"Tempobolzer": Biker plagen die Fränkische Schweiz

8.5.2015, 06:00 Uhr
Das Risiko fährt mit: Am Würgauer Berg sind oft Raser unterwegs. Die Strecke kann für Biker nicht gesperrt werden, weil die B22 als mögliche Umleitung für die Autobahn gilt

© colourbox.de Das Risiko fährt mit: Am Würgauer Berg sind oft Raser unterwegs. Die Strecke kann für Biker nicht gesperrt werden, weil die B22 als mögliche Umleitung für die Autobahn gilt

"Dort herrscht Krieg am Wochenende“, sagt der Scheßlitzer Bürgermeister Roland Kauper. "Tempobolzer sind unterwegs, die den Würgauer Berg bewusst als Rennstrecke nutzen".

Durch verstärkte Tempokontrollen und Umbauten will man die Strecke nun unattraktiver machen. Mit aufheulenden Motoren hetzen Raser ihre brachialen Hightech-Maschinen hinauf und hinunter, immer und immer wieder - oft mit Wendeschleife in der beschaulichen 300-Einwohner-Ortschaft. Die Würgauer sind alles andere als begeistert vom nervtötenden Schaurennen der Verkehrsrowdys, "die dem Image der vernünftigen Motorradfahrer schaden", wie es Kauper formuliert.

"In Zeiten von Smartphone und WhatsApp macht es innerhalb von Sekunden die Runde, wo gerade Kontrollen sind", sagt Albert Häfner, Chef der Polizeidienststelle Bamberg-Land. "Der Würgauer Berg ist ein Nimbus. Einige Biker reisen bis aus Berlin an und suchen mit waghalsigen Fahrmanövern den Kick, den Nervenkitzel". Wie sich Motorradfahrer dabei in Szene setzen, wird gerne mit der Helmkamera oder am Straßenrand von anderen Bikern gefilmt.Trotz verstärkter Überwachung habe es im vorigen Jahr mehr Unfälle gegeben.

"Strecke unattraktiver machen"

"Wir wissen langsam nicht mehr, was wir machen sollen“, gibt sich der Bürgermeister von Scheßlitz nach Jahren des (erfolglosen) Kampfes gegen die Raser ein wenig ratlos. Was war nicht alles schon diskutiert und wieder verworfen worden: der Einbau von Rüttelstrecken in die Fahrbahn, die Sperrung des Würgauer Bergs für Motorradfahrer, die Platzierung von stationären Radarfallen. "Wir müssen die Strecke unattraktiver machen“, fordert Polizeichef Häfner. Bauliche Veränderungen sollen nun als Mittel taugen, dem PS-Wahn beizukommen.

Auch die sogenannte Applauskurve wird umgestaltet. Motorradfahrern wie auch Schaulustigen, die sich dort bisher an den Fahrkünsten anderer Biker ergötzten, ist künftig der Blick versperrt: In der Kurve wird eine Hecke als Sichtschutz gepflanzt.

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