Höheres Risiko im Frühling

Tierschutzbund warnt: Aktuell ereignen sich mehr Wildunfälle

Andrea Munkert

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16.4.2024, 12:00 Uhr
Nicht nur uns Menschen bringt der Wechsel aufs warme Halbjahr durcheinander, auch Wild ist betroffen: Gerade jetzt ereignen sich mehr Unfälle mit Reh, Rotwold, Fuchs und mehr.

© Hauke-Christian Dittrich/dpa Nicht nur uns Menschen bringt der Wechsel aufs warme Halbjahr durcheinander, auch Wild ist betroffen: Gerade jetzt ereignen sich mehr Unfälle mit Reh, Rotwold, Fuchs und mehr.

Wildtiere sind vor allem in den Monaten April und Mai verstärkt Gefahren durch Straßenverkehr ausgesetzt, warnt der Deutsche Tierschutzbund. Als Grund dafür führt der Verband nicht nur die Zeitumstellung kürzlich von Winter- auf Sommerzeit an. Rehe, Igel, Marder, Wildschweine und Kaninchen sind auch durch die Suche nach geeigneten Lebensräumen beziehungsweise durch die Paarungszeit aktiver und legen größere Wegstrecken zurück. Das hat zur Folge, dass sie häufiger Straßen überqueren müssen. Gleichzeitig sind viele Wildtiere dämmerungs- und nachtaktiv, daher kommt es während des Berufsverkehrs am Morgen besonders häufig zu Wildunfälle. Um das Risiko zu minimieren, rät der Deutsche Tierschutzbund Autofahrern insbesondere in Risikogebieten die Geschwindigkeit anzupassen.

"Autofahrer sollten in den frühen Morgenstunden und am Abend besonders vorausschauend fahren – insbesondere auf Straßen in Feld- und Waldgebieten. In diesem Zeitraum sind viele Wildtiere unterwegs, die Nahrung suchen. Oft folgen einem am Straßenrand auftauchenden Tier weitere. Auch junge Rehböcke überqueren im April und Mai besonders häufig Straßen, um ein geeignetes Revier zu finden", sagt James Brückner, Leiter des Wildtierreferats beim Deutschen Tierschutzbund.

Alleine für das Jahr 2022 wurden rund 265.000 Wildunfälle registriert. In der Mehrheit der Fälle sind Rehe beteiligt, danach Wildschweine sowie Dam- und Rotwild. Repräsentative Zahlen für andere Wildtiere liegen bislang nicht vor, beziehungsweise bleiben oft unbeachtet. Die Dunkelziffer wird jedoch enorm sein.

So können Sie einem Wildunfall vorbeugen

"Diese Zahlen könnten niedriger ausfallen, wenn herannahende Fahrzeuge nicht schneller als 50 bis 60 Stundenkilometer fahren würden. Dann hätten Wildtiere noch eine Chance zu fliehen", sagt Brückner. Der Deutsche Tierschutzbund empfiehlt Autofahrern neben einer der Situation entsprechenden Geschwindigkeit ausreichend Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug einzuhalten, bremsbereit zu sein und die Seitenstreifen im Blick zu behalten. Nur so hat der Fahrer die Chance, rechtzeitig zu bremsen. Taucht Wild am Straßenrand auf, kann man versuchen, es durch lautes Hupen auf die Gefahr aufmerksam zu machen und vom Straßenrand zu vertreiben.

Achtung! Die Scheinwerfer aufzublenden, bewirkt eher das Gegenteil: Das grelle Licht kann die Tiere verwirren, sodass sie sich nicht mehr orientieren können. Oft geraten sie erst dadurch wirklich in Gefahr und laufen auf die Straße. Ebenso schaltet man das Fernlicht besser ab.

Das ist nach einem Wildunfall wichtig

Kommt es trotz aller Vorsicht zu einem Wildunfall, ist umgehend die Unfallstelle abzusichern und die Polizei vor Ort zu informieren. "Jeder Fahrzeugführer hat die ethische und gesetzliche Verpflichtung, sich um ein angefahrenes Tier zu kümmern. Aber auch eine Person, die den Unfall nicht selbst verursacht hat, sollte nicht wegschauen, sondern handeln", betont Wildreferatsleiter Brückner.

Versicherungen betonen, dass Wildunfälle fünf Prozent aller Straßenverkehrsunfälle ausmachten. Wer die Polizei nach einem Wildunfall nicht ruft, verstößt gegen das Tierschutzgesetz. Wer also unverrichteter Dinge vom Unfallort abfährt, der macht sich strafbar wegen Tierquälerei.

Außerdem erhalten Fahrer von den Einsatzkräften eine Wildunfallbescheinigung, die sie für Ihre Kfz-Versicherung brauchen. Ein Wildunfall ohne Polizei-Aufnahme macht also keinen Sinn. Im Gegenteil: In den meisten Bundesländern müssen Sie die Polizei informieren – ansonsten begehen Sie eine Ordnungswidrigkeit. Die Polizei verständigt außerdem den zuständigen Jäger. Verletzte Tiere sollte man keineswegs anfassen, sie könnten zuschnappen. Tote Tiere schiebt man am besten an den Straßenrand, auch hier ist eine Berührung zu vermeiden (Tollwutgefahr!)

Viele Teilkaskoversicherungen zahlen nur bei Wildschäden durch Haar- und Federwild.

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