Tafel in Schwabach: Keine Probleme mit Ausländern

12.3.2018, 05:58 Uhr
Tafel in Schwabach: Keine Probleme mit Ausländern

© Foto: Daniel Karmann/dpa

Dieses Phänomen ist auch bei anderen Themen immer wieder zu beobachten: Konflikte, die sich in Großstädten zum Politikum auswachsen können, werden in Kleinstädten und im ländlichen Raum entweder pragmatisch und gemeinsam gelöst oder entstehen gar nicht erst in einem Ausmaß wie in den Metropolen. Sowohl Andrea Schmidt, Geschäftsführerin der Familien- und Altenhilfe in Schwabach und damit zuständig für die hiesige Tafel, als auch Linde Duschner, die seit 17 Jahren ehrenamtlich die Wendelsteiner Tafel leitet, haben keine Probleme von Essener Format. Deshalb gibt es hier auch für Ausländer keinen beschränkten Zugang zur Tafel.

Als 2015 zunehmend Flüchtlinge das Angebot der Tafeln in Anspruch nahmen, habe es zunächst schon Schwierigkeiten gegeben. Das erzählen sowohl Schmidt als auch Duschner. Man habe den Neuankömmlingen klar machen müssen, nach welchem Prinzip die Tafeln überhaupt funktionieren. Duschner hatte damals einen Dolmetscher vor Ort. Auch in Schwabach sei viel Kommunikation notwendig gewesen, erinnert sich Schmidt. Man habe zum Beispiel Info-Blättchen in verschiedenen Sprachen verteilt. Generell gebe es beim Anstellen schonmal Gedränge oder Streitereien, sagt Schmidt, aber das sei schon immer so: "Das kann man nicht an den Flüchtlingen festmachen."

Sowohl in Schwabach als auch in Wendelstein ist also das einzige, was Kunden vorweisen müssen, ein wie auch immer gearteter Nachweis der Bedürftigkeit. Hartz IV, Arbeitslosengeld II, Leistungen nach dem Asylbewerber-Gesetz, sehr niedrige Einkommen – wer darunter fällt, bekommt bei den Tafeln etwas zu essen. Übrigens nicht umsonst, wie Andrea Schmidt betont: Man verlange einen kleinen Obolus pro "Tafel-Tüte", um damit die Wertschätzung für die Lebensmittel hervorzuheben. Auch für die Kunden sei das angenehmer.

Tafel in Schwabach: Keine Probleme mit Ausländern

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In Schwabach versorgt die Tafel derzeit etwa 460 Personen, 300 Erwachsene und 160 Kinder. Davon sind mehr als 60 Prozent Bewohner von Ein-Personen-Haushalten, deutlich weniger als die Hälfte Senioren (vor 1957 geboren), nur etwa acht Prozent Alleinerziehende und rund 19 Prozent Asylbewerber. Die kommen aber nicht regelmäßig. In Zahlen: "Von durchschnittlich 24 Kunden pro Tafel-Tag sind drei Asylbewerber", rechnet Schmidt vor. Das Abholen der Lebensmittel funktioniert so: Alle kommen um 15 Uhr, dann wird die Reihenfolge ausgelost.

In Wendelstein, sagt Linde Duschner, sei das Verhältnis etwa 50:50, was Deutsche und Asylbewerber betrifft. Es gebe aber mittlerweile keine Probleme mehr deswegen, im Gegenteil, sie habe sogar Asylbewerber, die bei der Ausgabe mithelfen. In Wendelstein werden insgesamt etwa 200 Menschen versorgt. Dass die erhöhten Zahlen von Flüchtlingen seit 2015 bei der Schwabacher Tafel nicht zu größeren Problemen geführt haben, liegt laut Andrea Schmidt auch am engen Kontakt zum Asyl-Café, den Sozialpädagogen in den Unterkünften und der Stadt Schwabach: "Wir hatten von Anfang an einen runden Tisch. Das wurde, so wie ich das verstehe, in Essen erst jetzt eingeführt."

Tafel in Schwabach: Keine Probleme mit Ausländern

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Schmidt sieht die Tafel keineswegs als Sozialstaats-Ersatz. "Die Lebensmittel sind nun einmal da." Es sei also naheliegend, sie an diejenigen zu verteilen, die sie am ehesten brauchen können. Für Schmidt kommt deshalb auch ein Ausbau der Tafel-Leistungen nicht in Frage. Etwa die Einrichtung einer Suppenküche oder die regelmäßige Belieferung sozialer Einrichtungen sieht sie nicht als die Aufgabe der Tafel.

Und: "Wenn es nicht mehr Lebensmittel gibt, dann ist das eben so". Lagern kann man in der Tafel gegenüber der Spitalkirche ohnehin kaum etwas. Das ist für Schmidt auch gut so. Sie ist – ebenso wie Linde Duschner in Wendelstein – zufrieden mit ihren Räumlichkeiten. "Abholen – Ausgeben – Fertig", beschreibt Schmidt kurz und knapp das Prinzip. "Freilich könnte man das schicker aufziehen, aber würde das passen? So wie wir das Tafel-System verstehen, reicht es. Wir sind kein Vollsortimenter und das Einkaufen bei uns soll kein Event sein."

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