"Wasserampeln" auf der Pegnitz: Kanubetrieb verlagert sich

8.8.2018, 06:00 Uhr
Die Beschilderung und der Ausbau der Pegnitz für Kanuten ist im bisherigen Revier vorbildlich – ein neues Teilstück zwischen Hohenstadt und Hersbruck müsste entsprechend nachgerüstet werden.

© Kanu Pegnitzaktion Die Beschilderung und der Ausbau der Pegnitz für Kanuten ist im bisherigen Revier vorbildlich – ein neues Teilstück zwischen Hohenstadt und Hersbruck müsste entsprechend nachgerüstet werden.

"Es gibt Stimmen in beide Richtungen in beiden Lagern",  sagt Bernd Hölzel, Leiter der Stabsstelle Regionalentwicklung im Kreis Nürnberger Land: Das eine Lager will die Pegnitz für naturnahen Tourismus nutzen, das andere pocht auf den Schutz des Biotops. Dazwischen gibt es eine Bandbreite an Zwischenmeinungen und gegenseitigen Zugeständnissen.

Die Beschilderung der Pegnitz ist im bisherigen Revier erfolgt.

Die Beschilderung der Pegnitz ist im bisherigen Revier erfolgt.

So scharf wie an der oberfränkischen Wiesent werde nicht aufeinander geschossen, so die Beobachtung des Regionalmanagers – und die 2017 eingeführte Ampelregelung auf der Homepage des Kreises habe daran Anteil: "Einen guten Kompromiss erkennt man daran, dass keine der beiden Parteien vollauf zufrieden ist", sagt Hölzel. "Obwohl aufgrund der klimatischen Gegebenheiten die Kanuverleiher gerade klar das Nachsehen haben."

An deren Kritik hat sich gegenüber dem Vorjahr nichts verändert: Nach wie vor sei eine Schädigung von Flora und Fauna in der und um die Pegnitz durch das Kanufahren nicht durch ein aussagekräftiges Monitoring nachgewiesen, betont etwa "Kanutom" Schneider, der seit vielen Jahren einen Verleih an der Pegnitz betreibt. "Eine flexible, eigenverantwortliche Lösung wäre allen Verleihern von Anfang an lieber gewesen." So sei bereits vor Einführung der Ampel bei Niedrigwasser in der Pegnitz praktiziert worden, ab Rupprechtstegen nur Kanus mit zwei Mann Besatzung und die Familien erst ab Artelshofen zuzulassen. Insgesamt hätten die Kunden zwar Verständnis für die Neuregelung an der Pegnitz, so Schneider. Buchungsrückgänge zwischen 30 und 40 Prozent seien dennoch zu verbuchen – zu viel für die selbstständigen Verleiher.

Rad- vor Kanuszene

Aufgrund unbestätigter Erhebungen will man seitens des Landratsamtes nicht über fördernde Aktivitäten für die Kanuszene nachdenken, erklärt Hölzel. Ohnehin sei das Hauptstandbein der Touristikentwicklung im Nürnberger Land eher das Wandern und Radfahren. "Wir werden den Kanutourismus nicht aktiv bewerben, die bestehenden Anbieter aber nicht hängen lassen", erklärt Hölzel.

Auch Kanutom Schneider bestätigt einen grundsätzlich guten Austausch der Kanuverleiher mit dem Landratsamt, der sich etwa in der kurzfristigen Verlegung der Anlegestelle in Artelshofen wegen der dortigen Kirchweih bestätigte. Auch hat sich nun die Option aufgetan, die Kanutouren auf der Pegnitz über den bisherigen Endpunkt Hohenstadt hinaus bis nach Hersbruck auszudehnen. "Der Abschnitt ist landschaftlich sehr schön und kommt bei der Kundschaft gut an", beobachtet Schneider.

Auch Hölzel ist von der Verlagerung der Kanuroute nach hinten tendenziell eher angetan, da dadurch die Stadt Hersbruck an den Kanutourismus angedockt wird. Außerdem sei vor dem Hintergrund der Klimaentwicklung und der anhaltenden Trockenheit eine Verschiebung der Kanuroute mehr in die ganzjährig befahrbare Zone hinein ein langfristig tragbarer Kompromiss. Sollte sich dieser neue Abschnitt etablieren, müsste er allerdings dringend beschildert werden sowie von Seiten der Gemeinden für geeignete Ein- und Ausstiege gesorgt werden, sagt Hölzel. Anrainerbeschwerden aus dem neuen Fluss-abschnitt zwischen Hohenstadt und Hersbruck lägen dem Landratsamt bislang nicht vor.

© NZ Infografik

Wenig Bedenken für die Umwelt

Aus Sicht von Christina Hofmann, Leiterin der Abteilung für Umwelt im Landratsamt Nürnberger Land, spreche nichts gegen einen Nutzung der Pegnitz in diesem Abschnitt als Kanurevier. "Allerdings haben wir das jetzt noch nicht rechtlich belastbar geprüft", räumt Hofmann ein. Ein weiterer Fokus ihrer Abteilung liege derzeit im Flussabschnitt bei Artelshofen, der nun als Startpunkt aller Touren stärker belastet werde als in den Vorjahren.

Die Ampellösung hält sie ebenso wie Hölzel für einen guten Kompromiss – es habe auch bei der alljährlichen Kanubesprechung des Landratsamtes mit allen beteiligten keine massiven Beschwerden gegeben. Nichtsdestotrotz wird die Änderung der Allgemeinverfügung, die die Ampeln 2017 einführte, beklagt. Ein erster Gerichtstermin vor dem Verwaltungsgericht Ansbach zur prozessualen Abstimmung habe bereits stattgefunden. Im Herbst könnte eine Entscheidung fallen.

Den Sommer über will Hofmann ein Monitoring über die Situation am Fluss rund um Artelshofen durchführen, um verlässliche Informationen zu erheben. Innerhalb des Natura 2000-Schutzgebietes im Oberlauf der Pegnitz reichen allerdings laut Hofmann wegen des Vorsorge-Prinzips bereits hohe Wahrscheinlichkeiten einer Beeinträchtigung der Tier- und Pflanzenwelt aus, um den Kanubetrieb einzuschränken.

Die "Kanu-Ampel" im Internet:
urlaub.nuernberger-land.de/aktiv/kanu-wassersport/kanufahren.html

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