Vorbildliche Integration von Flüchtlingen in Schwanstetten

7.5.2015, 10:13 Uhr
Vorbildliche Integration von Flüchtlingen in Schwanstetten

© F.: Robert Schmitt

Dabei ist einerseits dargestellt worden, wie eine Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge aussehen muss, damit sie menschenwürdig und konfliktfrei ist. Andererseits hat man einen Reformbedarf in Sachen Immigration festgestellt.

„Deutschland ist seit der ersten Anwerbung von Gastarbeitern 1961 ein Einwanderungsland“, meinte Kurt Behringer, Kreisvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft 60plus in der SPD. Applaus gab es für die Feststellung, dass das Asylverfahren als einziger Zugang nach Deutschland deshalb wohl eher kontraproduktiv sei. „Wir brauchen ein Einwanderungsgesetz“, hieß es.

Derzeit 37 Flüchtlinge

Die Situation für Flüchtlinge in Schwanstetten ist nach Darstellung der Verantwortlichen durchaus als vorbildhaft zu bezeichnen. Bürgermeister Robert Pfann (SPD) sah insbesondere die Arbeit des Helferkreises und die dezentrale Unterbringung in Wohnungen als Gründe für die gute Lage der 37 Flüchtlinge in Schwanstetten an. „Sie sind ins Gemeindeleben integriert.“ Das Rathaus stelle hier auch personelle Ressourcen bereit, so Pfann. Künftig werde es wöchentlich sogar eine Sprechstunde für Asylbewerber geben, kündigte er an.

Sprecher des Helferkreises auf dem Podium war Axel Zessin. Er stellte das entscheidende Strukturmerkmal seiner Organisation in den Mittelpunkt: „Für jede Familie gibt es einen oder mehrere Paten als Ansprechpartner. Wir tun all das, was die öffentliche Hand nicht tut, und helfen bei der Bewältigung des täglichen Lebens.“ Der Pate pflege engen Kontakt, um Ängste und Not zu lindern, und steuere die Hilfen, die laut Zessin vor allem darauf abstellen, die Flüchtlinge selbständig zu machen. Wichtigstes Angebot dabei sind die Deutschkurse durch Ehrenamtliche. Sie werden für die häufig mehrere Jahre dauernde Zeit eines Asylverfahrens von öffentlicher Seite nicht angeboten. „Das, was wir wollen in dieser Zeit, ist Integration“, erklärte Zessin.

Alle EU-Länder in der Pflicht

In diesem Jahr werden in Deutschland offiziellen Schätzungen zufolge zwischen 300 000 und 500 000 Flüchtlinge erwartet. Um diesen Ansturm zu bewältigen, plädierte Stephanie Schäfer vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in Nürnberg für ein europaweites Asylsystem, in dem Flüchtlinge nach Quoten auf alle Mitgliedsstaaten verteilt werden. „Schweden übererfüllt seinen Anteil um 240 Prozent, Deutschland um 60 Prozent“, begründete sie ihre Forderung. Gegenwärtig nähmen überhaupt nur acht EU-Mitgliedsstaaten Flüchtlinge auf.

Beide Seiten gefordert

Kurt Reinelt Diakon der Diözese Eichstätt und Betriebsseelsorger, plädierte für „Normalität im Umgang mit Zuwanderern und Flüchtlingen“. Er sah sogar eine „Pflicht zur Integration, weil es das Normalste der Welt ist, dass Migranten bei uns sind“. Reinelt begründete diese Pflicht theologisch mit der im Matthäus-Evangelium postulierten Barmherzigkeit gegenüber dem Nächsten.

Zugleich sah er aber auch Handlungsbedarf für die angestammte Bevölkerung: „Wir müssen unsere Hausaufgaben auch bei den Einheimischen machen.“ 20 Prozent seien ohne Berufsausbildung, 13 Prozent hätten keinen Schulabschluss. Viele Kranke und Pflegebedürftige würden nicht ausreichend versorgt. „Dafür müssen wir auch Geld in die Hand nehmen“, verlangte der Diakon. Daher fordert er, Gewinne ordentlich zu besteuern, Steuerflucht zu bekämpfen und eine Börsenumsatzsteuer einzuführen, um ausreichend Mittel für soziale Arbeit bereitstellen zu können. „Wer Hilfe braucht, dem müssen wir helfen, denn das lohnt sich für unsere Gemeinschaft.“

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