiner Schwabacher Tierarzt-Kollegen öffentlich Ärger? "Die öffentliche Aufmerksamkeit ist mir wichtig"; sagt er: "Tierärzte sind nicht daran interessiert, gegen die eigenen Kollegen vorzugehen." Die Kammer oder das Veterinäramt seien deshalb die falschen Ansprechpartner. Baba ist seit kurzem Mitglied beim Tierschutzverein und will an der nächsten Jahresversammlung teilnehmen – "um unbequeme Fragen zu stellen", wie er sagt.

Schauz von Winter lädt indessen die Schwabacher ein, sich selbst ein Bild zu machen: "Wir sind offen und transparent, jeder kann bei uns vorbeikommen und sich die Tiere und ihre Unterbringung ansehen." Derzeit habe man rund 40 Katzen im Haus, im Jahr nehme man 200 bis 300 Tiere vorübergehend auf. Im Gegensatz zu den Tierheimen in Roth oder Feucht sei man in Schwabach als Verein ein rein ehrenamtlicher Betrieb.

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