Solarmodul-Affäre: Vize-Landrat Pech kein "führender Kopf"?

17.10.2017, 11:08 Uhr
Der Vize-Landrat von Erlangen-Höchstadt, Christian Pech, sitzt derzeit in Amberg ein.

© Fotos: dpa, Harald Sippel Der Vize-Landrat von Erlangen-Höchstadt, Christian Pech, sitzt derzeit in Amberg ein.

Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth ermittelt nach Informationen der Nürnberger Nachrichten gegen Christian Pech als Beihelfer, nicht als Kopf einer Bande.

Eine offizielle Bestätigung ist von der zuständigen Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nach wie vor nicht zu erhalten.

Sprecherin Anita Traud sagte auf Nachfrage der Redaktion nur, dass Haftbefehle für zwei führende Köpfe des beschuldigten Nürnberger Unternehmens erlassen wurden, und einer für einen Beihelfer. Pechs Verteidiger, die einer Nürnberger Kanzlei angehören, geben "vorläufig keinerlei Stellungnahmen ab", hieß es auf Nachfrage.

Pech soll im Vertrieb für die fragliche Firma tätig gewesen sein, nicht in der Geschäftsführung. In allen drei Fällen seien weiterhin die Haftgründe Flucht- und Verdunkelungsgefahr gegeben, ergänzte Traud. Die Ermittlungen, die "seit längerer Zeit laufen", können noch vier bis sechs Monate dauern. So lange muss der 41-Jährige möglicherweise in U-Haft bleiben.

Eine Nürnberger Firma wird beschuldigt, bei der Einfuhr von Solarmodulen aus China Zölle in Höhe von mehr als 30 Millionen Euro hinterzogen zu haben. Ob es am Ende bei Steuerhinterziehung oder -hehlerei in dieser Größenordnung bleibt, ist offen.

Geschäftsräume durchsucht

Am Montag vor einer Woche hatten Fahnder 14 Wohn- und Geschäftsräume unter anderem in Bayern wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung beziehungsweise Steuerhehlerei durchsucht. Noch am Montag saß Pech vor dem Ermittlungsrichter, der U-Haft anordnete. Am Tag danach vollzogen Ermittler des Zollfahndungsamtes den Haftbefehl. Der gebürtige Erlanger sitzt dem Vernehmen nach in Amberg ein.

Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft liefen die illegalen Machenschaften auf zweifache Art ab: Für die Solarmodule aus China wurden zwar in Deutschland und der EU marktübliche Preise verlangt, allerdings habe es dann, so der Verdacht, Rückzahlungen von dem Nürnberger Unternehmen an die Abnehmer gegeben. Oder: Das Zubehör und die Montage gab es kostenfrei zu den Modulen.

Awo-Mitarbeiter "unter Schock"

"Völlig geschockt" haben Mitarbeiter und Beschäftige der Awo Erlangen-Höchstadt auf die Verhaftung Christian Pechs reagiert, sagte Martina Stamm-Fibich, stellvertretende Awo-Kreisvorsitzende. Pech ist nicht nur Vize-Landrat, sondern auch Awo-Kreisvorsitzender. "Wir bemühen uns, dass unsere Mitarbeiter und Beschäftigten wieder zur Ruhe kommen", so Stamm-Fibich.

4 Kommentare