Schwabacher Altstadt: Hugenotten hinterließen Spuren

30.5.2018, 06:00 Uhr
Ab 1686 kamen hunderte Hugenotten aus Frankreich als Glaubensflüchtlinge in Schwabach an. Bis heute sind die Spuren der Hugenotten sichtbar.
1 / 16

Ab 1686 kamen hunderte Hugenotten aus Frankreich als Glaubensflüchtlinge in Schwabach an. Bis heute sind die Spuren der Hugenotten sichtbar. © Lea-Verena Meingast

Klaus Huber bietet seit 1968 bei Stadtführungen an und zeigt Besuchern die Spuren der Hugenotten in Schwabach. Trotz Auswanderungsverbot und angedrohter Galeeren- und Haftstrafen hielt sie nichts mehr in Frankreich. Mehr als eine Million Hugenotten waren auf der Flucht, nachdem der Sonnenkönig, Ludwig XIV., im Oktober 1685 das Edikt von Nantes aufhob und den Reformierten ihre Glaubensfreiheit in Frankreich entzog. "Gottesdienste waren verboten, protestantische Schulen wurden geschlossen und Kinder römisch-katholisch zwangsgetauft", erzählt der 77-Jährige.
2 / 16

Klaus Huber bietet seit 1968 bei Stadtführungen an und zeigt Besuchern die Spuren der Hugenotten in Schwabach. Trotz Auswanderungsverbot und angedrohter Galeeren- und Haftstrafen hielt sie nichts mehr in Frankreich. Mehr als eine Million Hugenotten waren auf der Flucht, nachdem der Sonnenkönig, Ludwig XIV., im Oktober 1685 das Edikt von Nantes aufhob und den Reformierten ihre Glaubensfreiheit in Frankreich entzog. "Gottesdienste waren verboten, protestantische Schulen wurden geschlossen und Kinder römisch-katholisch zwangsgetauft", erzählt der 77-Jährige. © Lea-Verena Meingast

Auf dem Schönen Brunnen in Schwabach ist  Markgraf Johann Friedrich von Ansbach abgebildet. Auf seine Anweisung hin entstand in Ansbach die erste Hugenotten-Gemeinde. Allerdings regte sich auch Widerstand, Kritiker fürchteten ein Eingreifen Frankreichs. 
 Nach seinem Tod wurden die Flüchtlinge nach Erlangen und Schwabach geschickt.
3 / 16

Auf dem Schönen Brunnen in Schwabach ist Markgraf Johann Friedrich von Ansbach abgebildet. Auf seine Anweisung hin entstand in Ansbach die erste Hugenotten-Gemeinde. Allerdings regte sich auch Widerstand, Kritiker fürchteten ein Eingreifen Frankreichs. Nach seinem Tod wurden die Flüchtlinge nach Erlangen und Schwabach geschickt. © Lea-Verena Meingast

"Anders als in Ansbach geplant sollten sie nicht in einer gesonderten Hugenottensiedlung leben", weiß Huber. Mehrere Häuser in Schwabach wurden den Flüchtlingsfamilien zur Verfügung gestellt, zum Beispiel das Gebäude auf dem heutigen Königsplatz, in dem sich der Gasthof "Goldener Stern" befindet.
4 / 16

"Anders als in Ansbach geplant sollten sie nicht in einer gesonderten Hugenottensiedlung leben", weiß Huber. Mehrere Häuser in Schwabach wurden den Flüchtlingsfamilien zur Verfügung gestellt, zum Beispiel das Gebäude auf dem heutigen Königsplatz, in dem sich der Gasthof "Goldener Stern" befindet. © Lea-Verena Meingast

"Die Hugenotten waren durchaus gern gesehen, weil sie ihre Fähigkeiten der Handwerkskunst mitbrachten, und erhielten Steuervergünstigungen", erzählt der 77-Jährige. Ende des 17. Jahrhunderts hatten sich 500 Hugenotten in Schwabach niedergelassen, wo bislang 3300 Einwohner gelebt hatten.
5 / 16

"Die Hugenotten waren durchaus gern gesehen, weil sie ihre Fähigkeiten der Handwerkskunst mitbrachten, und erhielten Steuervergünstigungen", erzählt der 77-Jährige. Ende des 17. Jahrhunderts hatten sich 500 Hugenotten in Schwabach niedergelassen, wo bislang 3300 Einwohner gelebt hatten. © Lea-Verena Meingast

Wo sich heute ein Modegeschäft auf dem Königsplatz befindet, fanden französische Strumpfwirker ein Zuhause.
6 / 16

Wo sich heute ein Modegeschäft auf dem Königsplatz befindet, fanden französische Strumpfwirker ein Zuhause. © Lea-Verena Meingast

In der Südlichen Mauerstraße, im heutigen Hüttlinger, entstand damals ein zweistöckiges Haus mit einer Gobelin-Manufaktur, in der gewebte Wandteppiche entstanden.
7 / 16

In der Südlichen Mauerstraße, im heutigen Hüttlinger, entstand damals ein zweistöckiges Haus mit einer Gobelin-Manufaktur, in der gewebte Wandteppiche entstanden. © Lea-Verena Meingast

In diesem Haus hielten die Glaubensflüchtlinge damals ihren ersten Gottesdienst ab.
8 / 16

In diesem Haus hielten die Glaubensflüchtlinge damals ihren ersten Gottesdienst ab. © Lea-Verena Meingast

Auch in der Architektur hinterließen die Hugenotten ihre Spuren. "Einige Häuser haben Mansarddächer", so Huber. Bei ihnen sind die Dachflächen im unteren Bereich abgeknickt, sodass geradlinige Dachschrägen vermieden werden.
9 / 16

Auch in der Architektur hinterließen die Hugenotten ihre Spuren. "Einige Häuser haben Mansarddächer", so Huber. Bei ihnen sind die Dachflächen im unteren Bereich abgeknickt, sodass geradlinige Dachschrägen vermieden werden. © Lea-Verena Meingast

Schwabach entwickelte sich zu einer bedeutenden Gewerbestadt im Fürstentum Brandenburg-Ansbach. Im Haus des Schwabacher Tagblatts am Spitalberg ließen sich ein Schreiner und Strumpfwirker nieder.
10 / 16

Schwabach entwickelte sich zu einer bedeutenden Gewerbestadt im Fürstentum Brandenburg-Ansbach. Im Haus des Schwabacher Tagblatts am Spitalberg ließen sich ein Schreiner und Strumpfwirker nieder. © Lea-Verena Meingast

In der Benkendorferstraße lebte ein französischer Rotgerber am Nadlersbach.
11 / 16

In der Benkendorferstraße lebte ein französischer Rotgerber am Nadlersbach. © Lea-Verena Meingast

"Poujol war einer der ersten Kirchenvorsteher", erzählt Huber. Der Poujolsberg erinnert noch heute daran.
12 / 16

"Poujol war einer der ersten Kirchenvorsteher", erzählt Huber. Der Poujolsberg erinnert noch heute daran. © Lea-Verena Meingast

Die Franzosenkirche in Boxlohe errichteten die Glaubensflüchtlinge aus Steinen der Burgruine Kammerstein. "Innerhalb von nur sechs Wochen wurde sie erbaut, das war schon eine Leistung", sagt der 77-Jährige.
13 / 16

Die Franzosenkirche in Boxlohe errichteten die Glaubensflüchtlinge aus Steinen der Burgruine Kammerstein. "Innerhalb von nur sechs Wochen wurde sie erbaut, das war schon eine Leistung", sagt der 77-Jährige. © Lea-Verena Meingast

Die Glocke und Orgel, die sich heute in der Kirche befinden, wurden nachträglich im 18. und 19. Jahrhundert hinzugefügt. Neben der Kanzel hängen zwei Gobelins, auf denen das Vaterunser und das Glaubensbekenntnis sowie die zehn Gebote in altfranzösischer Sprache eingewirkt sind.
14 / 16

Die Glocke und Orgel, die sich heute in der Kirche befinden, wurden nachträglich im 18. und 19. Jahrhundert hinzugefügt. Neben der Kanzel hängen zwei Gobelins, auf denen das Vaterunser und das Glaubensbekenntnis sowie die zehn Gebote in altfranzösischer Sprache eingewirkt sind. © Lea-Verena Meingast

Im November 1687 fand der erste Gottesdienst statt – allerdings ohne Kirchenweihe, denn die ist in der evangelisch-reformierten Kirche unüblich. Zudem gibt es keinen Altar, wie er in katholischen und evangelisch-lutherischen Kirchen zu finden ist. "Diese Schlichtheit finde ich beeindruckend", schwärmt Huber.
15 / 16

Im November 1687 fand der erste Gottesdienst statt – allerdings ohne Kirchenweihe, denn die ist in der evangelisch-reformierten Kirche unüblich. Zudem gibt es keinen Altar, wie er in katholischen und evangelisch-lutherischen Kirchen zu finden ist. "Diese Schlichtheit finde ich beeindruckend", schwärmt Huber. © Lea-Verena Meingast

Die Wetterfahne des Turms zeigt das Symbol eines Ankers, den zwei Hände halten. Das gleiche Motiv ist auf dem Kirchensiegel der Schwabacher reformierten Kirchengemeinde zu sehen. Der Entwurf stammt vom ersten Pfarrer François Martel.
16 / 16

Die Wetterfahne des Turms zeigt das Symbol eines Ankers, den zwei Hände halten. Das gleiche Motiv ist auf dem Kirchensiegel der Schwabacher reformierten Kirchengemeinde zu sehen. Der Entwurf stammt vom ersten Pfarrer François Martel. © Lea-Verena Meingast

Verwandte Themen