Studenten kämpfen um den Titel

20.1.2015, 21:29 Uhr
Studenten kämpfen um den Titel

© Foto: Warner Brothers

Sie haben nur zehn Minuten Zeit. Dann darf das Publikum entscheiden, ob es schlauer ist als vorher und auch noch Spaß dabei hatte. Beim Science Slam zählt beides. Ein Semester lang haben sich die Slamer auf ihren großen Auftritt vorbereitet. Heute Abend werden sie im ausverkauften E-Werk in Erlangen vor 400 Menschen stehen. Morgen Abend folgt Nürnberg.

„Ich stand noch nie vor so vielen Leuten, ich bin schon aufgeregt“, sagt Lisa Britting. Für die Zuschauer hat sie ein Rezept mitgebracht. Es gibt Krebs-Salat zum Abendessen. Britting studiert Life Science Engineering in Erlangen, eine Ingenieurswissenschaft, deren Ziel es ist, Materialien zu verbessern. In ihrer Bachelor-Arbeit hat die Studentin untersucht, wie sich ein Medikament gegen Krebs aus einem Baum gewinnen lässt. Das funktioniert wie das Zubereiten eines Salat-Dressings, denn die Inhaltsstoffe lösen sich entweder in Wasser oder in Öl auf und bleiben dadurch getrennt.

Salatsauce als Krebs-Medikament

Beim Science Slam geht es darum, in wissenschaftlichen Kurzvorträgen scheinbar komplizierte Themen ganz einfach zu erklären. Eine Salatsauce kennt jeder, die Flüssig-Chromatografie hingegen nur wenige – dank des Bekannten gelingt es Britting, das Unbekannte verständlich zu machen. Wie das geht, haben die Nachwuchsforscher in einem Seminar an der Uni gelernt. „Für jeden, der später im Beruf Vorträge halten muss, gibt es kein besseres Training“, sagt Sebastian Walther. Der Philosophie-Student tritt ebenfalls an. „Ich war letztes Jahr beim ersten Science Slam als Zuschauer mit dabei und sofort gefesselt von der tollen Stimmung“, sagt er.

Ein Sprachtrainer hat ihm und seinen vier Mitstreitern beigebracht, mit Mikrofon vor Publikum zu sprechen. „Außerdem haben wir gelernt, die Dinge, mit denen wir uns im Studium täglich beschäftigen, von einer neuen Seite zu sehen“, sagt Walther. „Um ein Thema in nur zehn Minuten unterhaltsam rüberzubringen, muss man es ganz anders angehen.“ Er wird über ein Gehirn im Wassertank sprechen. Ein verrückter Wissenschaftler hat es nachts aus seinem Kopf operiert. Alle Erlebnisse sind nur noch elektrische Impulse. „Die Philosophie beschäftigt sich damit, ob wir tatsächlich erleben, was wir erleben“, sagt der 32-Jährige. „Aber ich werden das Rätsel auflösen, damit die Zuschauer beruhigt nach Hause gehen können und niemand schlecht träumt.“

Beim Wissenschafts-Wettstreit geht es auch darum, wer den besten Vortrag hält. Das Publikum bestimmt den Gewinner des Abends. Mit in den Ring steigen Kulturgeografin Annika Zeddel mit dem Thema „Kinder, Katzen und Kreativität“, Chemikerin Marlene Scheuermeyer mit „Wasserstoffträger“ und Physiker Adrian Zink hat „Antiprotonenstrahlen“ dabei.

Der Präsident steigt in den Ring

Außer Konkurrenz treten außerdem zwei Überraschungsgäste an – der Nürnberger Schauspieler Stefan Rieger und der ab April neue Präsident der Universität, Joachim Horneggger. „Wahrscheinlich hätte ich sonst keine Chance gegen die Studenten“, sagt er. Sein Thema heißt: „Was verbindet die Beatles, Dürer und Röntgenstrahlen?“ Hornegger hat in Erlangen den Lehrstuhl für Mustererkennung inne. „Es ist wichtig, die Menschen für Wissenschaft zu begeistern, und der Science Slam ist eine tolle Gelegenheit dafür“, sagt er. Für die Teilnehmer ist es eine Chance, Werbung für ihr Fach zu machen und in die Öffentlichkeit zu tragen, was in den Labors geschieht. „Beim Publikum soll es ,Klick‘ machen, dass Forschung spannend ist“, sagt Hornegger.

Sebastian Walther bekommt fürs Mitmachen sogar Studienpunkte, das Seminar zählt bei ihm als Zusatzqualifikation. „Aber allein für das Gefühl, einmal vor so vielen Leuten auf einer Bühne zu stehen, lohnt es sich schon“, sagt er. Das Ergebnis ist ihm weniger wichtig. „Wir haben alle zusammen trainiert und gönnen uns gegenseitig jeden guten Witz, egal wer gewinnt.“

Der Science Slam in Erlangen beginnt heute um 20 Uhr im E-Werk in Erlangen. Morgen ist Nürnberg dran, ebenfalls ab 20 Uhr im Museum für Kommunikation (Lessingstraße 6). Aktuelle Infos auf www.scienceslam-erlangen-nuernberg.de

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