Sportler des Jahres VI: Gia Corley

30.12.2016, 12:16 Uhr
Sportler des Jahres VI: Gia Corley

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Sie ist gewissermaßen der Philipp Lahm des Mädchenfußballs in Bayern. Die 14-jährige Gia Corley aus Nürnberg spielt zwar eine andere Postion als der Außenverteidiger der Münchener Bayern. Torjägerin und Spielmacherin wird sie im Bayerischen Fußballverband abwechselnd genannt. Zur Kapitänin einer bundesdeutschen Fußball-Nationalmannschaft aber hat sie es schon gebracht. Corley ist Mannschaftsführerin der U15-DFB-Elf. „Mein Traum ist es, Bundesligaspielerin zu werden“, sagt sie.

Allein unter Jungs

Als Kandidatin bei der Wahl zur Sportlerin des Jahres im Landkreis Roth kommt sie in Frage, weil sie Mitglied einer hiesigen Mannschaft ist. Bei den U15-Junioren der JFG Wendelstein ist sie Stammspielerin in der Bayernliga. „Allein unter Jungs“ also. Doch das ist kein Problem für Gia. Dort zählt allein ihre Leistung. „Sie haben mich akzeptiert“, sagt sie. Mit DFB-Stützpunkt und Sportleistungsklasse an der Bertolt-Brecht-Schule in Langwasser bringt sie es auf sieben Mal Training pro Woche.

Den Wechsel zum männlichen Nachwuchs begründet sie sportlich. „Dort bin ich mehr gefordert und werde besser gefördert.“ Physisch bringt sie das manchmal an Grenzen, wie sie selbst einräumt. „Es geht ganz schön zur Sache bei den Jungs in der Bayernliga.“ Doch technisch kann sie locker mithalten. „Bei der Ballbehandlung ist sie sehr gut“, sagt die Mutter. „Gleichaltrige Mädchen haben kaum eine Chance.“ Das habe das jüngste Hallenturnier bewiesen, findet Cornelia Corley.

In der Saison 2015/16 hat Gia als einzige Spielerin des Jahrgangs 2002 alle sechs Länderspiele der U15-Juniorinnen-Nationalmannschaft absolviert. Gegen die Elite des europäischen Fußballs: Schottland, England, Niederlande hießen die Gegner. Am 11. Dezember 2015 ist sie gegen das Team aus Belgien zum ersten Mal im DFB-Trikot mit Kapitänsbinde aufgelaufen und war sofort erfolgreich. In der ersten Minute erzielte sie den Führungstreffer.

Auf Bundesebene ging Gias Stern beim U14-DFB-Länderpokal 2015 in Duisburg auf. DFB-Trainerin Bettina Wiegmann und ihr Sichtungsteam nahmen dort die größten Talente genau unter die Lupe. Die Stärksten belohnten sie mit Nominierungen für zwei im August anstehende Sichtungslehrgänge der damals neu zu formierenden U15-Auswahl. Gia Corley belegte mit der Bayernauswahl den dritten Platz und wurde unter 330 meist älteren Fußballerinnen aus 22 Mannschaften zur besten Spielerin des Turniers gewählt. „Ich bin überrascht“, sagte sie bescheiden im DFB-Interview danach, „ich hab’ nämlich sehr viele Chancen nicht reingemacht“, analysierte sie zugleich äußerst kritisch.

Nicht von Anfang an Fußball

Der Einstieg in den Sport war für Gia Corley mit Leichtathletik und Turnen keineswegs fußballerisch vorgezeichnet. 2009 aber zog es sie zum SV Fortuna Regensburg, dessen Platz sie von ihrem Kinderzimmer aus sehen konnte. „Ich wollte da immer mitspielen.“ Eine Mädchenmannschaft gab es nicht. Also kickte sie von Anfang an bei den Jungs. „Ich glaube, das erste halbe Jahr haben sie sie dort ohnehin für einen Jungen gehalten“, ist Mutter Cornelia überzeugt. Gia fiel auf. Ihre Begabung war erstaunlich. Doch gute Mädchenmannschaften gab es im Regensburger Umfeld nicht.

Es sollte aber weitergehen für Gia. Deshalb entschied sich Cornelia Corley im August 2013 für einen Umzug nach Nürnberg. Eine Sichtung beim Club verlief erfolgreich. Ein Jahr lang spielte sie in den Reihen der FCN-Mädchen. Dann kam sie nach Feucht, um mit den Jungs der D- und C-Junioren in der Bezirksoberliga spielen zu können.

Schließlich wechselte ihr Trainer, und sie ging mit. Jürgen Baske hat sie viel zu verdanken. Auch bei der JFG Wendelstein setzt der Coach auf die 14-Jährige. Acht von elf Spielen in der Bayernliga hat sie bestritten. „Bei den anderen war ich verletzt oder auf Lehrgang“, erklärt sie. „Ich fühle mich sehr wohl in Wendelstein.“

Besonders gerne fährt sie auch zu jedem Lehrgang der Bayernauswahl. Neben Trainerin Sabine Loderer trifft sie dort auch ihre besten Freundinnen. Nicole Connert aus Fürstenfeldbruck und Sarah Müller aus Augsburg sind mit Gia 2016 Zweite bei der Süddeutschen Meisterschaft geworden und im Mai erneut Dritte beim DFB-Länderpokal.

Ziel: U 17-WM

Titel, an denen Gia Corley beteiligt ist, nicht nur, weil sie ein Ausnahmetalent ist. Sie profitiert auch vom passenden Netzwerk. „Die Trainer, meine Mitspielerinnen und meine Mutter, alle unterstützen mich sehr“, sagt sie.

Prominente als Leuchttürme in Sachen Fußballkarriere spielen für Gia allerdings keine große Rolle. „Mein Vorbild ist Lena Oberdorf“, sagt sie. Die Mittelfeldspielerin aus Gevelsberg im Ruhrgebiet war als 14-Jährige im Oktober bei der Weltmeisterschaft in Jordanien jüngstes Mitglied der deutschen U17-Nationalmannschaft. Die nächste U17-WM der Juniorinnen findet 2018 in Uruguay statt. Dann wäre Gia 16 Jahre alt und hätte Philipp Lahm sogar übertrumpft. Denn der war bei seinem ersten WM-Auftritt bereits 22.

 

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