Wie Vielfalt die Eintönigkeit ersetzen kann

12.5.2016, 08:16 Uhr
Wie Vielfalt die Eintönigkeit ersetzen kann

Die Sache mit den Bäumen war lange Zeit nicht seine Sache. Hans Sauerbeck ist Landwirt aus Leidenschaft. „Doch in den Wald bin ich eigentlich nicht so gern gegangen“, sagt der Wassermungenauer. „Da ist ja immer die Frage: Für wen macht man’s?“

Im Herbst flatterte Sauerbeck ein Brief des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) ins Haus. Und eine kleine Broschüre, mit der für das Projekt „Ein Fleckchen Vielfalt“ geworben wurde. 7000 dieser Prospekte hat Projektmanager Philipp Kirchlechner verschickt. Für jeden der sage und schreibe 7000 Waldbesitzer im Landkreis Roth und in Schwabach.

Hans Sauerbeck und 200 weitere Waldbesitzer fühlten sich angesprochen und haben sich an Kirchlechner gewandt. Der vermittelte Beratungstermine mit den örtlichen Förstern. Für Hans Sauerbeck hat sich das gelohnt. 11 000 kleine, einjährige Buchen und andere Laubbäume stehen jetzt, derzeit noch kaum sichtbar, in seinem Wald zwischen den mächtigen Kieferstämmen. Sie werden dafür sorgen, dass der Wald an dieser Stelle den Klimawandel mit immer heißeren Sommern und immer trockeneren Frühjahren eine Chance zum Überleben hat. Oder anders ausgedrückt: eine Zukunft hat. 20 000 Euro hat Sauerbeck investiert. Aber immerhin 14 000 Euro davon waren durch staatliche Zuschüsse abgedeckt.

Die „Initiative Zukunftswald“ ist schon seit etlichen Jahren dabei, das zu erhalten, was die Region ausmacht: Rund 50 Prozent der Fläche im Landkreis Roth sind von Wäldern bedeckt. Doch der Stress für die Bäume nimmt zu. „Solche Schäden an unseren Kiefern wie nach dem Hitzesommer 2015 hat es nicht gegeben, solange ich denken kann“, sagte stellvertretender Landrat Walter Schnell gestern Mittag beim Besuch von Landwirtschaftsminister Helmut Brunner in Hans Sauerbecks Waldstück zwischen Beerbach und Wassermungenau.

Brunner wollte sich anschauen, wie das, was im Ministerium an Strategien entwickelt wird, in der Praxis umgesetzt wird. In Sauerbecks Wald scheint es ganz gut zu funktionieren. Doch ein Minister wie Brunner, der selbst Landwirtschaftsmeister und Forstwirt ist, muss natürlich in größeren Maßstäben denken. Alleine bis 2020 wolle man in Bayern 100 000 Hektar Wald so umgebaut haben, dass er fit ist für den Klimawandel, kündigte der Niederbayer an. Knapp die Hälfte davon sind erst geschafft. Und auch die 100 000 Hektar können nur ein Anfang sein. Insgesamt gibt es im Freistaat 2,5 Millionen Hektar Wald.

Langer Atem nötig

Um die Ziele zu erreichen, sind Brunner viele Projekte recht. Eines der bekanntesten in Bayern ist der Waldumbau auf gleich 60 Hektar bei Rohr (wir berichteten mehrfach). Die Initiative „Ein Fleckchen Vielfalt“ hat das gleiche Ziel, will jedoch „in die Fläche wirken“ wie Projektleiter Kirchlechner sagte. Interessierte Privatwaldbesitzer bekommen nicht nur eine kostenlose Beratung, sondern für wenig Geld viele junge Bäume aus den Baumschulen: Buchen, Tannen und Douglasien aber auch seltene Sorten wie Speierling, Elsbeere, Ulme, Vogelkirsche, Walnuss oder Wildobst. Mehr als die Hälfte der Kosten übernimmt der Staat. Und die örtlichen Forstbetriebschaften, ob „Roth und Umgebung“ oder „Heideck-Schwabach“, helfen beim Pflanzen, beim Pflegen und später beim Vermarkten.

Bis dorthin ist es allerdings ein weiter Weg. Von Hans Sauerbecks Initiative wird die Natur mutmaßlich relativ schnell profitieren. Wirtschaftlich rentieren wird sich das Engagement aber wohl frühestens für Sauerbecks Enkelkinder.

Keine Kommentare