Schweizer Kabarett-Legende Emil tischte wahre Lügen auf

21.10.2014, 09:03 Uhr
Schweizer Kabarett-Legende Emil tischte wahre Lügen auf

© Hertlein

Zeitgleich läuft an diesem Samstag im ZDF die große Gala „Mitten im Leben“ zu Udo Jürgens 80. Geburtstag — eine Aufzeichnung mit Emil-Beteiligung. Zur gleichen Zeit bringt der 81-jährige Schweizer lässig, tiefgründig und stets scharf beobachtend, seine „Lügengeschichten“ unter die rund 500 Besucher im Markgrafensaal in Schwabach.

Wieder einmal ist ein Weltstar in der Goldschlägerstadt. Eine Legende greifbar nah, jede Bewegung seines Mundwinkels ist ein köstlicher Genuss.

Der Typ auf der gut ausgeleuchteten Bühne ist wahrlich nicht auf Abschiedstour, eher schon auf Lesereise, das Motto und Programm „Drei Engel“. Drei Finger der linken Hand nach oben, das soll signalisieren, dass die mit viel Witz erzählten Geschichten, Anekdötchen echt sind. Ob wahr oder unwahr, das ist egal. Emil redet und kalauert mal direkt in die Seele, mal ein bisschen um die Ecke gedacht.

Zwölf Jahre in New York

Er war mal Messdiener und Postbeamter, er verzog sich zwölf Jahre der kreativen Pause wegen nach New York und heiratete in der „City Hall“ seine Frau Niccel, eine Deutsche, und brachte ihr Schwyzerdütsch bei.

Während Emil auf der Bühne sitzt, erzählt, fragt, hinterfragt, ist die Gattin lächelnd am Verkaufsstand im Foyer, wo CDs, Bücher und dergleichen zu bekommen sind. Kein kleiner Stand bei immerhin 81 Jahren und jeder Menge Lebenserfahrung. Nebenan nach dem Auftritt schreibt Emil geduldig, lächelnd Autogramme. Knapp zwei Stunden hat der Gentleman seine Zuhörer ruhig und unaufgeregt in den Bann gezogen. Emil macht sich über das Tempolimit auf Schweizer Autobahnen und über die Staus auf deutschen Schnellstraßen lustig, er erzählt von Begegnungen mit zwei Damen im Speisewagen. Er scheint fast Tag und Nacht irgendwo hin zu düsen.

„Wahr? Unwahr?“

Zwischendrin fast spitzbübisch die Frage ans Publikum: „Wahr, unwahr?“ Egal. Köstlich die Anekdote mit dem Berühmtsein und den Gästebüchern, die manchmal in Restaurants, Hotels ausliegen. Sorgfältig träufelt er Geschichten aus seinen Büchern „Wahre Lügengeschichten“ und „Emil via New York“, serviert frei Markgrafensaal Anleitungen zum Lügen oder berichtete mit reichlich Augenzwinkern von seinem Aufenthalt in New York. Es darf gelacht werden. In der Ankündigung zu Emils Auftritt steht etwas über die durchschnittliche Lachquote bei seinen Auftritten: 200 Mal in hundert Minuten. Könnte auch in Schwabach so gewesen sein. In etwa.

Zwei kleine Zugaben, das war’s kurz nach 22 Uhr – und Emil hinterlässt nicht nur strahlende Gesichter und glückliche Franken im Saal. Die Sahnehäubchen haben im Programm gefehlt. „Emil auf der Post“, „Der Feuerwehrmann“, Sketche, mit denen auch der Autor hier die Figur Emil kennen- und schätzen gelernt hat. Sicherlich hat der berühmte Schweizer in seiner langen und sehr erfolgreichen Karriere diese Stücke zigfach gespielt und nimmt sich mit 81 Jahren das Recht heraus, auf diese Zugnummern zu verzichten. Irgendwo schade, zumindest im Zugabenteil wäre ein bisschen Platz dafür gewesen. Aber auch so war und ist Emil, noch immer eine Verbal-Gedanken-Rakete, noch immer einer der großen Schweizer Kracher.

 

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