Wendelsteiner Badhaus "zieht" nach Bad Windsheim

6.1.2018, 05:58 Uhr
Erstmals seit Jahrhunderten ist beim Wiederaufbau des historischen Wendelsteiner Badhauses im Fränkischen Freilandmuseum auch das Erdgeschoss wieder zu sehen, das am alten Standort am Schwarzachufer gänzlich unter dem Straßenkörper der Hauptstraße „verschwunden“ war. Derzeit sichert ein Winterdach das wieder aufgebaute Erdgeschoss.

© Jörg Ruthrof Erstmals seit Jahrhunderten ist beim Wiederaufbau des historischen Wendelsteiner Badhauses im Fränkischen Freilandmuseum auch das Erdgeschoss wieder zu sehen, das am alten Standort am Schwarzachufer gänzlich unter dem Straßenkörper der Hauptstraße „verschwunden“ war. Derzeit sichert ein Winterdach das wieder aufgebaute Erdgeschoss.

Wer mit seinen eigenen Erinnerungen im Kopf derzeit beim Besuch im Fränkischen Freilandmuseum in Bad Windsheim den Wiederaufbau des Wendelsteiner Badhauses mit seinem baulichen Kern aus dem 15. Jahrhundert verfolgt, wird sich künftig gehörig umorientieren müssen: Was inzwischen als Erdgeschoss zu erkennen ist, lässt zum zuletzt erhaltenen Bauzustand kaum Vergleiche zu, denn das jetzt wieder sichtbare Erdgeschoss war in Wendelstein seit langer Zeit nicht mehr erkennbar.

Wo heute an der Schwarzach als Eingang zum Altort der "Badhausplatz" als öffentliche Anlage zum Ausruhen einlädt, stand noch bis zum Jahr 2011 das historische Gebäude: Das jahrelang leer stehende Haus mit angebauter Scheune erwies sich nämlich mit Beginn der Nachforschungen zur Baugeschichte und der Abbauarbeiten durch die Fachleute des Fränkischen Freilandmuseums Bad Windsheim als besterhaltenes "Badhaus" in Süddeutschland mit Bausubstanz bis aus dem 15. Jahrhundert.

Reste des Schwitzofens

Unter den zuletzt benutzbaren Räumen des von der Hauptstraße überhaupt nicht mehr sichtbaren Erdgeschosses fanden sich bei den Ausgrabungen faszinierende Details über die Einrichtung mittelalterlicher Badhäuser, wie etwa eine Zisterne mit Gewölbedecke, übereinander gelagert mehrere Heizöfen zum Beheizen des Schwitzofens in der Badstube und schließlich die Reste dieses Schwitzofens selbst.

Nachdem im Nachgang zum Hausabbau auch die Grabungen am alten Standplatz des Hauses in Wendelstein beendet waren, fand im Herbst 2014 eine erste symbolische Grundsteinlegung für den Wiederaufbau des Badhauses im Freilandmuseum statt, das jetzt direkt neben dem Mittelalterdorf seinen neuen Standort haben wird.

Der eigentliche Beginn des Wiederaufbaus fand am 20. Juni statt. Inzwischen ist viel an der Baustelle auf dem Museumsgelände passiert. Das Erdgeschoss des Hauses ist bereits aufgerichtet.

Wettergeschützt

Wetterbedingt gut durch Planen und mit einer Dachkonstruktion geschützt, entstanden bis jetzt am neuen Standort wieder die historischen Raumstrukturen des Erdgeschosses, in dem bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts die öffentliche "Badstube" untergebracht war.

Zu dem ursprünglichen "Raumprogramm" des Bades gehörten neben einer Stube zum Umziehen im Vorbereich ein weiterer Raum – unter diesem befand sich die gewölbte Zisterne – und die Schürkammer mit einem Heizofen, von dem aus der Schwitzofen der Badstube beheizt wurde. Etwas tiefer als die Vorräume lag – über Treppen gut erreichbar – die eigentliche Badstube, die gut die Hälfte des gesamten Erdgeschosses einnahm.

Noch vor der "offiziellen" Grundsteinlegung im Sommer 2017 begannen bereits im März 2017 die Vorarbeiten für den Wiederaufbau mit der Anlage einer "Gründungsplatte" aus Beton am neuen Standort im Museum samt Stahlpfählen als Gründungsstützung bin in zehn Meter Tiefe wegen der Bodenverhältnisse des Museumsgeländes. Im Mai 2017 wurde parallel zu den letzten Abdichtungsarbeiten an der Gründungsplatte damit begonnen, die durchnummerierten Originalsteine so auf einer Freifläche anzuordnen, wie sie später wieder verbaut werden sollten.

Mauern eingebaut

Noch im Mai wurden auch die ersten historischen Steine des Badhauses wieder an "alter Stelle" im Mauergefüge aufgemauert und im Juni konnten die ersten größeren, als Blöcke geborgenen Mauerteile der Badstubenräume eingebaut werden.

Im Juli endete die erste Rohbauphase des Wiederaufbaus und im Sommer konnten neben den Fundamenten des Schwitzofens auch mehr als zwölf größere Mauerteile an ihrer alten Stelle auf die Grundmauern aufgesetzt werden. Bis zum September waren alle kompakt geborgenen Mauerteile wieder ins aufgehende Mauerwerk samt allen Innenwänden, integriert, womit die zweite Rohbauphase fürs Erdgeschoss endete.

Als Vorbereitung für die weiteren Innenarbeiten in den Badstubenräumen erhielt der Rohbau ein "Winterdach", unter dem auch jetzt im Gebäude weitere Bauarbeiten stattfinden können. So konnten inzwischen die historischen Fenster- und Türgewände im Inneren eingefügt und ergänzt werden und auch die ursprünglich nachgewiesenen Raumhöhen mit den zwischenliegenden Treppen wurden wieder eingebaut.

Balkendecke montiert

Im November begann zudem der Wiedereinbau der teilweise noch aus der Bauzeit um 1450 stammenden Balkendecke als Abschluss der Arbeiten am Badhaus für 2017.

Weitere Informationen zur Baugeschichte und dem Wiederaufbau des Wendelsteiner Badhauses finden sich auf der Internetseite des Fränkischen Freilandmuseums Bad Windsheim in einem digitalen "Bautagebuch" www.freilandmuseum.de

 

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