Unterfranke wird jüngster Bürgermeister Deutschlands

13.3.2012, 10:00 Uhr
Unterfranke wird jüngster Bürgermeister Deutschlands

© dpa

Dass Stefan Rottmann Bürgermeister der Gemeinde Schonungen wird, steht im Grunde schon seit 1995 fest. Als Drittklässler schrieb der heute 25-Jährige in das Poesiealbum eines Mitschülers, dass er bald Rathauschef sein werde.

An diesem Sonntag hat er seine kindliche Aussage wahr gemacht. Vom 1. Mai an wird er der jüngste amtierende hauptberufliche Bürgermeister in Deutschland sein. Doch so klar wie seine Ansage, war der Sieg am Ende nicht. Im Gegenteil: Der studierte Bankfachwirt setzte sich mit einem hauchdünnen Vorsprung gegen seinen Konkurrenten von der CSU durch. Beide hatten am Wahlabend jeweils 50 Prozent der Wähler überzeugt. Rottmann begeisterte jedoch genau drei Menschen mehr.

Seit September habe er in der 8000-Einwohner-Gemeinde um Stimmen gebuhlt. Nach dem Feierabend in der Bank, war für den ehrgeizigen 25-Jährigen noch längst nicht Schluss. In allen 13 Ortsteilen ist er von Haustür zu Haustür gezogen. „Ich habe viele Wohnzimmer gesehen.“ Vorher büffelte er Fakten rund um den Ort. Die Wahlstatistik sagt, dass Rottmann vor allem in Schonungen selbst überzeugt hat. Dort lebt er mit seiner Freudin, ist Mitglied im Sportverein, bei der Freiwilligen Feuerwehr und spielt Trompete in der Blaskapelle des Ortes. Die Wahlbeteiligung in Schonungen lag am Sonntag bei fast 75 Prozent. Am Dienstag werden die Stimmen dem Wahlleiter zufolge wahrscheinlich noch einmal gezählt. „Um eindeutige Klarheit zu haben.“

Mit 16 die erste Petition

Trotz seines jungen Alters kann Rottmann politische Erfahrung vorweisen. Mit 16 Jahren schreibt er erste Petitionen an den Bundes- und den Landtag. Ein Jahr später tritt er in die SPD ein, 2008 wird er stellvertretender Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat. Der SPD-Landesvorsitzende Florian Pronold lobt den neuen Bürgermeister in den höchsten Tönen. „Er ist eines unserer größten politischen Talente. Ein toller Typ.“ Seine Ziele für die nächsten Jahre steckt Rottmann klar ab: Er will mehr junge Leute nach Schonungen locken, setzt auf Bürgerbeteiligung und plant die schnelle Umsetzung von Großprojekten. „Ich will klare Kante setzen und von Anfang an für geordnete Strukturen sorgen. Sonst gleitet einem das davon.“

Ein bisschen müde sieht der junge Mann am Montag aus. Die Wahlparty ging bis in die frühen Morgenstunden. Dennoch strahlt er über das ganze Gesicht. Rottmann sitzt in seinem Büro in einer Bank in Schweinfurt. An Arbeiten ist an diesem Tag nicht zu denken. Im Minutentakt klingeln seine Telefone. Presseanfragen und Gratulationen wechseln sich ab. Hunderte E-Mails füllen sein Postfach.

 „Glückwunsch“, ist der dominierende Betreff. Seinen Job bei der Bank gibt der Jung-Politiker mit dem dunkelblonden Dreitagebart nun auf.  Seine Kollegen lassen ihn nur ungern ziehen. „Stefan ist ein supertoller, kollegialer Typ. Es ist schade, dass wir ihn als Kollegen verlieren“, sagt Serviceberaterin Claudia Ziegler. Er zeichne sich durch Einfühlungsvermögen aus, sei nicht voreingenommen und habe das Talent, Jung und Alt charmant um den Finger zu wickeln,sagt sie weiter und ihre Kollegen am Bankschalter nicken.

Dem Deutschen Städte- und Gemeindebund sind auf Anfrage keine jüngeren Bürgermeister als Rottmann bekannt. Es gebe jedoch keine offizielle Statistik, die auch das Alter der Rathauschefs einbezieht. „Dass ich jung bin, war eher ein Hemmnis für mich“, sagt der gebürtige Unterfranke. „Was will denn der Stift, der Lehrling auf dem Rathaussessel“, hätten sich viele ältere Menschen gefragt. Rottmann hat nun acht Jahre Zeit, seinen Wählern und Nichtwählern zu beweisen, dass er Schonungen regieren kann. Wenn es nach Rottmann geht, bleibt er auch danach der Chef im Rathaus. „Ich hoffe allerdings, dass ich 2020 nicht nur mit drei Stimmen Vorsprung gewinne.“

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