Schwabachs kleiner Stradivari

26.4.2017, 09:00 Uhr
Schwabachs kleiner Stradivari

© Foto: Gerner

Als Zwölfjähriger kam Knäuscher mit seinen Eltern nach Schwabach. Sein Vater Johann Lucas Knäuscher übernahm hier die gut dotierte Stelle des Stadttürmers und Stadtmusici. Als städtischer Bediensteter hatte er mehrere Gehilfen. Er bezog ein festes Gehalt und war ein angesehener Bürger der Stadt. Seine Stelle, hoch oben in der Türmerstube der Stadtkirche, hatte er bis 1781 inne.

Gute Partie

Der älteste Sohn Johann Georg Knäuscher machte von 1758 bis 1762 eine Ausbildung zum Instrumentalmusiker bei Valentin Eberlein in Roth. Wohin den jungen Knäuscher sein Weg danach führte, liegt laut Klaus Zimmermann im Dunkeln, erst 1779 taucht sein Name wieder auf. Da heiratete er nämlich Maria Magdalena Lotter, eine Frau aus einer angesehenen Augsburger Kaufmannsfamilie. Aus der Ehe ging ein Sohn hervor, Johann Leonhard Knäuscher, der von seinem Großvater in fünfjähriger Lehrzeit in Schwabach zum Instrumentalmusiker ausgebildet wurde. In seinem Lehrbrief wird auch Johann Georg Knäuscher als "Konditionsgeselle" bezeichnet. Ein Hinweis darauf, dass er auch als Türmer bei seinem Vater auf der Stadtkirche beschäftigt war.

Fünf Instrumente erhalten

Klaus Zimmermann vermutet, dass Johann Georg Knäuscher aus finanzieller Not vom reinen Musiker zum (Nebenerwerbs-)Instrumentenbauer geworden ist. Hauptberuflich blieb er Musiker, doch in seiner freien Zeit versuchte er für sich und seine kleine Familie etwas dazuzuverdienen. In jahrelanger Suche konnte Klaus Zimmermann, ein profunder Kenner der Nürnberger Geigenbaugeschichte, allerdings nur fünf Instrumente von Johann Georg Knäuscher ausfindig machen, die bis heute erhalten sind: eine Bratsche von 1789, ein Cello von 1792 und drei Geigen, die in den Jahren 1813, 1814 und 1817 entstanden sind.

Schwabachs kleiner Stradivari

© Fotos: Zimmermann

Knäuschers erste Instrumente nennt Klaus Zimmermann noch "etwas archaisch", später habe er sich stark der Nürnberger Geigenbauschule Widhalm angenähert. Zimmermann vermutet, dass Knäuscher durchaus Kontakt zur angesehenen Manufaktur in der Nachbarschaft, die in Gostenhof ansässig war, gehabt hat. Möglicherweise hat er auch seine Hölzer von dort bezogen.

Gutes Handwerk

Johann Georg Knäuscher ist zwar nicht unbedingt ein fränkischer Stradivari, dessen Geigen noch heute bei Auktionen Millionensummen erzielen. Doch Klaus Zimmermann würdigt in seinem Buch durchaus die "handwerkliche Sorgfalt" des Schwabachers.

Das 60 Seiten umfassende Büchlein beschreibt die fünf erhaltenen Instrumente in Wort und Bild und stellt sie in den historischen Zusammenhang.

Aus dem Privatleben von Johann Georg Knäuscher ist nicht allzu viel bekannt. 1788 wird er in Schwabach als Trompeter zu Pferd im Bürgerausschuss (Bürgerwehr) geführt.

Mit seiner kleinen Familie lebte er zur Miete in einem umgebauten Stadel direkt an der Schwabach (heute Haus Bachgasse 8). Am 23. Mai 1821 starb der Musiker und Instrumentenbauer laut dem "Schwabacher Todtenregister" an "Magenverhärtung". 74 Jahre waren für damalige Verhältnisse allerdings ein gesegnetes Alter.

Klaus Zimmermann: "Johann Georg Knäuscher, Schwabach (1747 – 1821). Ein Beitrag zur Nürnberger Geigenbaugeschichte des 18. Jahrhunderts", erschienen im Verlag Ph. C. W. Schmidt, ISBN 978-3-87707-101-4, Preis 15,80 Euro. Erhältlich im Buchhandel oder direkt beim Verlag www.verlagsdruckerei-schmidt.de

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