Trotz Antisemitismus: Diakon wird zum Priester geweiht

19.4.2018, 12:00 Uhr
Der Geistliche bekam in Eichstätt eine zweite Chance und steht nun vor der Priesterweihe.

© dpa Der Geistliche bekam in Eichstätt eine zweite Chance und steht nun vor der Priesterweihe.

In Eichstätt soll an diesem Samstag ein umstrittener Diakon zum Priester geweiht werden. Der Geistliche war vor Jahren wegen antisemitischer Ausfälle aus dem Priesterseminar in Würzburg geflogen. Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke gab dem jungen Mann dann eine zweite Chance. Seine Weihe zu einem Diakon hatte 2017 der Zentralrat der Juden scharf kritisiert.

Im September gab es deswegen ein persönliches Treffen von Zentralrats-Präsident Josef Schuster mit Hanke. Schuster bleibt aber skeptisch. "Ich kann nur hoffen, dass Bischof Hanke in seiner Einschätzung richtig liegt, der junge Mann habe sich geändert", sagte Schuster angesichts der bevorstehenden Priesterweihe der Deutschen Presse-Agentur.

Hanke übernehme damit "eine enorm große Verantwortung". Bei dem Treffen mit dem Bischof seien seine Bedenken nicht ausgeräumt worden, betonte Schuster. "Ich habe weiterhin meine Zweifel daran, ob dieser junge Mann ausgerechnet für ein Amt geeignet ist, dass Verkündigung und Seelsorge beinhaltet."

Der angehende Priester musste 2013 das Priesterseminar in Würzburg verlassen. Er soll mindestens drei KZ-Witze gemacht und Adolf Hitler imitiert und parodiert haben. Auch zwei weitere Studenten waren damals ähnlich aufgefallen. Der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann bezeichnete das Verhalten der Männer seinerzeit als "nicht entschuldbar" und setzte eine Untersuchungskommission ein.

"Das Fehlverhalten, das ich damals vor fünf Jahren an den Tag gelegt hab, tut mir von Herzen leid", sagt der Diakon nun in einem Porträt-Video auf der Seite des Bistums Eichstätt. Er könne nur die Menschen, die er damals verletzt habe, um Verzeihung und eine zweite Chance bitten. "Ich hab mich geändert", betonte der umstrittene Weihekandidat. Neben ihm sollen auch zwei weitere Diakone in Eichstätt zu Priestern geweiht werden, kündigte die Diözese an.

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