„Wir haben in Schwabach zu wenige Sozialwohnungen“

1.9.2016, 08:30 Uhr
„Wir haben in Schwabach zu wenige Sozialwohnungen“

© Foto: Wilhelm

Herr Bergmann, über Jahre stand bei der Gewobau die Modernisierung der Gebäude im Mittelpunkt. Nun steigen Sie auch in den Neubau ein. Damit reagieren Sie auf die Situation auf dem Wohnungsmarkt. Wie beurteilen Sie die Lage in Schwabach?

Bergmann: Als nach wie vor angespannt. Wir haben seit Jahren rund 750 Vormerkungen von Leuten, die eine Wohnung suchen. Tendenz steigend.

 

Wenn man zynisch sein wollte, könnte man sagen: Für Sie als Vermieter eigentlich nicht schlecht.

Bergmann: Wir könnten uns zurücklehnen, und wenn eine Wohnung frei wird, könnten wir fragen: Na, wer hätte sie denn gern? Aber so sehen wir das nicht. Wir sind ein kommunales Unternehmen und haben auch eine gesellschaftliche Verantwortung.

 

In der Konrad-Adenauer-Straße machen Sie beides: Sie sanieren und bauen neu. Was ist konkret geplant?

Bergmann: Wir haben drei Blöcke mit ehemaligen Offizierswohnungen der früheren „Housing Area“ der US-Armee. Zwei haben wir bereits 2009 und 2015 fertig saniert und ausgebaut. Nun ist der dritte Wohnblock an der Reihe, die Nummer 49 bis 49b. Außerdem bauen wir daneben ein weiteres Mehrfamilienhaus. Dafür verlegen wir den dortigen Kinderspielplatz.

 

Wie viele neue Wohnungen werden entstehen?

Bergmann: Insgesamt werden es 24 sein. Acht bei der Aufstockung des Blocks aus dem Jahr 1958, und im Neubau entstehen 16 Wohnungen auf vier Stockwerken.

 

Bei den anderen Blöcken haben Sie das Dachgeschoss zu Wohnungen ausgebaut. Machen Sie das hier auch?

Bergmann: Nein, dazu ist dieser Block zu schmal, da passen die Grundrisse nicht. Statt das Satteldach auszubauen, nehmen wir es ab und ersetzen es durch ein drittes Obergeschoss mit einem Flachdach. Darüber hinaus wird das gesamte Haus energetisch modernisiert. Und wie in den anderen Blöcken bekommen unsere Mieter erstmals Balkone. Leider hat das Haus keinen Aufzug. Aber der Neubau wird einen bekommen. Deshalb schaffen wir eine Verbindung, so dass zumindest das neue dritte Obergeschoss des Altbaus mit dem Fahrstuhl des Neubaus barrierefrei erreichbar sein wird.

 

Mit welchen Mieterhöhungen müssen die Mieter rechnen?

Bergmann: Genau steht das natürlich noch nicht fest. Jetzt liegen die Mieten zwischen 3,85 und 5,50 Euro pro Quadratmeter. Bei der vergleichbaren Modernisierung im Nachbarblock betrug die Mieterhöhung danach etwas über einen Euro. Aber damit liegen wir noch immer unter dem Mietspiegel. Wir legen auch nicht alles auf die Mieter um, was rechtlich möglich wäre. In den ersten beiden Blöcken musste auch niemand ausziehen. Wir machen ja keine Luxusmodernisierung. Die Mieter freuen sich auf die Verbesserungen.

 

Wann ist Baubeginn?

Bergmann: Wir wollen im Frühjahr beginnen. Demnächst erwarten wir die Baugenehmigung. Nachdem unsere Bauvoranfrage bereits positiv beschieden wurde, dürfte es keine Probleme geben. Über den Winter folgt dann die weitere Planung. Beginnen werden wir mit dem Neubau. Dann muss man beide Baustellen koordinieren. Alle Mieter können auch während der Modernisierung in ihren Wohnungen bleiben.

 

Insgesamt ist das also eine klassische Verdichtung, wie sie in räumlich begrenzten Städten wie Schwabach unerlässlich ist.

Bergmann: Genau. Wir hatten ja zusammen mit den Architekturbüro Lemke eine Studie erstellt, wo Verdichtung in Schwabach möglich ist. Dabei sind wir auf 17 Standorte gekommen. Einer davon ist die Konrad-Adenauer-Straße, ein anderer die Kreuzwegstraße, wo auch gebaut wird. Wir haben zudem ein weiteres Projekt in Planung, über das ich aber noch nichts sagen kann.

 

Möglich ist das alles nur mit Investitionen in Millionenhöhe. Deshalb gehen Sie bei der Finanzierung nun einen neuen Weg. Wie sieht der aus?

Bergmann: Beim Neubau in der Konrad-Adenauer-Straße arbeiten wir erstmals mit einem privaten Investor zusammen. Einige Zahlen: In der Kreuzwegstraße haben wir 5,3 Millionen Euro investiert. Die Modernisierung des Altbaus in der Konrad-Adenauer-Straße ist mit 3,3 Millionen veranschlagt, der Neubau mit 2,6. Wir stoßen an die Grenzen unserer Ressourcen und wollen uns nicht über die Maßen verschulden. Deshalb kommt das Geld für den Neubau von einem privaten Investor.

 

Und dennoch werden auch diese neuen Wohnungen Sozialwohnungen sein?

Bergmann: Ja. Alle neuen Wohnungen in der Konrad-Adenauer-Straße werden in der Sozialbindung sein. Für Altmieter gilt natürlich Bestandsschutz.

 

Der Bau von Sozialwohnungen löst in manchen Nachbarschaften Ängste und Protest aus. Ist das für Sie nachvollziehbar?

Bergmann: Nein. Da entstehen ja keine Ghettos. Sozialwohnungen sind für die breite Masse gedacht. Zum Beispiel erfüllt jeder Beamtenhaushalt im mittleren Dienst die Voraussetzungen. Es gibt aber auch in Schwabach zu wenige Sozialwohnungen. Deshalb ist das eine wichtige wohnungspolitische Maßnahme. Aber eines ist auch klar: Wir können selbst gar nicht so viele Wohnungen bauen, um die Nachfrage zu decken.

 

Und deshalb suchen Sie Kontakt zu den Nachbarn?

Bergmann: Ja, deshalb tingeln wir seit einiger Zeit durch andere Städte und Gemeinden und versuchen, sie davon zu überzeugen, selbst Sozialwohnungen zu bauen. Seit Frühjahr gibt es dafür ein neues Förderprogramm auch für Gemeinden. Das ist ein Anreiz. Die Gewobau würde die Projekte als Dienstleister betreuen und später verwalten.

 

Also ein neues Geschäft für die Gewobau?

Bergmann: Natürlich können wir das nicht umsonst machen. Kostendeckend soll es schon sein. Aber es geht uns wirklich nicht um die großen Gewinne.

 

Sondern?

Bergmann: Wir wollen den Schwabacher Wohnungsmarkt entlasten. Auch OB Thürauf und der Stadtrat unterstützen dieses Ziel.

 

Wie reagieren die Gemeinden?

Bergmann: Wir haben noch keinen Vertrag, das ist ja alles noch in der Anfangsphase. Aber: Das nächste kommunale Wohnungsbauunternehmen südlich von uns ist in Ingolstadt. Da ist also ein riesiger Bedarf. Wir bieten unser Know How und unsere Infrastruktur. Die Gemeinden können sich nicht komplett aus der Verantwortung ziehen. Es gibt auch gute erste Gespräche.

 

Auch die Stadt Schwabach steigt mit einem Neubau neben Ihrem Projekt in der Kreuzwegstraße in den Sozialwohnungsbau ein. Dort entstehen rund 25 Wohnungen. Ist das ein Vorbild?

Bergmann: Dieses Beispiel lässt sich auch auf andere Gemeinden übertragen.

 

Zudem planen Sie noch weitere wichtige Sanierungen in der Altstadt und im Alten DG. Beginnen wir mit der Altstadt.

Bergmann: Das Haus Pinzenberg 15 war unbewohnbar. Hier werden zwei neue Wohnungen entstehen. Im Juli haben wir zudem die Nürnberger Straße 4 gekauft, die ehemalige Gaststätte „Silberne Kanne“. Auch das Iffland-Haus daneben gehört uns. Hier sind gerade die Planungen für beide Gebäude angelaufen.

 

Im Alten DG läuft die Sanierung des städtischen Teils auf Hochtouren. Wann beginnen Sie mit ihrem?

Bergmann: Geplant ist Sommer 2017. Über dem Awo-Saal und der Puppenbühne entsteht eine Kinderpflegeschule der Rummelsberger Dienste. Diese Räume sind noch durch die Stadt für Schulen belegt. Wir fangen an, wenn sie frei werden.

 

Und wann starten Sie mit dem Umbau zu Wohnungen im hinteren Teil am Seminargarten?

Bergmann: Wenn der Schulbau fertig ist, also frühestens 2018.

 

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„Wir arbeiten erstmals

mit einem privaten

Investor zusammen“

„Die Gemeinden können

sich nicht komplett aus der

Verantwortung ziehen“

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