„Von Schwabach kann man lernen“

29.1.2011, 08:32 Uhr
„Von Schwabach kann man lernen“

© Wilhelm

Den Slogan findet er „einfach super“: Dir werd’ ich helfen. Mit ihm wirbt der Initiativ- und Unterstützerkreis um Spenden. „Als ich den im Internet gelesen habe, da habe ich herzlich lachen müssen. Das ist ein schönes Wortspiel“, sagt Dr. Hübner.

Überzeugungsarbeit muss man an diesem Vormittag nicht mehr leisten. Auch den beachtlichen Zuschuss von 1,6 Millionen Euro hat die Landeskirche für die Sanierung der Schwabacher Stadtkirche schon lange zugesagt. Und weitere Entscheidungen stehen nicht an.

Stiegler: Doppeltes Signal

Doch der Besuch von Oberkirchenrats Hans-Peter Hübner sowie Harald Hein und Dieter Adam vom Baureferat der Landeskirche hat für Schwabachs Dekan Klaus Stiegler eine symbolische Bedeutung in gleich doppelter Hinsicht.


„Er zeigt die große Unterstützung für ein großes Vorhaben und ist deshalb eine wichtige Botschaft von München nach Schwabach“, sagt Stiegler beim Empfang im Goldenen Saal. „Umgekehrt haben wir ein Signal in Richtung München: Für die Sanierung der Stadtkirche gibt es in Schwabach eine breite Unterstützung weit über die Kirchengemeinde hinaus.“

Hübner ist beeindruckt. Auch deshalb, weil er große Erfahrung mit kirchlichen Sanierungsprojekten hat: „Es ist wirklich keine Selbstverständlichkeit, dass Kirche, Stadt und Bürgerschaft gemeinsam vorgehen. Von Schwabach kann man viel lernen.“

„Auch die finanzielle Situation der Stadt ist sicher mehr als angespannt“, erklärt Oberbürgermeister Matthias Thürauf. „Aber Rathaus und Kirche sind das Doppelwahrzeichen der Stadt. Deshalb ist uns die Sanierung sehr wichtig. Und: Die schwierige Situation verbindet auch.“

Ziel noch nicht erreicht

„Derzeit gehört es sich in Schwabach einfach, an die Stadtkirche im Besonderen zu denken“, sagt Altoberbürgermeister Hartwig Reimann, der Schirmherr von „Dir werd’ ich helfen“. 415000 Euro Spenden sind bereits zusammengekommen. Darunter sind zwei Großspenden von je 100000 Euro. Sie stammen von Unternehmerfamilien, die nicht genannt werden wollen. „Darüber hinaus gab es über 1000 Einzelspenden von Menschen aus allen Bereichen“, freut sich Reimann. „Auch Katholiken spenden. Das ist unser aller Kirche“, ergänzt Rudi Nobis. Doch das Ziel ist noch lange nicht erreicht. Rund 5 Millionen Euro wird die Sanierung kosten, die bis 2014 dauern wird. Noch klafft eine Lücke von über einer halben Million. Weitere Spenden sind also dringend erforderlich. „Wir gehen das mit dankbarer Freude und Zuversicht an“, so Reimann.

Und wenn es am Ende doch nicht reichen sollte? Gewährt die Landeskirche dann einen weiteren Zuschuss? Dr. Hübner antwortet mit einem Hinweis: „Wir haben in der Landeskirche Bayern 1900 Kirchen. Wir müssen auch an die anderen denken.“ Die Schwabacher Stadtkirche sei bereits unter den zehn wichtigsten Kirchensanierungen landesweit. Jährlich stünden für die insgesamt 6300 kirchlichen Gebäude der Landeskirche 13 Millionen Euro zur Verfügung. „Das ist nicht üppig.“


Hübner wird deshalb weder mit weiteren Forderungen oder auch nur Bitten konfrontiert. Im Gegenteil: „Es fließt außerordentlich viel Geld in unser Dekanat. Was die Landeskirche leistet, ist großartig“, bedankt sich Walter Schnell. Kammersteins Bürgermeister ist Synodaler und Mitglied des Finanzausschusses der Landeskirche.

Schnell: „Modell für Bayern“

Das evangelische Dekanat Schwabach stemmt derzeit 40 Bauprojekte, von Krippen bis zu Kirchen. Kosten: 20,8 Millionen Euro. Davon kommen 6,8 Millionen von der Landeskirche, erklärt Gerhard Gehringer, der Leiter des Kirchengemeindeamtes Schwabach. Die Sanierung der Stadtkirche Roth wurde vor kurzem abgeschlossen. In Schwabach laufen die Arbeiten, und die Sanierung der Rother Kreuzkirche am Friedhof und der St. Georgskirche in Wendelstein ist in Vorbereitung. „Es ist unabdingbar, dass Menschen vor Ort ihre Verantwortung wahrnehmen“, bekräftigt Schnell die Notwendigkeit von Spenden. „Der Schwabacher Weg kann zu einem Modell für Bayern werden.“

Oberkirchenrat Dr. Hübner lobt aber nicht nur den Einsatz für die Stadtkirche, sondern die Weichenstellungen der vergangenen Jahre in Schwabach. Die Kirche hat sich von einigen Immobilien getrennt, dafür aber das „Evangelische Haus“ generalsaniert. „Das ist ein Beispiel für Konzentration. Schwabach ist ganz weit vorne.“

Die Kosten für die Immobilien müssen in Zeiten rückläufiger Kirchensteuereinnahmen zwangsläufig auf den Prüfstand. Schwabach habe sich dieser Aufgabe früh gestellt, so Hübner. Hätten sich alle Dekanate so verhalten, so hätte man einige Probleme weniger.

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