Stefan Müller: "FCN beim SC 04 war Initialzündung"

13.10.2017, 05:58 Uhr
Stefan Müller:

© Foto: Wilhelm

Herr Müller, Gratulation erstmal. Die Wiederwahl kam erwartet, oder?

Stefan Müller: Nein, nein, darauf kann man sich nie verlassen bei einer Mitgliederversammlung. Ich war schon ein bisschen aufgeregt. Da freut es mich natürlich, so viele Stimmen bekommen zu haben.

Ist so eine friedliche Mitgliederversammlung wie dieses Mal nicht ein bisschen langweilig?

Müller: Im Gegenteil, ich habe mich sehr gefreut, wie es abgelaufen ist. Wie mein Kollege Thomas Grethlein (der Aufsichtsratsvorsitzende, Anm. d. Red.) gesagt hat: Wir haben das Spektakel lieber auf dem Platz. Die Versammlung war unglaublich konstruktiv. Die Fans haben mit sehr viel Fachwissen diskutiert, das ist schon ungewöhnlich.

Es gab durchaus auch negative Nachrichten.

Müller: Die Verbindlichkeiten sind zum Stichtag gewachsen, aber der kaufmännische Vorstand Michael Meeske hat das ja erklärt. Wir hätten an zwei, drei Stellschrauben drehen können, um statt des Verlusts eine schwarze Null zu erzielen. Nur wäre das mittelfristig für den Club die teurere Lösung gewesen, weshalb wir die Effekte nun in der laufenden Saison nutzen werden. Für uns zählt der 31. Dezember, dann geht es nämlich um die Lizenz für die nächste Saison. Da muss die Bilanz passen.

Das heißt, der Club steht finanziell besser da, als es mit dem Jahresdefizit von 1,9 Millionen Euro den Anschein hat?

Müller: Die Liquidität hat sich massiv verbessert, das ist entscheidend, das kann ich Ihnen auch als Unternehmer sagen. Da stehen wir um Welten besser da als noch vor drei Jahren. Es gibt natürlich auch Herausforderungen, das will niemand schönreden. Wir haben in Anbetracht des Club-Potenzials gegenwärtig zu wenig Zuschauer. Mit Grundig und Wöhrl sind zwei wichtige Sponsoren weggefallen. Aber: Wir haben deutlich weniger Druck, mit Transfers Geld einzunehmen als zuletzt. Dem 31. Dezember können wir gelassen entgegen sehen. Wir haben alles im Griff.

Welche Projekte will beziehungsweise muss der Club in näherer Zukunft anpacken?

Müller: Das wichtigste Thema wird die Ausgliederung der Profiabteilung in eine Kapitalgesellschaft sein. Da gibt es derzeit eine Arbeitsgruppe. Wir haben das gemeinsame Ziel, einen strategischen Investor in den Verein zu holen. Wenn wir im Jahr einen Gewinn von einer halben Million Euro machen, dann ist das ein gutes Ergebnis. Einen Schuldenstand von 18 Millionen Euro kann man als Zweitligist deshalb nur auf zwei Weisen verringern: Entweder man verkauft einen Spieler für 20 Millionen, das ist derzeit unwahrscheinlich, oder eben durch einen Investor. Die Ausgliederung – wie sie dann auch immer durchgeführt wird – ist derzeit das zentrale Thema.

Die Diskussionen darüber werden eher nicht so friedlich sein wie die Hauptversammlung.

Müller: Davon ist auszugehen.

Letzte Frage: Wann kommt der Club wieder nach Schwabach zum Freundschaftsspiel?

Müller (lacht): Das kann ich so direkt nicht beantworten. Aber das Spiel beim SC 04 war eine Initialzündung für die weitere Regionalisierung beim Club. Ich war selbst ganz beseelt von der Stimmung. Die Spieler haben ewig lang Autogramme gegeben, danach haben alle im Sportheim gegessen. So wünscht man sich das. Und die Fans merken, dass die Spieler eben keine arroganten Pinkel sind. Auch unser Trainer Michael Köllner unterstützt das. Zuletzt waren wir in Meckenhausen. Es war seine Idee, das Freundschaftsspiel in der Länderspielpause zu verlosen. Dann spielt man eben mal gegen einen Kreisligisten. Der FCN verlangt auch keine horrenden Preise mehr für Auftritte in der Region, da werden jetzt viele Vereine aufmerksam. Die Mannschaft kommt aber sicher auch wieder nach Schwabach.

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