Sparkasse Miesbach fordert Millionen von Kreidl & Co. zurück

1.10.2014, 17:41 Uhr
Vom früheren Landrat Jakob Kreidl und Konsorten fordert die Sparkasse Miesbach-Tegernsee Millionenbeträge zurück.

© dpa Vom früheren Landrat Jakob Kreidl und Konsorten fordert die Sparkasse Miesbach-Tegernsee Millionenbeträge zurück.

Nach der Sponsoring-Affäre der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee fordert das Geldinstitut Millionenbeträge zurück: vom früheren Landrat Jakob Kreidl (CSU), von Ex-Sparkassenchef Georg Bromme sowie von weiteren Ex-Vorständen und -Verwaltungsräten. Der amtierende Verwaltungsrat des Geldinstituts habe beschlossen, alle Ansprüche zunächst außergerichtlich geltend zu machen, berichtete ein Vertreter des Innenministeriums am Mittwoch im Innenausschuss des Landtags.

Der neue Miesbacher Landrat und Verwaltungsratsvorsitzende Wolfgang Rzehak (Grüne) betonte: „Wir werden versuchen, alles durchzusetzen, was durchsetzbar ist.“

Affäre landet wohl vor Gericht

Den ehemaligen Sparkassen-Lenkern wird vorgeworfen, durch üppige Spenden und unzulässige Ankäufe ihre Pflichten grob fahrlässig verletzt zu haben. Den Schaden sollen sie nun wieder gutmachen. Intern wird aber nicht damit gerechnet, dass es eine außergerichtliche Einigung gibt. Damit dürfte die ganze Affäre vor Gericht landen.

Auch die Staatsanwaltschaft interessiert sich für die jetzt bekannt gewordenen brisanten Details. Der Bericht des Innenministeriums sei Gegenstand der Prüfungen, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft München II, Ken Heidenreich, am Donnerstag. „Wir ziehen alle Unterlagen bei.“ Die Behörde führt nach einer Reihe von Strafanzeigen seit Monaten Vorermittlungen.

Vom damaligen Vorstand fordert die Sparkasse insgesamt 4,4 Millionen Euro zurück, davon mehr als 420.000 Euro allein von Bromme, den Rest von allen Ex-Vorständen gemeinsam. Die Rückforderungen an den damaligen Verwaltungsrat summieren sich auf 1,78 Millionen Euro. 131.000 Euro davon soll Kreidl als Ex-Verwaltungsratschef alleine zahlen, den Rest alle damaligen Verwaltungsratsmitglieder gemeinsam.

Das Innenministerium berichtete am Mittwoch in allen Einzelheiten, in welchen Fällen Bromme, Kreidl & Co. ihre Pflichten grob fahrlässig verletzt haben sollen. Auf der Liste stehen unter anderem: der Ankauf einer Alm bei Bayrischzell für rund 1,65 Millionen Euro; der Ankauf eines Mönchschores im ehemaligen Kloster Tegernsee (1,76 Millionen Euro); Bürgermeister- und Kreistagsausflüge in die Schweiz, nach Österreich und Italien, vor allem mit „touristisch geprägtem Programm“ (zusammengerechnet mehr als 130.000 Euro); die Renovierung von Kreidls Büro und eines Sitzungssaals im Landratsamt (456.000 Euro); die Renovierung eines Sitzungssaals in Weyarn (100.000 Euro).

Unzulässige "Gelegenheitsgeschenke"

Bromme selbst verteilte zudem unzulässige „Gelegenheitsgeschenke“ an ehemalige Vorstände und Verwaltungsräte im Gesamtwert von mehr als 120.000 Euro, er spendete an Jagdverbände und lud zu Jagdausflügen ein. Und: Er verkaufte der Kreissparkasse „Gemälde und andere Kunstgegenstände aus seinem Privatbesitz“ – für 44.900 Euro. All dieses Geld soll er nun zurückzahlen – genauso wie die 55.000 Euro, die er einst für eine Geburtstagsfeier des Vize-Landrats bewilligte.

Eine fast 120.000 Euro teure Geburtstagsfeier für Kreidl, der auch Präsident des Bayerischen Landkreistages war, hat dagegen keine Rückforderungen zur Folge. Eine grobe Pflichtverletzung könne in diesem Fall nicht mit hinreichender Sicherheit nachgewiesen werden. Kreidl hatte sich wegen der Sponsoring-Affäre auf Druck von CSU-Chef und Ministerpräsident Horst Seehofer im Frühjahr vollständig aus der Politik zurückgezogen. Er war zudem wegen seines aberkannten Doktortitels und eines privaten Schwarzbaus in die Kritik geraten.

Brommes Nachfolger als Sparkassenchef, Martin Mihalovits, sagte der dpa auf Anfrage: „Für unser Haus geht es um viel Geld. Die Ansprüche sind formuliert und die Zahlen und Fakten liegen auf dem Tisch. Wir werden alles daran setzen, unsere Forderungen durchzusetzen.“

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