Vom Bamberger Kneipenexperten zum Bierpapst

17.5.2014, 05:50 Uhr
Vom Bamberger Kneipenexperten zum Bierpapst

© Christian Rothmund

Manche Karrieren verlaufen sehr geradlinig. Bevor Markus Raupach begann, Kneipen- und Bierführer zu schreiben, war er Kneipen- und Bierführer. „Weil das Studium in einer anderen Stadt zu teuer gewesen wäre, bin ich in Bamberg geblieben und hab dort studiert“, erzählt Raupach. Und da die auswärtigen Kommilitonen natürlich wissen wollten, wo man in der oberfränkischen Stadt abends — oder manchmal auch schon am Nachmittag — am besten hingeht, wurde der einheimische Raupach mehr oder weniger zwangsläufig in die Rolle eines „Kneipensachverständigen“ gedrängt.

Der angehende Germanist und Historiker ist den in ihn gesetzten Erwartungen seiner Mitstudenten gern und — wie seine achtjährige Studienzeit beweist — gründlich nachgekommen. Bamberg bietet schließlich zahlreiche Kneipen und einige wunderschöne Bierkeller. Von den 65 Brauereien, die Bamberg vor 200 Jahren mal hatte, gibt es zwar nur noch neun, aber auch das reicht aus, um den Titel Bierstadt mit Stolz tragen zu dürfen.

Wie man in anderen Städten je nach Viertel, in dem man aufwächst, sein Herz einem bestimmten Fußballverein schenkt, bekennt man sich in Bamberg zu einer Brauerei. Markus Raupach lebte als Sohn eines Polizisten im Stadtteil Wunderburg. Dort gab es gleich zwei Möglichkeiten: Keesmann oder Mahrs Bräu. „Meine Eltern gehörten zur Mahr-Fraktion“, erzählt der 40-Jährige. Die ersten Jahre als Bierkonsument prägte das auch beim Sohn. Zur ewigen Treue hat es nicht gereicht. Dazu lernte Raupach zu früh die faszinierende Vielfalt des Genussmittels Bier zu schätzen.

Eigene Medienagentur

Und die Beschäftigung mit dem Thema erfolgte außerdem bald auf sehr professioneller Basis. Noch als Student hatte Raupach 1997 eine Medienagentur gegründet. Gerade mal 23 Jahre war der Bamberger damals alt, was dann auch den etwas albernen Agenturnamen „Secret-Service“ entschuldigt. Seit Bastian Böttner als Partner einstieg, heißt das Unternehmen GuideMedia. Denn schriftliche Guides, Führer, waren wesentlicher Teil der Geschäftsidee. 2005 hatte Raupach aus seinen studentischen Kneipenführer-Erfahrungen ein erstes Buch — „Bambergs beste Kneipen“ — gemacht. Noch heute wundert er sich über den Erfolg dieser Idee. „Das war der Hammer, wie das eingeschlagen hat.“

Beruflich war Raupach damit für die Germanistik und die Geschichtsforschung so gut wie verloren. Obwohl historische Recherchen immer noch eine wichtige Rolle bei seiner Arbeit spielen. Auf 17 Buchtitel hat es das „Bierpapst-Duo“ Raupach/Böttner mittlerweile gebracht. Alle Werke kreisen irgendwie um die großen fränkischen Themen Bier, Wirtshaus und Genuss. Zuletzt erschienen im Verlag Nürnberger Presse „Brauereien und Brauereigasthöfe in Franken“ sowie „Die schönsten Bierkeller und Biergärten in Franken“.

Irgendwann, das war klar, musste der Blick des zum Bierfachmann und im vergangenen Jahr zum geprüften Biersommelier gereiften Autors über Frankens Grenzen hinausgehen. Das Ergebnis ist ab Ende nächster Woche in den Geschäftsstellen der Nürnberger Nachrichten und der angeschlossen Heimatverlage sowie im Buchhandel zu erwerben: „Bier aus Bayern“ — ein Führer durch die mehr als 550 Braustätten des Freistaats. Ergänzt durch eine App, die einen digital durch die weiß-blaue Brauwelt führt.

Bayern haben aufgeholt

Es ist das Ergebnis zahlloser Exkursionen, Besuche in 120 Jahre alten Sudhäusern und chromblinkenden, neuen Braustätten. Die Frage, wer das bessere Bier macht, die Franken oder die Altbayern, ist schwerer zu beantworten denn je. „Vor vier, fünf Jahren hätte ich gesagt, die Franken haben die Nase weit vorn“, sagt Raupach. „Aber überall in Altbayern sind mittlerweile sehr gute neue Biere entstanden. Die sind absolut ebenbürtig.“

Bastian Böttner/Markus Raupach, Bier aus Bayern — Bavarian Beer Guide, Verlag Nürnberger Presse, 672 Seiten, 19,90 Euro. Ab Ende nächster Woche erhältlich.
 

Die Bücher "Bier in Bayern", "Die schönsten Bierkeller und Biergärten in Franken", sowie "Brauereien und Brauereigasthöfe in Franken" sind hier erhältlich. Die Bier-App ist sowohl im App-Store als auch im Google-Play-Store ab sofort verfügbar
 

Verwandte Themen


Keine Kommentare