Schwabacher Kantorei führte Passionskantate von Homilius auf

12.4.2014, 08:57 Uhr
Schwabacher Kantorei führte Passionskantate von Homilius auf

Eines dieser Homilius-Werke, die Passionskantate „Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld“, präsentierte Kirchenmusikdirektor Klaus Peschik mit seinem Chor der Schwabacher Kantorei, vier versierten Solisten und den hervorragenden Musikerinnen und Musikern des Ansbacher Kammerorchesters in einer rundum gelungenen feierlichen Aufführung.

Die Besucher in der gut gefüllten katholischen Kirche St. Sebald erlebten einen äußerst sicher und dynamisch differenziert agierenden Chor, dem die Harmonik dieses Werks mit Chorälen und vierstimmigen Chorsätzen sehr zu entsprechen schien. Einerseits spürte man gerade bei den Chorälen die musikalische Handschrift Bachs mit ihren klaren Strukturen, andererseits schien die gewisse Leichtigkeit der Wiener Klassik im musikalischen Sinne bereits aufzuleuchten.

Interpretiert statt nacherzählt

Thematisch wurde in den Texten dieser Kantate das biblische Geschehen um das Leiden Christus nicht nacherzählt, sondern interpretiert und durch Propheten-Worte betrachtet. So erlebte man bereits den Auftaktchoral zwar als kraftvoll und der biblischen Ereignisse angemessen, aber nicht von so schwerer Dramatik getragen wie bei Bach.

So hieß es dann auch am Ende des Eingangschorals: „Ich wills gern leiden.“ Geradezu liebevoll interpretierte der Chor dazu abschließend: „Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt.“

Genau diese Gradwanderung zwischen Opfer und Liebe kam in der instrumentalen Musik und im Gesang zum Ausdruck.

Als geschlossene Einheit traten die Sängerinnen und Sänger der Kantorei bei diesem Werk unter Führung von Kirchenmusikdirektor Klaus Peschik hervor. Ergänzt wurde dieser Eindruck durch die Musikerinnen und Musiker des Ansbacher Kammerorchesters, die akkurat und einfühlsam die umfangreichen Vor- und Nachspiele mit all den Verzierungen in den Streicherstimmen und nahtlosen Tempi-Wechseln ausführten. Sie erwiesen sich als stets rücksichtsvolle und stützende Begleiter insbesondere bei den Soli-Passagen. Hier sei insbesondere der Tenor Erwin Feith herausgehoben. Er hatte den größten Part in dieser Kantate mit seinen längeren Rezitativen als auch mit den umfangreich angelegten Arien zu bewältigen. Seine Leistung verdient Hochachtung und Respekt.

Die anderen drei Solisten standen ihm nicht nach. Auch Andreas Czerney bereicherte mit seinem makellosen Mitwirken das Gesamtkunstwerk. Er übernahm den Blickwinkel von Jesus Christus sehr sonor, nicht leidend, sondern gemäß der Grundstimmung l: „…und deinen Willen tu ich gern.“

Hoffnung verkörperte Susanne Pfitschler-Schmitt mit ihrer klaren und hellen Koloratursopran-Stimme. In deutlicher Artikulation und voller Lebensfreude verkündigte engelsrein sie in der Arie „Nun sterb ich Sünder nicht, der Vater will verzeihn, sein Sohn geht ins Gericht, vom fluch mich zu befrein.“

Abgerundet wurde das ausgezeichnete Solisten-Quartett durch die erfahrene Altistin Renate Kaschmieder. In scheinbar schlichten Rezitativen und wunderschönen Arien hatte sie mit ihrer vollen Stimme die Leidensszenerie zu beurteilen.

Fließendes Miteinander

Besonders ausdrucksvoll wirkte das fließende Miteinander von Chor und ihrem Solo-Part, das am Ende glaubensgewiss und dankbar erkannte: „Ich danke dir für dein Leiden… Einst geh ich ein zu deinen Freuden, in deinen Himmel geh ich ein“.

Nach den abschließenden getragenen Wortes des Chores und dem wenig aufgeregten Nachspiel gönnte Klaus Peschik allen Mitwirkenden sowie dem Publikum Minuten des Schweigens und des Nachklingens, ehe ein langanhaltender und herzlicher Beifall den Kirchenraum von St. Sebald erfüllte.

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