Warnton im Gleis: nötig, aber nervig

22.9.2016, 08:25 Uhr
Warnton im Gleis: nötig, aber nervig

So lange wird es dauern, bis die Bahn zwischen Büchenbach und Schwabach sowie zwischen Schwabach und Reichelsdorf gut 13 Kilometer Gleis neu verlegt hat. Und: Mit dem Gleis ist es nicht getan. Unter den Gleisen werden 21 500 neue Schwellen eingebaut, unter den Schwellen werden 16 300 Tonnen Schotter ausgetauscht und unter dem Schotter wird mit 6000 Tonnen Sand und Kies der Untergrund erneuert.

Acht Millionen investieren

Manchmal werden für solche Großbaumaßnahmen – die Bahn bezifert die Investitionskosten auf 8,1 Millionen Euro – Strecken komplett gesperrt. Das ist aber im aktuellen Fall nicht nötig. Denn gearbeitet wird zwar 24 Stunden lang an sieben Tagen in der Woche, aber immer nur auf einem Gleis. Das zweite sowie das mit einem Gitter gesicherte S-Bahn-Gleis steht nach wie vor zur Verfügung.

Aber: Die von der Bahn beauftragten Firmen beziehungsweise deren Arbeiter werkeln in einem ganz gefährlichen Bereich. Deshalb gibt es in den betroffenen Bauabschnitten ein automatisches Warnsystem (AWS), das den Arbeitern jeden sich nähernden Zug ankündigt. Das tut es in einem Abstand von nur wenigen Metern mit einem gelben Blinklicht – und mit einem durchdringenden Warnton aus einer elektronischen „Flüstertüte“. „Der Warnton muss lauter sein als die lauteste Maschine auf der Baustelle“, erklärt ein Bahnsprecher in München auf Nachfrage dieser Zeitung. Das sei gesetzlich vorgeschrieben und für die Arbeiter von elementarer Bedeutung.

Die Anwohner können das gut nachvollziehen. Eine Belastung ist die Tröterei von morgens um Sechs bis abends um Zehn – die Anwohner sprechen sogar von 5.30 bis 23 Uhr – trotzdem. „Für mich ist es selbstverständlich, dass die Bahn auch ab und zu nachts sowie am Wochenende bauen muss, um den Bahnverkehr nicht über Gebühr zu belasten. Aber sie muss auch uns verstehen: An sieben Tagen pro Woche ständig von den Tröten aufgeschreckt zu werden, ist eine Frechheit“, findet Sebastian Wurm, einer der Anwohner, der in Katzwang nur wenige Meter von der Bahnstrecke entfernt wohnt. „Ich bin sicher, dass mit etwas gutem Willen zumindest zehn Stunden Nachtruhe eingehalten werden könnten.“

Zwei Stunden Dauerton

Besonders schlimm war es am Wochenende in Limbach, als das Warnsystem pünktlich ab 6 Uhr fast zwei Stunden lang ohne Unterlass heulte. „Ein technischer Defekt, dafür bitten wir um Entschuldigung“, heißt es bei der Bahn.

Für die Bahn-Anlieger hätte es theoretisch sogar noch schlimmer kommen können. Das AWS ist nämlich laut Bahn „nur“ von 6 bis 22 Uhr scharf geschaltet. Nachts wird zwar ebenfalls gearbeitet. Allerdings „stehen dann nur solche Tätigkeiten an, die keiner Warnung bedürfen“, so der Bahnsprecher.

Wie dem auch sei: Die Arbeiten sollen am 27. Oktober abgeschlossen sein. Dann müsste auf den betroffenen Streckenabschnitten allerdings für lange Zeit Ruhe herrschen. Gleise halten ja nach Belastung zwischen 20 und 30 Jahre.

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