Warum Wendelstein keine Rettungswache bekommt

16.3.2017, 05:58 Uhr
Auf der Straße sind Krankenwägen oft darauf angewiesen, dass Autofahrer eine Rettungsgasse bilden.

© Fotos: News5/Grundmann Auf der Straße sind Krankenwägen oft darauf angewiesen, dass Autofahrer eine Rettungsgasse bilden.

Hähnlein und Hayko haben eine Auswertung des Instituts für Notfallmedizin und Medizinmanagement (INM) in München dabei. Dieses an der Münchner Universität angesiedelte Institut sammelt Zahlen zu allen Rettungseinsätzen, die in Bayern gefahren werden. Auch zu Wendelstein.

Die Situation stellt sich wie folgt dar: Es gibt zwei Rettungswachen in Schwabach und je eine in Nürnberg-Langwasser, in Feucht, in Roth, in Altdorf und in Hilpoltstein. All diese Wachen entsenden – mehr oder weniger häufig – Rettungswägen nach Wendelstein. Die meisten Einsätze in Wendelstein übernahmen 2016 Wägen der Wachen Schwabach Mitte (353 Einsätze) und Feucht (244).

Die durchschnittliche Zeit, die ein Rettungswagen – egal, woher er kommt – nach Wendelstein braucht, liegt bei 9 Minuten und 12 Sekunden, also deutlich unter zwölf Minuten. Länger als zwölf Minuten, auch das ist aufgeführt, dauerten lediglich 52 von insgesamt 931 Einsätzen. Durchschnittlich am längsten brauchen Einsatzkräfte der Rother Wache, wenn sie nach Wendelstein beordert werden, was naheliegend ist, wenn man auf die Landkarte schaut.

"Niemand ist dagegen"

Jedenfalls zeigt die Auswertung laut Hans-Jürgen Hähnlein vor allem eines: "Wendelstein steht nicht besser und nicht schlechter da als andere Bereiche." Michael Hayko ergänzt: "Niemand ist gegen eine Wache in Wendelstein." Nur müsste eine solche Wache finanziert werden. Träger seien letztlich die Krankenkassen. Und wenn die Rettungsfrist von zwölf Minuten in über 80 Prozent der Fälle eingehalten werde (wie es in Wendelstein der Fall ist), dann geben die Kassen kein Geld.

In der Integrierten Leitstelle des Roten Kreuzes in Schwabach nehmen Mitarbeiter die eingehenden Anrufe entgegen und sehen auf ihren Bildschirmen genau, welcher Rettungswagen den kürzesten Weg zum Ort des Geschehens hat.

In der Integrierten Leitstelle des Roten Kreuzes in Schwabach nehmen Mitarbeiter die eingehenden Anrufe entgegen und sehen auf ihren Bildschirmen genau, welcher Rettungswagen den kürzesten Weg zum Ort des Geschehens hat. © Arno Heider

Auch Hähnlein und Hayko ist klar, dass es einem Patienten, der länger als zwölf Minuten warten muss, nichts bringt, wenn die Zeit eben nur im Durchschnitt eingehalten wird. Es gebe jedoch schlicht und einfach keine Möglichkeit, die Zeit in 100 Prozent der Fälle zu schaffen. Bleibt ein Wagen im Verkehr stecken, weil etwa keine Rettungsgasse gebildet wird, dann gehe eben Zeit verloren.

Kann es also sein, dass ein Rettungswagen tatsächlich eine Stunde oder mehr Zeit zum Ort des Geschehens braucht, wie der Wendelsteiner Gemeinderat Dr. Benjamin Waldmann aus seinem Umfeld berichtet hatte. Michael Hayko hält das nicht für möglich und vermutet eine Verwechslung: "Es gab keine Notfälle, die über eine Stunde gedauert haben, es könnte aber ein Krankentransport gewesen sein."

Dass Krankentransporte länger dauern – wenn etwa ein Arzt signalisiert, dass es sich nicht um einen dringenden Fall handelt –, das könne vorkommen. Normal seien Zeiten von eineinhalb oder zwei Stunden nicht, so Hayko, aber möglich. "Krankentransporte sind sehr stark beansprucht", ergänzt Hähnlein. Wenn es jedoch um Notfälle gehe, schicke man "immer das nächste geeignete Rettungsmittel". In der Leitstelle werde sowohl digital als auch an einer großen Karte des Einsatzgebiets sichergestellt, dass genau der Wagen nach Wendelstein geschickt wird, der den kürzesten Weg dorthin hat.

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