Sehr persönliche „flüsterpausen“

1.7.2011, 10:00 Uhr
Sehr persönliche „flüsterpausen“

© www.karlgustavhirschmann.de

Es ist sein bislang persönlichstes Buch geworden. Mit „flüsterpausen“ legt der Barthelmesauracher Autor Karl-Gustav Hirschmann sein fünftes Werk vor. „Es hat mir wieder unglaublichen Spaß und Freude bereitet, für Sie, aber auch für mich, Erinnerungen, Gedanken und Gefühle in Sprache einzupacken und sie zu heiteren wie besinnlichen ,Flüsterpausen‘ zusammenzufügen“, begründet Hirschmann seine Schreibintention.

Noch in keinem anderen Buch zuvor hat Karl-Gustav Hirschmann so viele autobiografisch angehauchte Kindheitserlebnisse verraten. Erzählungen wie „Die Autofahrt zum Tegernsee“ und „Schussern an der Pegnitz“ verraten nicht nur viel über die eigene Kindheit, sondern ermöglichen auch interessante Einblicke in den bundesdeutschen Alltag der 1950er und 1960er Jahre.

Kindheit, Jugend, Lehramtsanwärter. Über diese Lebensabschnitte hat Karl-Gustav Hirschmann in seinen Erinnerungen gekramt. Was dabei herausgekommen ist, kann sich durchaus sehen lassen.

Sehr persönlich erzählt der Autor seine ersten, bisweilen noch sehr wackligen und abenteuerlichen Schritte als Junglehrer. Was macht ein Lehramtsanwärter, wenn ein Schüler während des Unterrichts unbemerkt aus dem Fenster klettert und nicht mehr zurückkehrt? Was unternimmt er, wenn er Technisches Werken lehren soll, von der Materie jedoch null Ahnung hat? Welche Tricks hat er parat, wenn die Schüler in der Erdkundestunde so massiv stören, dass ein geregelter Unterricht nicht mehr möglich ist? Drei herausragende Vorfälle aus seiner Junglehrerzeit hat Karl-Gustav Hirschmann in den Erzählungen „Der Lehramtsanwärter“, „Technisches Werken“ und „Freitag, 6. Stunde, irgendwann im Sommer 1982“ thematisiert.

Hirschmanns Geschichten sind nicht durchwegs autobiografisch. Eine ganze Reihe seiner Erzählungen wie „Die Begegnung im Winter“, „Finderlohn“, „Engel des Monats“ oder „Dr. Henfenfeld“ entspringen aus Beobachtungen oder gänzlich der Fantasie des Autors.

In einer dritten Rubrik stellt Karl-Gustav Hirschmann einige Satiren vor („Der Hypochonder“, „Wehe, wenn dich das Alter packt!“, „Schrabbschrabb“). Hier greift er typisch menschliche Verhaltensweisen auf und überhöht sie, so dass sie zum Schmunzeln reizen.

Hirschmann ist nicht nur Prosaerzähler, sondern auch Lyriker. In seinen Gedichten setzt er sich mit Gefühlswelten, Beobachtungen, Emotionen, Erlebnissen, eigenen Fantasien und Zeitgeschehen auseinander. Letzteres durchaus kritisch, wie die Gedichte „Berlin: vor dem 1. Advent“, „Klimawandel“, „Nach einer schlaflosen Nacht: Überfall im Gaza-Streifen“, „pazifist“, „Mit offenen Augen“, „titellos“ oder „Moratorium“  zeigen.

„verunglimpft meine gedichte / zertrümmert meine geschichten / ich werde trotzdem / weiterschreiben“, heißt Hirschmanns Botschaft, die er im Gedicht „autorenlesung“  trotzig allen Kritikern entgegen schleudert. Als Autor widersteht er allen Anfeindungen und Neidern, lässt sich nicht abbringen von seinem Weg. Mit seinen „flüsterpausen“ hat Karl-Gustav Hirschmann seinen Weg gefunden, den Dingen einen Namen zu geben.

Hirschmann schreibt zielgerichtet und klar verständlich. Seine anekdotischen Geschichten und autobiografischen Erzählungen lassen beim Leser Bilder im Kopf entstehen. Man fiebert förmlich mit, wenn er seine ersten Schritte als Junglehrer beschreibt. Hirschmann schreibt nicht distanziert über abstrakte Dinge, sondern wirft den Leser hinein in oft vertrackte Alltagssituationen, die, in der Rückschau betrachtet, zum Lächeln reizen. Mehr als 30 Jahre nach der Zeit als Junglehrer kann der Autor manche peinlichen Erlebnisse vor der Schulklasse entspannt und mit einem Schuss Selbstironie und Humor erzählen.

Hirschmanns neues Buch gibt Anstöße, auf „Flüsterpausen“ zu achten, in sich hineinzuhören  und selbst „Flüsterpausen“ zu machen. Gerade die scheinbaren Nebensächlichkeiten im Leben sind es, die uns beschäftigen und an die wir uns erinnern, wenn man gedanklich im Schatz eigener Erlebnisse und Erfahrungen kramt.

Insofern sind die „flüsterpausen“ des Barthelmesauracher Schriftstellers wunderbare Anregungen, über das eigene Leben und dessen Sinn, über Erfolge und Niederlagen,  nachzudenken. Die Geschichten und Gedichte von Karl-Gustav Hirschmann sind nachdenklich, liebenswert, humorvoll und besinnlich, sie laden ein zu vergnüglicher und anregender Lektüre.

Karl-Gustav Hirschmann: flüsterpausen. Erzählungen und Gedichte. Selbstverlag, 184 Seiten. 28 Erzählungen und 31 Gedichte, 9,80 Euro, erhältlich beim Autor unter (09178) 90897, www.karlgustavhirschmann.de sowie unter der E-Mail Adresse gustagi@t-online.de Außerdem ist das Buch im Schwabacher Buchhandel oder in den Buchhandlungen Feuerlein (Roth) und Schmid (Hilpoltstein) erhältlich.