Schwabacher Stadtrat korrigiert umstrittenen Fahrplan

15.6.2016, 12:50 Uhr
Schwabacher Stadtrat korrigiert umstrittenen Fahrplan

© Foto: Wilhelm

Linie 663: Die Fahrzeiten werden ab 13 Uhr um zehn Minuten versetzt. Damit werde zwar der Taktverkehr durchbrochen, erklärte Tobias Mayr von der Stadtverkehrs GmbH. Dafür aber würden Unterreichenbach und Penzendorf besser an den Bahnhof angebunden. Die Wartezeiten von bis zu einer Stunde würden somit auf „in der Regel unter zehn Minuten verkürzt“.

Linie 661: Hier gebe es im Fahrplan noch einen „Puffer“, der genutzt werde, um die Fahrzeiten zu straffen. Vom Bahnhof in den Eichwasen braucht der Bus dann statt 21 nur 18 Minuten. Vorteil: Der Umstieg in die Linien 662 und 664 wird erleichtert. Konkret bedeutet das zum Beispiel für Limbacher Bürger, dass sie schneller zum Stadtkrankenhaus kommen.

VGN-Linie 61: Sie führt von Nürnberg kommend über die Ludwigs- und Bahnhofsstraße zum Bahnhof. Für die Rückfahrt wird es zu bestimmten Zeiten eine neue Linienführung geben: über die Anger- und Lindenstraße und den Schillerplatz wieder Richtung Nürnberg. Dieser neue Rückweg wird von Montag bis Freitag von 9 bis 12.30 und von 13.45 bis 15 Uhr sowie samstags von 6 bis 12.30 Uhr gelten. Kosten: 15 000 Euro pro Jahr.

Die Vorteile: Die WEG-Schüler könnten an der Haltestelle Stadtpark zusteigen und die Haltestelle Schillerplatz sei nicht weit von der ehemaligen Haltestelle Nördlinger Straße entfernt. Dass die VGN-Linie 61 diese Haltestelle seit dem neuen Fahrplan nicht mehr anfährt, war einer der Hauptkritikpunkte aus der Bürgerschaft und auch der SPD im Stadtrat.

Donhauser contra SPD

Auch sie unterstützt nun zwar die neue Linienführung. Zufrieden aber ist sie deshalb noch nicht. Martin Sauer und Dr. Gerhard Brunner kritisierten, dass der Schwabacher Westen wieder besser angebunden werden müsse. Deshalb soll nun geprüft werden, wie die Linie 61 sowohl den Westen als auch den Bahnhof anbinden kann.

Dieser Prüfungsauftrag wurde in den fast einstimmigen Beschluss mit aufgenommen. Die einzige Gegenstimme kam von Bürgermeister Dr. Thomas Donhauser (Freie Wähler), dem Vorsitzenden des Verkehrsausschusses. Der sieht in der neuen Linienführung einen „tollen Kompromiss“ und erinnerte an die Sparziele, die der Stadtrat mit dem neuen Fahrplan verfolge. Die zusätzlichen Kosten von 15 000 Euro pro Jahr seien lediglich „ein kleiner Abstrich“ von diesem Sparziel, also akzeptabel.

Weitergehende Forderungen der SPD dagegen kommentierte er deutlich: „Es gibt zwei Gruppierungen“, erklärte er zur Diskussionslage im Stadtrat. „Die eine Gruppierung hat Lösungen beschlossen, und es gibt Gruppierungen, die kritisieren.“

Auf diese offensichtliche Spitze gegen die SPD erwiderte Gerhard Brunner: „Sie meinen, die SPD kritisiert und Sie gestalten. Das ist sachlich nicht gerechtfertigt. Das kann ich so nicht hinnehmen.“

Dietersdorf/Wolkersdorf: Die SPD hatte zudem einen weiteren Antrag zum Busverkehr gestellt. Sie will die Rufbuslinie 672 ausweiten. Die 672 ergänzt die Linie 671 von Dietersdorf kommend. Die SPD wünscht sich nun, dass diese Linie ausgebaut wird. Zum einen, um die Umsteigemöglichkeiten in Wolkersdorf-Mitte zu verbessern. Zum anderen soll der Rufbus künftig auch den S-Bahn-Haltepunkt Katzwang anfahren. Dort gebe es nun eine Wendemöglichkeiten, deshalb könnten Busse nun anfahren. „Am Rufbus wollen wir aber nichts ändern“, betonte Martin Sauer, „wir wollen keinesfalls wieder eine normale Linie. Das wollen auch die Dietersdorfer nicht.“

Die Verwaltung jedoch lehnt den SPD-Vorschlag ab: „Die Fahrgastzahlen sind zu niedrig“, erklärte der für den Nahverkehr zuständige Stadtrechtsrat Knut Engelbrecht. „Das wäre deshalb sehr teuer.“

Dieser Sicht schloss sich auch die Mehrheit des Verkehrsausschusses an und stimmte gegen den SPD-Antrag.

Verspätungen wegen Baustellen: In der Diskussion über die Buslinien wurde zudem deutlich, wie sehr die aktuellen Baustellen den Fahrplan beeinträchtigen. Martin Sauer nannte als Beispiel das Wolfram-von-Eschenbach-Gymnasium. Dort beginne der Unterricht teils zehn Minuten später. „Das ist ein Unding“, so Sauer.

Grund ist die Baustelle in der Äußeren Rittersbacher Straße. Zunächst war geplant, dass der Bus trotz der Arbeiten fahren könne. Doch habe sich das als zu gefährlich erwiesen, so Engelbrecht. Auf Tagblatt-Nachfrage erklärte Tobias Mayr, dass es keineswegs nur dort Probleme gebe: „Wegen der vielen Baustellen sind derzeit alle Linien verspätet.“

Fahrgastzahlen: Konkrete Zahlen zu den Stadtbuslinien wurden noch nicht genannt. Allerdings sei die Tendenz positiv, hieß es. Steigerungen verzeichne die Linie 61. Die durchschnittliche Fahrgastzahl sei von 1650 auf 1929 pro Tag gestiegen. Ein Plus von 16 Prozent. Sogar 27 Prozent beträgt die Steigerung für den Abschnitt zwischen Wolkersdorf und dem Bahnhof. „Das zeigt, dass das Ziel erreicht wurde“, so Martin Schoplocher, Leiter des Ordnungsamts und damit der Straßenverkehrsbehörde.

Kritik verstummt: „Vollständig abgeebbt“ dagegen ist laut Tobias Mayr die Kritik, die ihn erreicht. Viele der rund 300 Anfragen hätte durch Fahrplan-Informationen beantwortet werden können. Zudem gebe es mittlerweile eine Eingewöhnung. Aus den SPD-Reihen äußerte Martin Sauer hingegen den Verdacht, dass viele Bürger „trotz berechtigter Kritik“ den Fahrplan eben hinnehmen, weil sie ihn hinnehmen müssen.

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