Yara Linss ließ die Gäste im Apothekersgarten dahinschmelzen

2.7.2015, 08:10 Uhr

Die 35-jährige Sängerin ist in Schwabach alles andere als unbekannt. Yara Linss unterrichtet an der Adolph-von-Henselt-Musikschule Gesang und war bereits bei der Ritmos-Latinos-Premiere zu Gast. „Yara Linss singt auf Portugiesisch und erzählt mit ihren Liedern Geschichten, die vom Leben bewegt, von der Liebe inspiriert, von der Sehnsucht geprägt sind“, sagen die Kritiker.

Linss versteht es, Jazz so sicher und bruchlos mit verschiedenen Stilen der brasilianischen Musik zu mischen, dass ein erlesenes Fluidum entsteht: Feinsinnig versponnene Chansons, die in weichem Portugiesisch zwischen Schwermut und Freude pendeln. Der Apothekersgarten schmolz förmlich dahin. Begleitet wurde sie von drei fabelhaften Musikern, denen sie häufig Raum für bestechende Soli gab.

Yara Linss ist im Juni 1980 in Sao Paulo geboren. Im Alter von vier Jahren kam die Tochter eines Brasilianers und einer Deutschen nach Ulm. Sie hat also gewissermaßen zwei Muttersprachen und kann aus zwei Kulturen schöpfen. So entwickelt sie hauchfeine Gespinste zwischen Kunstlied und Jazzballade.

Ihre glockenklare Stimme voll Anmut und Kunstfertigkeit verband sich mit dem verführerischen Schmelz des Portugiesischen zu einem schmeichelnden Wohlklang, der ein Stück Brasilien nach Schwabach brachte. Dabei swingt sie fast immer mit. Ihre Bewegungen passen bestens zur Musik: Beschwingt und voll heiterer Leichtigkeit. Wenn sie ihre Band in den Vordergrund rücken will, tritt sie an den Rand, packt die kleine Percussion aus und sorgt für zusätzlichen Rhythmus.

Klar, dass Yara Linns viele Klassiker dabei hat. Aber eben auch eigene Musik, etwa zu einem ins Portugiesische übersetzten Gedicht der polnischen Lyrikerin Wislawa Szymborska. „Der Himmel ist überall, selbst im Dunklen unter der Haut“, lässt sie das Deutsche Publikum am Text der Literatur-Nobelpreisträgerin teilhaben. Wie sie überhaupt häufig die Kernzeilen ihrer Lieder übersetzt und damit Einblick gibt in künstlerisches Gefühlsempfinden wie auch in besondere Sprachkreativität. „Niemand wird mich von der Allee des Glücks stoßen“ und „Alle Wege kreuzen sich, damit wir uns begegnen“ sind Textperlen, die das diesjährige Ritmos-Latinos-Finale zu einem echten Schmuckstück machen.

Yara Linss studierte Jazzgesang zunächst in Maastricht und anschließend an der Hochschule für Musik in Nürnberg. 2007 vertrat sie beim Stimmenfang-Festival Nürnberg die erkrankte Portugiesin Maria Joao. Daraufhin wurde ihr Quartett mit einem Kulturstipendium der Stadt Nürnberg ausgezeichnet. 2009 gewann sie den Bruno-Rother-Wettbewerb für Jazzkomposition der Musikhochschule Nürnberg. Sie erhielt den Ersten Preis beim bayernweiten Creole-Casting und vertrat Bayern bei der bundesweiten Endausscheidung in Berlin. 2010 gehörte sie zu den Initiatoren des im Herbst gegründeten Vereins MetropolMusik.

Bald wird ihre zweite CD erscheinen, die sie auch mit Hilfe von Crowdfunding finanziert hat. „Das ist Yara Linss, die singt und komponiert, am liebsten Texte vertont und ihr Debüt als Triangelspielerin auf dieser Platte gibt“, wirbt sie für das Projekt.

Freitag & Samstag

Der Auftakt des Ritmos-Latinos-Festivals am Freitagabend war kraftvoll und bestens nachgefragt. Annähernd 400 Besucher wollten mit Mario „Mayito“ Rivera einen der bedeutendsten zeitgenössischen Sänger Kubas hören.

Am Samstag folgte eine Mischung aus gefühlvollem Tango und argentinischer Folklore. „Aires de Tango“ und Ezekiel Lezama am Bandoneon verzauberten nach viel Regen so sehr, dass die etwas abgesackte Temperatur nicht wirklich störte.

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