200 Personen betroffen

Über 400.000 Euro ergaunert: Polizei Mittelfranken ermittelt gegen Betreiber von Fake-Reisebüros

26.3.2024, 16:09 Uhr
Einige der Betroffenen bemerkten erst am Flughafen, dass sie Opfer einer Betrugsmasche wurden.

© IMAGO/onemorepicture / Thorsten Wagner Einige der Betroffenen bemerkten erst am Flughafen, dass sie Opfer einer Betrugsmasche wurden.

Die Kriminalpolizei Fürth hat in enger Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth gegen ein Betrüger Netzwerk ermittelt und konnte nun mehrere Tatverdächtige identifizieren und festnehmen. In einer Pressemitteilung erklärt das Präsidium Mittelfranken, dass die Bande über ihre Homepage und auf mehreren Social-Media-Plattformen wie Facebook und Instagram diverse Fake-Reisebüros betrieben hat. Demnach konnten Kundinnen und Kunden über die Reisebüros "Tropical Beach Tours" und "Hays Travel Europa" kostengünstige Reisen buchen.

Wie die Beamten erklären, überzeugten die damals wenigen, aber durchweg positiven Bewertungen der Firma Kundinnen und Kunden. Diese nahmen mittels WhatsApp beziehungsweise E-Mail Kontakt zu den Anbietern auf. Die weitere Kundenbetreuung erfolgte ebenfalls über besagte Kommunikationskanäle und "erweckte einen professionellen und seriösen Eindruck", schildert die Polizei.

Zwei Tatverdächtige in U-Haft

Viele Kundinnen und Kunden tätigten ohne großen Zeitverzug ihre Buchung, da die Angebote des Anbieters nur für einen sehr begrenzten Zeitraum gültig waren. Mit entsprechender Buchung war jeweils eine Anzahlung in Höhe von 20 bis 50 Prozent des Gesamtpreises nötig. Kundinnen und Kunden konnten in den Anfangszeiten die Anzahlung über PayPal begleichen, die Restzahlung wurde per Banküberweisung bezahlt. Später akzeptierte der Anbieter nur noch eine Bezahlung per Banküberweisung, da dadurch der Käuferschutz nicht mehr greift und Betrogene nicht mehr ihr Geld zurückfordern können.

Seit Anfang März 2024 arbeiten die Beamten im Falle der Fake-Reisebüros. Da zahlreiche Fälle zur Anzeige gebracht wurden, hat die Kriminalpolizei Fürth die Arbeitsgruppe (AG) "Ferien" eingerichtet. In wenigen Wochen wurden drei Tatverdächtige ermittelt und festgenommen. Im Vorfeld hatte das Amtsgericht bereits, basierend auf vorliegende Erkenntnisse, Haftbefehle gegen einen 19-jährigen Mann und eine 25-jährige Frau erlassen. Der 19-Jährige konnte bei seiner Einreise aus dem Ausland am 18.03.2024 am Flughafen München festgenommen werden.

Die 25-Jährige wurde durch Zivilbeamte im Umfeld des Nürnberger Hauptbahnhofes identifiziert. Dort war sie in Begleitung eines ebenfalls tatverdächtigen 28-Jährigen. Beide Personen wurden festgenommen. Nachdem die Verdächtigen einem Ermittlungsrichter vorgeführt wurden, wurde der 28-jährige Mann wieder auf freien Fuß gesetzt. Der Haftbefehl gegen die 25-Jährige und den 19-Jährigen wurde durch das Gericht bestätigt und beide befinden sich derzeit in Untersuchungshaft.

Etwa 200 Personen betrogen

Durch beide Fake-Firmen entstand ein immenser Vermögensschaden. Etwa 200 bislang bekannte Geschädigte haben rund 420.000 Euro an die Betrüger gezahlt. Teilweise haben die Geschädigten erst am Flughafen festgestellt, dass sie Opfer einer Betrugsmasche wurden. Aktuell arbeiten die Behörden an der Identifizierung weiterer Beteiligter. Zudem wolle man überprüfen, ob entsprechende Vermögensarreste gegen die Beschuldigten beantragt werden kann. Die Ermittler arbeiten zudem daran, die entsprechenden Fake-Seiten abzuschalten. Die Seite von "Tropical Beach Tours" ist aktuell nicht mehr aufrufbar. "Hays Travel Europa"-Website, beide Instagram-Kanäle und der TikTok Kanal von "Tropical Beach Tours" sind jedoch weiterhin online.

Durch die Auswertung der bekannten Firmenkonten wollen die Beamten weitere Geschädigte ermitteln, die künftige Urlaube bereits gebucht und angezahlt haben. Dadurch wolle man durch eine zeitnahe Verständigung und Aufklärung weitere Betrogene davon abhalte, Restsummen an die Firma zu überweisen. Die umfangreichen Ermittlungen der AG Ferien wird gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth fortgesetzt.

Fake Reisebüros: Polizei warnt vor folgenden Betrugsmaschen

Um sich zu schützen, warnen die Beamten vor diesen oder ähnlichen Betrugsmaschen:

  • Werden Sie hellhörig, wenn Urlaube weit unter dem Preisniveau vergleichbarer Reisen angeboten werden.
  • Anzahlungen von mehr als 50 Prozent sind in der Reisebranche eher unüblich.
  • Zahlen Sie möglichst nicht per Vorkasse, da das Geld auf diesem Weg nicht zurückgefordert werden kann.
  • Angebote sind als unseriös zu werten, wenn der erste Kontakt zwar über eine Buchungsplattform stattfindet, alles Weitere jedoch außerhalb derer (z.B. per WhatsApp oder E-Mail) abläuft.
  • Websites von Fake-Reiseangeboten sind oft von seriösen Veranstaltern kaum zu unterscheiden. Ein Blick ins Impressum gibt Aufschluss: Fehlt die Angabe, sollten Urlaubssuchende von einer Buchung besser absehen.

Stellt sich eine Reise als Fake heraus, sollten Betroffene schnellstmöglich versuchen, die Zahlung durch ihre Bank, Kreditkartenfirma oder einen anderen Zahlungsdienstleister zu stoppen oder zurückzuholen. Sollten Sie Opfer eines Betrugs geworden sein, erstatten Sie in jedem Fall Anzeige bei der Polizei.


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