Sprengkörper im Boden: Neue Sperrzone im Bannwald

14.10.2015, 06:00 Uhr
Sprengkörper im Boden: Neue Sperrzone im Bannwald

© Märtl

Im Boden des Bannwald-Geländes südlich von Nürnberg, ganz in der Nähe des Gewerbeparks Nürnberg-Feucht-Wendelstein, schlummern Granaten, Gewehrmunition, aber auch chemische Kampf- und Reizstoffe. In den Jahren 2006 bis 2009 hat der Bund als Eigentümer der Fläche auf Feuchter Gemarkung bereits für rund zehn Millionen Euro Behälter mit Nervengasen einbetonieren lassen. Sie drohten, das Grundwasser zu verunreinigen.

Die Wehrmacht hatte zu Kriegsende noch etwa 18 Tonnen der Kampfstoffe "Lost" und "Clark I" eingelagert, eine Weiterentwicklung des Senfgases, das im Ersten Weltkrieg als Waffe benutzt wurde. Die blechernen Behälter gelangten vermutlich teilweise in den Boden, als die Wehrmacht selbst 33 Munitionsbunker vor den heranrückenden Amerikanern in die Luft sprengte.

Zwar scheint jetzt diese Gefahr gebannt, doch andere Hinterlassenschaften aus Kriegs- und Besatzungszeiten machen immer noch Sorgen. Die US-Army begann nach Kriegsende, das Muna-Areal von deutschen Kampfstoffen zu säubern. Täglich sollen bis zu fünf Tonnen Munition gesprengt worden sein. Am 4. Mai 1946 entzündete sich, vermutlich aus Unachtsamkeit, tonnenweise gestapeltes und zum Abholen bereit gestelltes Material. Über 50 der rund 130 Muna-Gebäude sollen dabei in die Luft geflogen sein; die Explosion zog weitere Detonationen der im Freien aufgeschichteten Munition nach sich.

"Praktisch auf der gesamten Fläche verteilt"

"Kampfmittel sind dadurch praktisch auf der gesamten Fläche der ehemaligen Heeresmunitionsanstalt verteilt worden", sagt Geologe Carlo Schillinger vom Institut für Umweltgeologie und Altlasten der Landesgewerbeanstalt Nürnberg. Er hat im Auftrag der Marktgemeinde Feucht das Gelände erkundet. Man finde somit fast überall auf der Fläche Munitionsschrott. Doch müsse man  "prinzipiell auch immer noch mit intakten Kampfmitteln" rechnen, vor allem mit Infanterie-Munition wie Granaten, von denen Gefahren ausgehen könnten.

Die Gemeinde entschied sich deshalb zu handeln. Die noch vorhandenen Munitionsbunker seien bislang frei zugänglich gewesen, niemand wisse, was wirklich dort gelagert wurde, sagt Marion Buchta, die geschäftsleitende Beamtin im Rathaus. Deshalb gilt seit Anfang Oktober ein großflächiges Betretungsverbot im Bannwald. Auch das Gebiet der Moserbrücke, das westlich an den Gewerbepark angrenzt und nicht zur Muna gehörte, ist jetzt Sperrgebiet. Bis hierhin flogen bei der Großexplosion die Sprengkörper.

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